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30. Sep 2021

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Gesellschaft

„Die Geschwindigkeit des Ausbaus zählt“

Journalist: Armin Fuhrer

Thomas Speidel vom BVES fordert im Interview eine beschleunigte Entwicklung der Erneuerbaren Energien. Die Förderung könne aber zum Teil entfallen. 

Thomas Speidel, Präsident des Bundesverband Energiespeicher Systeme e.V.; Foto: Presse

Die EU hat ein Zertifizierungssystem für grünen Wasserstoff beschlossen. Hilft das, den Wasserstoff als klimafreundliche Alternative voranzubringen?

Das mag ein Beitrag sein. Entscheidend ist, dass die Sektorenkopplung endlich Normalität des neuen Energiesystems wird. Auf dem Weg in eine CO2-neutrale Welt müssen die Energietransformationen von Wärme, Strom, Mobilität und Gas uneingeschränkt und in alle Richtungen möglich sein. Technisch geht das. Wenn man die Energiewende wirklich will, ist eine bürokratiefreie Sektorenkopplung der Schlüssel zum Erfolg. Bestands- und Besitzwahrung können nur politisch durchbrochen werden. In der Pandemie wurde sichtbar, was an Mitteln möglich ist, wenn es gewollt ist. Die Notwendigkeit einer CO2-neutralen Energieversorgung ist offenbar politisch noch nicht überall angekommen. 

Ebenso hat die EU beschlossen, bis 2030 den Anteil der Erneuerbaren Energien auf 40 Prozent heraufzuschrauben. Welche Rolle spielen dabei Energiespeicher?

Es ist Allgemeingut, dass die Erneuerbaren weder örtlich noch zeitlich so zur Verfügung stehen, wie die Energie benötigt wird. Hinzu kommt, dass neben den regenerativen Erzeugern auch neue Teilnehmer am elektrischen Energiesystem, wie beispielsweise Wärmepumpen, Elektrolyseure oder die E-Mobilität, für weiteren Bedarf und temporäre Leistungsspitzen sorgen. Ohne ausgleichende Flexibilität – und das sind Speicher – wird es nicht gehen. Hier gilt die Antwort zur vorherigen Frage: So lange die Politik Speicher absichtlich und falsch als „Verbraucher und Erzeuger“ definiert, ist die Bekundung zum Wandel nicht glaubhaft.

Ist die Förderung in Deutschland schon ausreichend?

Aus meiner Sicht kann die Förderung an vielen Stellen sogar entfallen. Insbesondere dort, wo die Technik etabliert und erprobt ist. Hier zählt schlicht die Geschwindigkeit des Ausbaus. Befreien Sie das System von nicht mehr zutreffen-den Regelungen und dem Versuch, die Komplexität in Antragsformulare zu packen, dann entfaltet sich vieles von selbst. Die Randbedingungen auf dem Weg in die CO2-Neutralität definieren und den Menschen wieder mehr in Freiheit zutrauen, lautet die Lösung.

Kommt der Ausbau schnell genug voran, um die E-Mobilität zu fördern?

Nein, kommt er nicht. Bis vor kurzem war es der Autoindustrie egal und man schob das Thema allein der Politik zu. TESLA hat gezeigt, wie E-Mobilität funktioniert. Die Ladeinfrastruktur ist Teil der Plattform. Nachdem die Würfel nun gefallen sind, sind die Rufe nach der Infrastruktur noch lauter. In Deutschland zahlt am Ende der Staat. 

Die Hochwasserkatastrophe hat gezeigt, dass Stromspeicher anfällig sind für Schäden – mit Gefahren für Mensch und Umwelt sind. Haben Sie Tipps, wie Hausbesitzer:innen sich wappnen können?

Es ist beschämend für das Land und verheerend für die Betroffenen, was hier am Ende an Menschenleben und Schäden zu beklagen ist. Ich hoffe, wir lernen daraus und können bei mit Sicherheit auf-tretenden weiteren Ereignissen dieser Art solche Schäden minimieren. Für Batteriespeicher gilt, wie für Öl- und Gastanks auch, dass Umweltschäden und Gefahren gegeben sind. In unserem Verband BVES haben wir zum Thema „Batteriesysteme“ Hinweise zusammengestellt, die auf der Website www.bves.de zu finden sind.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.