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30. Jun 2025

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Wirtschaft

Technik am Puls der Lieferkette

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Pexels

Künstliche Intelligenz und Process Mining optimieren nicht nur Effizienz und Transparenz, sondern verknüpfen digitale Innovation direkt mit nachhaltigen Zielen.

Supply-Chain-Management gleicht zunehmend einer gut geölten Maschine, in der jede Komponente optimal zusammenarbeitet. Im Bereich Bestandsmanagement ermöglichen KI-gestützte Prognosen eine präzise Bedarfsplanung. Lagerbestände sinken um bis zu dreißig Prozent, während Kapital freigesetzt wird. Die Algorithmen analysieren historische Verkaufsdaten und berücksichtigen saisonale Schwankungen. So liefert die Künstliche Intelligenz genau die Mengen, die wirklich benötigt werden, und verhindert Überbestände.

Zusätzlich profitiert die Transportlogistik von Echtzeit-Routenplanung auf Basis von Process Mining. Algorithmen erkennen Staus und senken so den Kraftstoffverbrauch spürbar. Durch laufend aktualisierte Verkehrsinformationen können Speditionen Hindernissen automatisch ausweichen – dieser datengetriebene Ansatz spart nicht nur Zeit, sondern gleichzeitig CO₂-Emissionen. Und dann gibt es ja noch Process Mining, das verborgene Engpässe aufdeckt. Es visualisiert komplette Prozessketten, etwa bei der Auftragsabwicklung oder im Wareneingang. Mitarbeitende erkennen damit sofort, wo Abläufe stocken.

Order-Management wird durch KI zum Automatisierungsmeister: Preisvergleiche finden in Echtzeit statt, Vertragsklauseln prüft eine Software, und Compliance-Checks fließen in jede Bestellung ein. Umwelt- und Sozialkriterien landen lückenlos im Einkaufsprozess. So wird nachhaltige Beschaffung dank Blockchain-Technologie zur Selbstverständlichkeit. Jede Station einer Ware – von der Rohstoffquelle bis zum Kunden – lässt sich unveränderbar dokumentieren. Kunden erhalten dank dieser Prozesse nachvollziehbare Informationen zur Herkunft und zum CO₂-Fußabdruck. Getreu dem Motto: Vertrauen entsteht durch Transparenz.

Selbst ESG-Compliance soll mit digitalen Dashboards zum Kinderspiel werden. Unternehmen überwachen ihre CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch und faire Arbeitsbedingungen in Echtzeit. Ein großer Lebensmittelhändler reduzierte so seinen Verpackungsmüll um 25 Prozent, nachdem er digitale Monitoring-Tools implementiert hatte. Eins ist klar: Die Integration von ESG-Daten in Management-Reports erhöht die Transparenz gegenüber Investoren und Regulierungsbehörden. Rating-Agenturen bewerten Unternehmen heute verstärkt nach ihrer digitalen Lieferketten-Compliance. Eine robuste, resiliente digitale Infrastruktur trägt zum Wettbewerbsvorteil und damit zur Basis für langfristiges Wachstum bei.

Eine robuste, resiliente digitale Infrastruktur trägt zum Wettbewerbsvorteil und damit zur Basis für langfristiges Wachstum bei.

Das Klimaschutz und Digitalisierung Hand in Hand gehen, betont Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts. „Wenn wir über internationalen Klimaschutz sprechen, sollten wir Digitalisierung und Künstliche Intelligenz als integralen Bestandteil der Programmentwicklung begreifen. Weltweit werden Milliardensummen in die digitale Infrastruktur investiert. Das sollte klima- und ressourcenschonend geschehen. Bisher gibt es jedoch keine Standards für eine grüne digitale Infrastruktur.“

Ein Vergleich macht klar, wie stark moderne SCM-Technik wirken kann: Wer früher Karte und Kompass benutzte, orientiert sich heute per GPS – präziser, schneller und zuverlässiger. Dennoch bleibt das Management der Lotse, der Kurs und Tempo vorgibt. Künstliche Intelligenz und Process Mining sind wertvolle Crewmitglieder, die das Schiff sicher durch stürmische Märkte steuern. Unternehmen, die jetzt in diese Technologien investieren, setzen auf Effizienz, Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.