31. Dez 2024
Interview mit der Biologin und Projektleiterin von Pro Wildlife Katharina Lameter über die Gefahren von Wildtierhandel und -privathaltung.
Katharina Lameter, Biologin und Projektleiterin von Pro Wildlife
Warum gehören exotische Wildtiere nicht ins Wohnzimmer? Exotische Wildtiere sind und bleiben Wildtiere und haben daher im Privathaushalt nichts verloren, weil ihre artgerechte Haltung aufgrund der besonderen Bedürfnisse hinsichtlich Sozialverhalten, Nahrung und Lebensraum dort in der Regel nicht möglich ist. Haltungsbedingte Erkrankungen der Tiere sind eine häufige Folge. Viele der Tiere werden zudem in Tierheime abgegeben oder ausgesetzt, weil die neuen Besitzer überfordert sind.
Auch die Tierhalter tragen ein gesundheitliches Risiko, oder? Ja. Zum einen, weil auch gefährliche Tiere gehalten werden dürfen, wie beispielsweise Giftschlangen oder Tiere wie Großkatzen, die aufgrund ihrer Körpermasse und ihrer Kraft für den Menschen potenziell gefährlich sind. Darüber hinaus gibt es viele Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, sogenannte Zoonosen. In Deutschland gab es einen Fall mit Bunthörnchen, wo eine entsprechende zoonotische Erkrankung insgesamt vier Menschen das Leben gekostet hat. Mpox, früher Affenpocken genannt, sind ein weiteres Beispiel für eine mitunter tödliche Infektionskrankheit, deren natürliche Wirte verschiedene Nagetiere sind.
Welche Probleme entstehen durch den Wildtierhandel? Deutschland gehört zu den Hauptabsatzmärkten im internationalen Wildtierhandel. Viele Tiere werden noch immer aus der Natur gefangen, was die Artenvielfalt und sogar ganze Ökosysteme gefährdet. Auch die hiesige Tierwelt ist bedroht, da mit den Wildtieren Krankheitserreger importiert werden, die für heimische Tiere gefährlich sein können. Außerdem können invasive Arten unsere heimische Artenvielfalt bedrohen. Darüber hinaus hat auch der Wildtierhandel ein Tierschutzproblem: Bei Fang, Zwischenlagerung und Transport sterben viele Tiere oder leiden unter meist katastrophalen tierschutzwidrigen und unhygienischen Bedingungen.
Warum ist der Handel so schwer zu kontrollieren – und teilweise immer noch legal? Das Problem ist, dass es keine bundeseinheitlichen Regelungen gibt, die die Privathaltung und den Handel mit exotischen Haustieren regulieren. Das hat zur Folge, dass sich jeder nahezu alles halten kann. Zehn Bundesländer haben auf diesen Missstand bereits reagiert und zumindest die Haltung von Gift- bzw. Gefahrtieren reguliert – in den sechs anderen Bundesländern kann weiterhin jedes Tier gehalten werden.
Exotische Wildtiere gehören nicht ins Wohnzimmer und schon gar nicht unter den Weihnachtsbaum.
Was fordern Sie? Wir brauchen unbedingt einen präventiven Ansatz, der den Wildtierhandel und die Privathaltung von Wildtieren reguliert, sodass nur noch Tierarten als Haustiere gehalten werden dürfen, die sich auch dafür eignen – sowohl auf deutscher als auch auf EU-Ebene. Das Ganze nennt sich Positivliste. Innerhalb der EU haben bereits zwölf Länder reagiert und eine Positivliste für bestimmte Tiergruppen erlassen, beispielsweise Belgien und die Niederlande.
Die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife bittet alle tierlieben Menschen, gar keine Tiere und definitiv keine Wildtiere zu verschenken. Wer auf der Suche nach einem ausgefallenen, tierischen Weihnachtsgeschenk ist, kann mit einer Geschenkspende oder einer von vier Geschenkpatenschaften für die Schutzprojekte von Pro Wildlife Affen, Löwen, Elefanten und Delfinen eine Zukunft geben. Eine personalisierte Urkunde mitsamt Affenplüschtier oder Delfinarmband macht sich besser unter dem Weihnachtsbaum als ein lebendiges Tier.