1. Sept 2023
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Foto: Presse
E-Autos als Stromspeicher ins Netz einzubinden, ist keine Utopie. Bidirektionale DC-Ladetechnik für Fahrzeugbatterien kann überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energiequellen speichern und bei Bedarf wieder zurück ins Haus- oder Stromnetz geben. So wird die Netzstabilität mit zunehmend erneuerbarer Energie unterstützt.
Dr. Jörg Heuer, CEO von EcoG; Foto: Presse
Die Idee ist so einfach wie bahnbrechend: Warum nicht E-Autos nutzen, um sie als Stromspeicher mit dem Netz zu koppeln. Vollgeladene Batterien können den Strombedarf eines typischen Familienhaushalts für 10-14 Tage decken, 1-2 Tage sind ohne Mobilitätseinbußen möglich. Auf unseren Straßen fahren bereits jetzt mobile Kraftwerke mit enormer Power. Die Anzahl zugelassener Elektroautos in Deutschland überstieg Ende 2022 erstmals die Millionenmarke. Zum Stichtag 1. April 2023 waren es laut Statista 1,08 Millionen rein elektrische PKW. Für 2030 rechnen Experten in Deutschland mit bis zu 15 Millionen elektrischen Fahrzeugen. Die Speicherkapazität von Elektroautos wird durch bidirektionales Laden nutzbar: Mittels der Technologie können E-Fahrzeuge ge- und entladen werden. Konkret wird es dadurch möglich, bei Überschuss erneuerbare Energie zu speichern und später wieder zurückzuspeisen – etwa dann, wenn die Photovoltaikanlage nicht genügend Energie produziert oder der Preis für Strom aus dem Netz gerade sehr hoch ist.
Vollgeladene Batterien können den Strombedarf eines typischen Familienhaushalts für 10-14 Tage decken, 1-2 Tage sind ohne Mobilitätseinbußen möglich.
Die Möglichkeiten, die sich aus der Nutzung der Batterien in den Fahrzeugen ergeben, sind enorm, wie Dr. Jörg Heuer, CEO von EcoG, weiß. Sein Unternehmen unterstützt bereits 15 % der europäischen Produktion von DC-Ladeinfrastruktur mit innovativen Referenzdesigns, Controllern und Software für Ladestationen. „Das Potenzial der Akkus von E-Autos als Energiespeicher ist größer als das aller Pumpspeicher in Deutschland zusammen“, sagt der Experte. „Die Batterien können für mehr Netzstabilität sorgen, was bei zunehmend volatiler Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen ein Schlüssel für eine stabile Versorgung ist.“
Für eine massentaugliche Lösung ist es laut dem Lade-Experten zudem nötig, dass Ladestationen und Fahrzeuge jeder Marke miteinander kommunizieren können. Um dies sicherzustellen, hat EcoG mit der Automobilindustrie im Branchenverband CharIN eine auf dem neuen Standard ISO 15118-20 basierende Anwendungsrichtlinie für bidirektionalen Leistungsfluss entwickelt und getestet. Das Ergebnis ist eine einheitliche Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Ladeinfrastruktur. „Bei rund 95 Prozent der Fahrzeuge gibt es heute die Möglichkeit, die Funktionalität für bidirektionales DC-Laden per Softwareupdate zu realisieren, ganz anders als beim AC-Laden. Deswegen glauben wir, genauso wie viele Automobilkonzerne, an die Zukunft des bidirektionalen DC-Ladens“, sagt Dr. Jörg Heuer. Und das ist der große Trumpf im Streben um die richtige Technik: Die meisten bereits zugelassenen E-Autos sind alle mit der DC-Technologie ausgestattet und benötigen statt einer Hardware-Modifikation lediglich ein Softwareupdate. Diese könnte dann, je nach regulatorischen Ansprüchen, aktualisiert werden – digital, schnell und großflächig.
Noch ist die Technik nicht im breiten Einsatz, weil systemische Veränderungen beim Netzbetreiber wie auch bei Regulierungsbehörden normalerweise einen langen Vorlauf benötigen. Gemessen am hohen Potential, nachhaltige Mobilität und die Integration erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Netzstabilisierung umzusetzen, haben wir diese Zeit nicht. Daher muss an einem regulatorischen Stufenmodell gearbeitet werden, in dem zunächst einfache Szenarien, wie die zeitweise Eigenheim-Versorgung schnell regulatorisch ermöglicht werden. „Die Nutzung der Energie des E-Autos im Haushalt muss als erster Schritt ermöglicht werden. Ohne ein Stufenmodell werden aufgrund regulatorischer Gründe weitere fünf Jahre vergehen, ohne Nutzen aus dem existierenden Potential zu ziehen“, erklärt Dr. Jörg Heuer von EcoG. „So viel Zeit dürfen wir nicht verstreichen lassen. Das bidirektionale DC-Laden ist ein Schlüsselelement der Energiewende und wir brauchen eine pragmatische und über die Zeit adaptive Regulatorik.“