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23. Dez 2021

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Gesellschaft

Transparenz und Zukunftsfähigkeit

Journalist: Kirsten Schwieger

Was es mit dem von ihr entwickelten Nachhaltigkeitszertifikat BNK auf sich hat, erläutert die Professorin und Energieberaterin Prof. Dr.-Ing. Natalie Eßig im Interview.

Prof. Dr.-Ing. Natalie Eßig, Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH (BiRN), Foto: Fotographin: Nicole Zausinger, Hochschule München

Was steht hinter dem BNK-Zertifikat?

Das Bewertungssystem BNK wurde in die Liste der Bewertungssysteme und Zertifizierungsstellen der QNG-Siegelvarianten für Ein- bis Fünffamilienhäuser aufgenommen. Anhand vergleichbarer Zahlen und Fakten zeigt es die tatsächliche nachhaltige Qualität eines Eigenheimes auf. 

Warum wurde es ins Leben gerufen?

Zielsetzung des Siegels ist, das nachhaltige Bauen in Deutschland landesweit zu fördern. Wer heutzutage ein Haus baut, hat konkrete Vorstellungen und Ziele, bekommt aber vom Bauträger oder den ausführenden Firmen nach dessen Fertigstellung meist wenig Informationen, ob diese in dem finalen Gebäude tatsächlich realisiert wurden. Anhand unseres Nachhaltigkeitszertifikats können Bauherren die Stärken und Schwächen ihrer Häuser ablesen und Qualitätskriterien in Bezug auf Umwelt, Kosten, Barrierefreiheit etc. objektiv vergleichen.

Wie profitieren Bauherren konkret davon?

Für das BNK-Zertifikat bekommen Bauherren einen von uns ausgebildeten und zertifizierten Auditor zur Seite gestellt, meist sind das Architekten oder Energieberater mit einer Zusatzausbildung zum Thema Nachhaltigkeit. Dieser berät den Bauherren von der Planung über die komplette Ausführung. So stellt der Auditor beispielsweise sicher, dass genau die nachhaltigen Materialien verbaut werden, die sich der Bauherr gewünscht hat oder dass die Heizung mit erneuerbaren Energien so funktioniert wie angedacht. All das dokumentiert der Auditor – momentan ist das nämlich ein großes, schwarzes Loch. Nach der Fertigstellung des Gebäudes übergibt er dem Bauherren die komplette Gebäudeakte und stellt das Zertifikat aus.

Wie viele Kriterien umfasst es?

Innerhalb der Entwicklungszeit des Siegels wurden 19 objektive Bewertungskriterien für die nachhaltige Qualität von Ein- bis Fünffamilienhäusern entwickelt. Drei Hauptkriterien stehen dabei im Fokus: Gesundheit, Umweltfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit. So geht heutzutage jeder davon aus, dass verbaute Bauprodukte oder die aus dem Baumarkt umweltfreundlich und gesund sind. Aber das ist nicht so. Oftmals wissen wir weder, woher die kommen, noch, wer sie gemacht hat. Unsere Auditoren prüfen das anhand umfangreicher Checklisten. Mit Hilfe dieser wird auch geprüft, wie viel CO2 beziehungsweise graue Energie bei der Herstellung der Materialien angefallen ist. Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit schauen wir nicht nur auf die Bau-, sondern auch auf die Betriebs- und Instandhaltungskosten.

Was kostet dies, beziehungsweise gibt es finanzielle Förderungen?

Seit 1. Juli dieses Jahres wird das BNK-Zertifikat unter dem NH-Paket in die Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) aufgenommen und von der KfW übernommen. Je nachdem welchen KfW-Standard man hat, können Bauherren bis zu 10.000 Euro Förderung erhalten. Zusätzlich sind bis zu 5.000 Euro für die Baubegleitung möglich. Allerdings bekommt es nicht jeder, weil die erforderlichen Kriterien auch wirklich umgesetzt werden müssen.

Wie funktioniert die Beantragung bei der KfW?

Das machen die Auditoren zusammen mit einem DENA gelisteten Energieeffizienz-Experten, falls der Auditor nicht selbst ein zugelassener Energieberater ist. Wenn die Bauherren dann die KfW-Bestätigung haben, gehen sie damit zu ihrer Hausbank, welche den Finanzierungsprozess einleitet.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.