27. Jun 2024
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Foto: BVMed
Stellen Sie sich vor: Wir nutzen bestehende Gesundheitsdaten auf nationaler und internationaler Ebene so effektiv, dass wir Krankheiten noch besser vorbeugen, noch frühzeitiger erkennen und noch passgenauer behandeln. Und, dass wir noch schneller und effektiver MedTech-Produkte entwickeln und verbessern. Denn Daten liegen dank der Anwendung von international anerkannten Standards gut strukturiert vor. Und auch forschende Unternehmen können gleichberechtigt sowie unbürokratisch darauf zugreifen.
Dr. Marc-Pierre Möll, seit April 2019 Geschäftsführer des Bundesverbandes Medizintechnologie e. V. in Berlin sowie Geschäftsführer der BVMed-Akademie & Mitglied des BVMed-Vorstands
Stellen Sie sich vor: Wir haben ein sektorenübergreifendes und interdisziplinäres Gesundheitsnetzwerk, das ein koordiniertes Therapiemanagement ermöglicht. Denn die Zusammenarbeit und Interaktion zwischen den Akteuren der Gesundheitsversorgung wird durch Instrumente wie die digitale Patientenakte, Telekonsultationen oder Register unterstützt.
Stellen Sie sich vor: Ärztliche und nicht-ärztliche Fachkräfte im Gesundheitssystem haben endlich Zeit, sich individuell um Patienten zu kümmern. Denn digitale medizintechnologische Lösungen und KI verbessern ihre Arbeitsprozesse, übernehmen Routineaufgaben und unterstützen bei der Diagnose und Therapie.
Stellen Sie sich vor: Patienten werden gestärkt und haben ein besseres Verständnis für ihre Gesundheit und Therapie. Denn sie können beides selbstständig und besser tracken, verstehen und managen – unter anderem durch digitale Gesundheitsanwendungen und Hilfsmittel mit Sensorik.
Stellen Sie sich vor: Wir sind für Krisensituationen gut gewappnet und wissen in Echtzeit, welche Medizinprodukte und Arzneimittel wo und in welcher Menge zur Verfügung stehen. Denn wir haben eine digitale Bestandsplattform für versorgungskritische Medizinprodukte und Arzneimittel.
Diese Beispiele zeigen: Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung, digitale Medizinprodukte und eine bessere Nutzung von Gesundheitsdaten haben das Potenzial, unsere Gesundheitsversorgung zu revolutionieren. Und damit meinen wir nicht in Zukunft, sondern schon jetzt. Denn: Das Wissen dazu und die Technik sind bereits da. Jetzt müssen wir die digitale Transformation schneller in die Praxis bringen.
Wie sehen die politischen Rahmenbedingungen aus? Im März 2023 wurde die lang erwartete „Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege“ vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht. In diesem Jahr wurden mit dem Digital-Gesetz und dem Gesundheitsdaten-Nutzungsgesetz zwei maßgebliche Gesetzesvorhaben verabschiedet. Gesundheitsminister Lauterbach bezeichnete die neuen Regelungen als einen „Durchbruch“ für die Gesundheitsversorgung und erklärte: „Somit werden wir langfristig in Europa das interessanteste Land sein, in dem Wissenschaftler solche Studien überhaupt machen können.“ Auf europäischer Ebene soll der Europäische Raum für Gesundheitsdaten (EHDS) die Grundlage für den Datenaustausch und die Datennutzung für Unternehmen legen. Es geht also voran.
Wir benötigen nun eine konsequente Umsetzung digitaler Prozesse auf Basis von internationalen Standards. Denn die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung ist eine der größten Chancen für ein noch besseres und zukunftsfähiges Gesundheitssystem in Deutschland.