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20. Sep 2022

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Gesellschaft

Der Lebenszyklus wird immer wichtiger

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Pressefoto/DGNB, Evgeniy Surzhan/unsplash

Der Anlagenbau spielt für die Nachhaltigkeit eine große Rolle, erklärt Christine Lemaitre von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

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Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)

Die Bauwirtschaft unternimmt Anstrengungen, um nachhaltiger zu bauen. Welche Bedeutung kommt dem Anlagenbau dabei zu? 

Dem Anlagenbau kommt dabei eine signifikante Rolle zu. Wie bei jedem Bauprojekt werden auch beim Anlagenbau CO2-Emissionen verursacht und wertvolle Ressourcen verbaut, die es zu erhalten gilt. Zudem ermöglicht er es, die richtige Infrastruktur für Gebäude, Industrie und Standorte sicherzustellen, ich denke da zum Beispiel an die Versorgungstechnik und -leitungen.

Gibt es besondere Anforderungen und Herausforderungen?

Wir sollten wie bei allen Bauprojekten auf lange Nutzungsdauern sowie die Austauschbarkeit und Wiederverwendung von Komponenten achten (Lebenszyklus). Der Anlagenbau muss im Speziellen auf technische Neuerungen adaptiv und sinnvoll reagieren können, ohne alles wieder zurückbauen zu müssen.

Welche Möglichkeiten gibt es für ein nachhaltigeres Bauen im Anlagenbau?

Der größte Hebel ist sicherlich das Suffizienzprinzip. Flächensuffizienz meint das sinnvolle Zusammenstellen der technischen Komponenten, Versiegelung zu vermeiden und auf bestehende Flächen zu gehen. Materialsuffizienz meint, wirklich nur das zu verbauen, was unbedingt benötigt wird. Natürlich geht es aber auch darum, den CO2-Fußabdruck des Baus und des Betriebs zu reduzieren und jegliche Umweltschäden zu vermeiden. Bei allen Räumen, die von Menschen genutzt werden, geht es auch darum, eine gesunde Innenraumluft zu schaffen, durch die Vermeidung von Schad- und Risikostoffen in Baumaterialien.

Welche Zertifizierungsmöglichkeiten gibt es?

Eine DGNB Zertifizierung für den Anlagenbau gibt es nicht. Die Anlagen sind ja zumeist hochtechnisierte Netzwerke von Systemen. Da liegt der Fokus der Normung und Standards auf dem Thema Funktionalität und Qualitätssicherung sowie technischer Zertifizierungen. Es ist aber perspektivisch natürlich nicht ausgeschlossen, auch ein System wie das der DGNB, das die Übererfüllung von Kriterien fordert, zu entwickeln.

Häufig wird nachhaltiges Bauen automatisch mit höheren Kosten verbunden. Ist das richtig?

Nein, natürlich nicht. Die Frage ist doch, was ist die Alternative zu qualitätsvollem Bauen mit langfristigem Werterhalt, wie es das nachhaltige Bauen fordert? Wer die Lebenszykluskosten miteinbezieht, die das Gebäude von der Errichtung über die Betriebs- und Instandhaltungsphase bis hin zum Rückbau betrachten, sieht schnell, dass er auch finanziell vom nachhaltigen Bau profitiert. Entscheidend ist die frühe Festlegung der Nachhaltigkeitsziele, um die ganze Planung darauf auszurichten, einen klimapositiven Bau mit niedrigen Energie- und CO2-Kosten, wiederverwendbaren Materialien und flexibel adaptierbaren Elementen zu errichten.

An welchen Stellschrauben könnte es in Zukunft wichtige Entwicklungen geben? Woran wird beispielsweise geforscht?

Beim ganzen Thema Materialität und zirkuläre Wertschöpfung tut sich gerade einiges. Für den Anlagenbau ist das ja insbesondere hinsichtlich der technischen Komponenten besonders wichtig. Wir sehen aber auch schon, dass sich Geschäftsmodelle ändern und Materialien, Bauteile, Komponenten nicht mehr verkauft werden, sondern nur die Nutzung bezahlt wird. Damit gehört das Bauteil weiterhin dem Hersteller, der für dessen Langlebigkeit und Qualität sorgt.

Neben dem Thema Nachhaltigkeit dreht sich ja vieles im Bau auch um Building Information Modelling, kurz BIM. Ist BIM ein wichtiger Hebel auch im Anlagenbau?

Ja, denn BIM ermöglicht im 3D-Modell eine sinnvolle ganzheitliche Planung, bei der unterschiedliche Aspekte schnell gegeneinander abgewogen werden können. Denn darum geht es ja beim nachhaltigen Bauen, den Weg zur optimalen Lösung zu finden – durch Prüfung verschiedener Varianten. Auch die Nachhaltigkeitsnachweise und Methoden wie beispielsweise die Ökobilanz lassen sich in BIM implementieren und sehr effizient durchführen. Ich vermute, dass BIM beim Anlagenbau schon viel weiter fortgeschritten ist als beim Hochbau.

Können Sie ein oder zwei Beispiele geben, wie BIM angewendet wird?

BIM bedeutet ja das systematische Zusammenstellen von Aktionen und eine ganzheitliche Betrachtung aller Aspekte des Bauens. Mit BIM lässt sich die Ökobilanz gut implementieren und effizient durchführen. Generell sorgt eine BIM-basierte Planung aber natürlich auch dafür, dass die eingesetzten Materialien und Materialschichten dokumentiert werden und damit für spätere Lebenszyklen sichtbar werden.

Factbox: Ziel der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e. V. ist es, die Themen Nachhaltigkeit Bauen, Planen und Nutzen von Gebäuden und anderen Bauwerken zu in den Fokus zu rücken und zu entwickeln. Bei der DGNB handelt es sich um eine Non-Profit- und Nichtregierungsorganisation.

 

1. Mär 2025

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Gesellschaft

Nachhaltige Verpackungen: Gesundheit, Umwelt und Innovation–ein Beitrag von Dr. Birgit Geueke, Senior Scientific Officer, Food Packaging Forum

Verpackungen sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken – sie schützen Produkte, halten sie frisch und erleichtern den Transport. Doch es gibt auch Schattenseiten: Angesichts wachsender Umweltprobleme durch steigende Emissionen und schwindende Ressourcen wird der Ruf nach nachhaltigen Lösungen lauter. Nachhaltige Verpackungen bedeuten jedoch mehr als nur den Ersatz eines Materials durch ein anderes. Es betrifft auch die Chemikaliensicherheit, den unkritischen Gebrauch von Einwegmaterialien und die Entsorgung. In diesen Bereichen ist rasches und reflektiertes Handeln erforderlich. Es braucht ein neues Bewusstsein, das wir alle mittragen müssen. Nach oft kurzer Nutzung tragen Verpackungen zu den rund 150 kg Hauskehricht bei, die in der Schweiz pro Person und Jahr anfallen. Weit weniger sichtbar ist das Mikroplastik, das aus Kunststoffverpackungen in Mensch und Umwelt gelangen kann. Ebenso besorgniserregend sind die vielen Chemikalien, von denen manche aus der Verpackung in die Lebensmittel übergehen und so in den Körper gelangen. Hormonelle Störungen und ein erhöhtes Krebsrisiko gehören hier zu den möglichen gesundheitlichen Folgen. Weltweite Daten bestätigen, dass wir alle einen Cocktail aus Chemikalien in uns tragen, an dem auch Lebensmittelverpackungen massgeblich beteiligt sind. Daher ist es wichtig, dass bei nachhaltigen Verpackungen die Chemikaliensicherheit berücksichtigt und ausreichend getestet wird. Besonders kritisch ist der Einsatz recycelter Materialien, die nicht vollständig inert sind. Verfahren zum Recycling von Kunststoffen und papierbasierten Materialien sind oft nicht geeignet, chemische Verunreinigungen in ausreichendem Masse zu entfernen und so die Sicherheit zu gewährleisten. In der Schweiz wurde deshalb der direkte Einsatz von Recyclingpapier und -karton im Lebensmittelbereich bereits 2019 stark eingeschränkt. >Kosten sind eine der grössten Hürden, wenn es um nachhaltige und sichere Verpackungen geht. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass jede Erkrankung, die durch Chemikalien verursacht wird, zu viel Leid führt – und unsere Gesundheit eines der wertvollsten Güter ist. Der wichtige Zielkonflikt zwischen der Verringerung von Abfall und dem Schutz der menschlichen Gesundheit ist nicht zu übersehen und zeigt, dass es nicht reicht, sich auf einzelne Aspekte eines Problems zu konzentrieren. Innovative Geschäftsmodelle können aber zu neuen Wegen führen. Mehrwegsysteme und Pfandlösungen haben bewiesen, dass Kreislaufwirtschaft funktioniert – vorausgesetzt die Infrastruktur ist vorhanden und die Materialien sind wirklich kreislauffähig und inert. Sobald solche Lösungen einfach und bequem in unseren Alltag integriert werden können, wird sich auch das Konsumverhalten anpassen. Kosten sind eine der grössten Hürden, wenn es um nachhaltige und sichere Verpackungen geht. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass jede Erkrankung, die durch Chemikalien verursacht wird, zu viel Leid führt – und unsere Gesundheit eines der wertvollsten Güter ist. Auch eine zerstörte Umwelt lässt sich kaum durch Geld wiederherstellen. Langfristig lohnen sich daher Investitionen in Nachhaltigkeit – für unsere Gesundheit, den Planeten und die kommenden Generationen. Nachhaltige und sichere Verpackungen erfordern gemeinsames Handeln. Ob Detailhändler, Verbraucherinnen, Lebensmittelproduzenten und Politik – wir alle müssen an einem Strang ziehen, um Produkte sicher, ressourcenschonend und gesundheitsfreundlich zu verpacken.

31. Dez 2024

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Lifestyle

Vier Bau- und Konsumgüter-Messen im Fokus

**Zukunft des Bauens: Die BAU 2025** Klimagerechtes Bauen ist das Leitthema der Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme. Klimawandel und Ressourceneffizienz stellen auch die Bauwirtschaft vor große Herausforderungen. Neben umweltverträglichen und recyclingfähigen Baumaterialien gilt es gesamte Prozesse des Planens und Bauens ganzheitlich neu zu denken, um negative Umweltauswirkungen möglichst gering zu halten und Lösungswege für mehr Klimaresilienz aufzuzeigen – bei gleichzeitiger Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit. Beim internationalen Treffpunkt für Gebäudeplaner, -bauer, -gestalter und -betreiber BAU 2025 vom 13. bis 17. Januar in München dreht sich alles um das Thema klimagerechtes Bauen: Welche Prozesse braucht es, um Nachhaltigkeit in der Stadt- und Raumplanung wirtschaftlich tragbar umzusetzen? Was bedeutet klimagerechtes Bauen konkret und wie sieht eine klimaresistente Quartiersentwicklung aus? Welche Möglichkeiten bieten intelligente Gebäudemanagementsysteme zur Optimierung des Energieverbrauchs? Dies sind nur einige der Fragestellungen und komplexen Themenbereiche, die die BAU als Plattform bietet, um Austausch und Zusammenarbeit aller Beteiligten der Branche zu fördern und mögliche bautechnische Lösungswege aufzuzeigen. Unter anderem durch überzeugende Best Practices und Produkt- und Systeminnovationen, die auch digitale Tools und gänzlich neue Geschäftsmodelle umfassen. Auf der alle zwei Jahre stattfindenden Messe präsentieren sich sowohl die Marktführer der Branchen als auch innovative Newcomer mit ihren Produkten und Dienstleistungen. Von Architekten, Planern und Handwerkern bis hin zu Investoren und Industrie- und Handelsvertreter kommen auf der BAU alle zusammen, die am Planen, Bauen und Gestalten von Gebäuden beteiligt sind. **Nordwestens Baufachausstellung hanseBAU** Vom 6. bis 9. März 2025 trifft sich die Baubranche in Dresden. Auf der Baumesse HAUS werden über 400 nationale und internationale Aussteller aus den Bereichen Bau, Baustoffe und -elemente, Handwerk, Gebäudetechnik und Immobilien erwartet. Bauunternehmen, Handwerker, Architekten, Planer, Ingenieure und private Bauherren und -interessierte können sich an vier Messetagen auf dem Dresdner Messegelände umfassend über das aktuelle Angebot in allen Bereichen des Planens, Bauens und Sanierens informieren. Ein umfangreiches Vortagsprogramm bietet zudem Impulse zu den vielfältigsten Themengebieten vom ökologischen Bauen, moderner Heiztechnik und Energieeffizienz bei Neubau und Sanierung bis hin zu Baurecht und der Förderung und Finanzierung des Wohnungsbaus in Sachsen. Seit über 30 Jahren steht die HAUS als Beginn der Bausaison fix im Terminkalender der Baubranche Sachsens, laut Veranstalter die stärkste Bauregion Ostdeutschlands. 2024 verzeichnete die Messe über 20.000 Besucher. **Baumesse HAUS in Dresden** Vom 6. bis 9. März 2025 trifft sich die Baubranche in Dresden. Auf der Baumesse HAUS werden über 400 nationale und internationale Aussteller aus den Bereichen Bau, Baustoffe und -elemente, Handwerk, Gebäudetechnik und Immobilien erwartet. Bauunternehmen, Handwerker, Architekten, Planer, Ingenieure und private Bauherren und -interessierte können sich an vier Messetagen auf dem Dresdner Messegelände umfassend über das aktuelle Angebot in allen Bereichen des Planens, Bauens und Sanierens informieren. Ein umfangreiches Vortagsprogramm bietet zudem Impulse zu den vielfältigsten Themengebieten vom ökologischen Bauen, moderner Heiztechnik und Energieeffizienz bei Neubau und Sanierung bis hin zu Baurecht und der Förderung und Finanzierung des Wohnungsbaus in Sachsen. Seit über 30 Jahren steht die HAUS als Beginn der Bausaison fix im Terminkalender der Baubranche Sachsens, laut Veranstalter die stärkste Bauregion Ostdeutschlands. 2024 verzeichnete die Messe über 20.000 Besucher. **Ambiente Frankfurt** Zum Jahresbeginn wird Frankfurt zum Trend-Hotspot und globalen Bühne der Konsumgüterbranche. Mit den Bereichen Dining, Living, Giving und Working spiegelt die führende Messe der Konsumgüterbranche Ambiente vom 7. bis 11. Februar die aktuellen Entwicklungen und Trends von morgen im Konsumgütermarkt wider. Das Fachpublikum aus Händlern, Einkäufern, Interiordesignern und Architekten kann sich auf vielfältige Impulse in vier Produktgruppen freuen: Ambiente Dining zeigt über sechzehn Hallenebenen die Dining-Trends von morgen; Ambiente Living bietet rund ums Wohnen, Einrichten und Dekorieren inspirierende Konzepte und Einrichtungsideen für jedes Interior-Konzept. Ambiente Giving feiert die Vielfalt des Schenkens und gibt von Geschenkartikeln bis hin zu dekorativen Accessoires eine Antwort auf die Giving-Trends der Zukunft. Der noch junge Bereich Ambiente Working thematisiert die Verbindung einer zusammenwachsenden hybriden Arbeitswelt aus Home und Office, Lifestyle und Workstyle und stellt neben Bürobedarf und Schreibwaren das internationale Angebot an Office Design und modernen Work Spaces vor. Begleitende Impulsvorträge informieren über die Trends und aktuelle Entwicklungen rund um den Arbeitsplatz der Zukunft. „Future of Work“ ist nur eines der Metathemen, die die Ambiente 2025 neben Lifestyle und Design aufgreift. Auch die Themen Nachhaltigkeit, Future Retail und Digital Expansion of Trade werden im Rahmen der „Academies der Ambiente“ fokussiert. Die zum Teil online stattfindende Veranstaltungsreihe bietet allen Fachbesuchern Business Insights, vermittelt wichtiges Branchenwissen und ermöglicht es, Praxistipps von namhaften Experten sowie neue Impulse für das eigene Business zu erhalten.