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1. Okt 2021

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Gesellschaft

Die große Klammer lautet EcoDesign

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Vieles spricht für Kunststoffverpackungen. Mara Hancker wünscht sich eine differenzierte Diskussion und tragfähige Entscheidungen für mehr Klimaschutz. 

Verpackungen aus Kunststoff zeichnet aus, dass sie leicht, flexibel und hygienisch sind und vor Feuchtigkeit oder auch Stoßeinwirkungen schützen. „Auch bei der Bewertung der Nachhaltigkeit punktet das Material gegenüber anderen Materialien wie Papier oder Glas. Denn Plastikverpackungen benötigen weniger Energie, verursachen weniger Transportaufwand und auch weniger CO2-Emissionen“, sagt Mara Hancker, Geschäftsführerin der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Da Kunststoffverpackungen überwiegend auf fossilen Rohstoffen basieren, sei es umso wichtiger, diese verantwortungsvoll zu recyceln. Schon heute sind in Deutschland 75 Prozent der Haushaltsverpackungen aus Kunststoff recyclingfähig. Im Jahr 2025 sollen es 90 Prozent sein. 

Welche Themen bewegen derzeit die Branche?

Das ist natürlich auch das Corona- Virus. „Von den ökologischen Vorteilen einer Kunststoffverpackung wollte vor wenigen Monaten kaum jemand etwas hören. Fakten waren erschreckend irrelevant für viele Diskussionen und die populistische „Plastikfrei!“-Forderung übertönte viele sachliche Argumente“, so die Erfahrung von Mara Hancker. Infolge der Pandemie sei Versorgungssicherheit nun plötzlich ein Thema, das den Blick auf die Funktionen von Verpackungen lenke. Damit hat sich für Mara Hancker auch die Wahrnehmung von Verpackungen geändert. Sie sieht darin eine Chance für eine „endlich wieder differenzierte Diskussion – hin zu tragfähigen Entscheidungen für mehr Klimaschutz mit Kunststoffen.“ Meeresmüll, Ressourcenschonung oder Abfallsammlungen blieben selbstverständlich weltweit wichtige Herausforderungen. Ein Thema, das die Kunststoffindustrie derzeit beschäftigt, ist auch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. In Deutschland wurde mit der Getrenntsammlung von Verpackungen schon viel erreicht. Lag die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen Anfang der 90er Jahre bei gerade einmal drei Prozent, beträgt sie heute knapp 50 Prozent. Das Verpackungsgesetz hat die Zielquoten für die nächsten Jahre deutlich angehoben. „Recyclingfähigkeit und Rezyklateinsatz sind zwei wichtige Parameter in der Verpackungsgestaltung, aber nicht die einzigen. EcoDesign lautet die große Klammer – also die ökologische Gestaltung von Verpackungen“, so die Expertin. „Dazu zählen auch eine optimierte Ressourcennutzung, eine nachhaltige Materialbeschaffung und die umweltverträgliche Nutzung. All diesen Aspekten kommt eine umso höhere Bedeutung zu, wenn wir den Wiederaufbau der Wirtschaft nach dem Lockdown auch als Chance für mehr Klimaschutz begreifen.“

Was sind die größten Herausforderungen?

Die Kehrseite von Plastik bestimmen die Belastung der Umwelt durch fehlende Sammlungen, unsachgemäße Entsorgung oder achtloses Wegwerfen. „In einer effektiven und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft liegt die weltweite Zukunfts-Chance unseres Werkstoffs“, deklariert Mara Hancker. Dabei ginge es vor allem um weniger Müll, saubere Meere, weniger CO2, mehr Sicherheit und Gesundheit. „Das erreichen wir, indem wir Kunststoffverpackungen dort nutzen, wo ihre Eigenschaften Sinn ergeben, wir sie immer leichter, effizienter und leistungsstärker machen, ihr Lebensende beim Design mitdenken, Stoffströme stärken und Abfälle aus der Natur raushalten. Dadurch schaffen wir eine Win-Win-Situation. Dann schützen wir Menschen, Produkte, Klima und Umwelt gleichermaßen. In dieser Transformation liegen Chancen und ohne Frage enorme Herausforderungen für unsere Industrie, die wir nicht als Verpackungshersteller alleine meistern können.“ Dabei erfordere vor allem das Führen in Stoffströmen das Engagement aller Akteure entlang der Wertschöpfung – inklusive Verbraucher und Politik.

Wo geht der Weg hin?

 Versorgungssicherheit, gesellschaftliche Teilhabe, Zugang zu sicheren Lebensmitteln, ökologisches Verpackungsdesign, Einsatz von Recyclingmaterial und Vermeidung von unnötigen Verpackungen – egal aus welchem Material – das sind die Herausforderungen unserer Zeit. „Diesen Herausforderungen stellen wir uns, aktuell mit einem stärkeren Fokus auf systemrelevante Aspekte“, bilanziert Mara Hancker. „Klimaschutz braucht Kunststoffe. Versorgung, Produkt- und Verbraucherschutz brauchen Verpackungen. Fakten zählen. Das alles wissen die Menschen nun wieder mehr zu schätzen. Hoffentlich erinnern sie sich daran, wenn die Krise überstanden ist.“

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.