26. Mär 2024
Die Elektromobilität wächst – ist aber kein Selbstläufer. Im Gespräch mit Krispin Romang, Geschäftsführer von Swiss eMobility, Bern.
Krispin Romang, Geschäftsführer von Swiss eMobility, Bern
2023 betrug der Anteil der Elektroautos in der Schweiz knapp 21 %, über ein Viertel der verkauften Elektroautos fällt dabei auf die Deutschschweiz, in Zürich war der Anteil im nationalen Vergleich am grössten*. Wie der Elektromobilitätsverband Swiss eMobility ermittelte, setzt sich damit das Wachstum der Elektromobilität fort, jedoch weniger stark wie erwartet.
Herr Romang, vor welchen Hürden stehen Unternehmen bei der Elektrifizierung in Bezug auf E-Mobilität? Es gilt, den Umstieg von fossilen auf elektrische Fahrzeuge gesamtheitlich anzugehen. Im Gegensatz zu einem Verbrennerfahrzeug brauchen Elektrofahrzeuge Lademöglichkeiten nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern auch am Wohnort des Mitarbeitenden und am Arbeitsplatz. Viele Unternehmen holen sich deshalb von qualifizierten Partner Unterstützung für das Elektrifizierungsprojekt. Die grösste Herausforderung stellt sich bei den Ladeinfrastrukturen. Zudem gilt es Fragen bezüglich der Spesenhandhabung und Steuern zu klären.
Wo sehen Sie Lösungsansätze? Für Unternehmen ist das sogenannte Recht auf Laden, die Berechtigung zur Installation von Ladeinfrastrukturen im Miet- oder Stockwerkeigentumsverhältnis gleichermassen wichtig. Ein entsprechender politischer Vorstoss ist immer noch hängig. Leider hat es die Schweiz nach wie vor nicht geschafft, bei der Besteuerung des privaten Anteils der Dienstwagen, Nachteile für die Elektroautos zu eliminieren. Zudem sollte zeitnah das Musterspesenreglement der Steuerkonferenz überarbeitet werden. Dabei geht es um die Rückvergütung der Energiekosten.
Wie schätzen Sie den aktuellen und zukünftigen Bestand an LI-Batterien ein? Muss mit Engpässen gerechnet werden? Die Verfügbarkeit der benötigten Rohstoffe wird als unproblematisch betrachtet. Am ehesten könnte Knappheit beim Lithium bestehen, wobei der verwendete Anteil in Batterien klein ist und abnimmt. Zudem können die Batterien recycliert werden, die Wiedergewinnungsquote ist hoch. Der Fokus liegt derzeit auf der Produktionskapazität, welche in grossem Tempo erhöht wird. Hierbei erscheint es uns wichtig, dass auch vermehrt Produktionsanlagen ausserhalb von Asien entstehen.
Gibt es Vorreiterländer, an denen sich die Schweiz orientieren kann oder sollte? Da wir bei der Elektrifizierung im europäischen Bereich kontinuierlich zurückfallen, gibt es mittlerweile einige Länder, an denen wir uns orientieren können. Insbesondere Skandinavien und die Beneluxstaaten sind uns deutlich voraus. Der grösste Unterschied besteht aus meiner Sicht beim klaren Bekenntnis zur Elektromobilität. Die Leitmärkte haben Ziele zur Elektrifizierung gesetzt und ergreifen Massnahmen, um diese zu erreichen. Die Schweiz ist hingegen ein Land der Zögerer und Zauderer geworden. Wir wollen weder fördern noch die Entwicklung erleichtern. Die vollständige Elektrifizierung kommt, unabhängig, ob wir dies wollen oder bereit sind dafür. Und nach meiner Einschätzung sind wir heute noch nicht bereit dafür. *Quelle: Swiss eMobility 2023