13. Jun 2019
|
Gesellschaft
Journalist: Katja Deutsch
Interview mit Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand, Deutsches Aktieninstitut
Ich checke täglich kurz mein Konto und mein Depot, um gegebenenfalls Handlungsbedarf zu erkennen. Das dauert ein bis drei Minuten.
Ich denke privat und auch beruflich nicht permanent über Geld, Kurse oder Dividenden nach. Vielmehr geht es mir darum, welche Rolle der Kapitalmarkt erfüllen kann und erfüllen könnte. Zum einen sind hier die Unternehmen im Fokus bei der Frage, wie Innovationen finanziert und Arbeitsplätze gesichert werden. Zum anderen betrifft es die Entwicklung der Renten und wie Menschen ihr Auskommen im Alter sichern können. Diese Themen beeinflussen letztlich auch meinen Umgang mit Geld, das ich heute bewusster und sehr langfristig anlege.
Das ist schon ganz früh passiert, weil ein Teil des Kindergeldes und Geldgeschenke von uns für unsere Kinder in Fonds angelegt wurden. Mit Beginn ihrer Berufstätigkeit entscheiden das unsere Kinder nun selbst. Meines Erachtens ist es sehr wichtig, Kindern den Umgang mit Geld beizubringen. Regelmäßiges, nicht zu hoch bemessenes Taschengeld, um zu lernen, dass man für größere Anschaffungen auch mal sparen muss, bringt mehr, als lange Vorträge.
Die Finanzbildung in Deutschland ist tatsächlich eher schwach ausgeprägt. In Bayern gibt es das Schulfach Wirtschaft schon lange, andere Bundesländer ziehen langsam nach. Doch zu mehr Aktieninvestment führen vor allem praktische, positive Erfahrungen mit Aktien. Deshalb ist der Aktienanteil der Bevölkerung in den Ländern besonders hoch, die Aktien in die Altersvorsorge integrieren.
Wer die Börse für ein Casino hält und auf gut Glück auf irgendwelche Werte setzt, in der Hoffnung, den großen Reibach zu machen, ist falsch unterwegs. Nicht Glück oder Zufall spielen die entscheidende Rolle bei der Aktienanlage, sondern eine breite Streuung des Investments und die Ausdauer der Anleger, langfristig zu agieren. Das Risiko mit dieser Art von Anlage, Verluste zu machen, geht, wie wir berechnet haben, ab einer Anlagedauer von mehr als 13 Jahren gegen Null. Dabei konnten sich Anleger, die entsprechend in den Deutschen Aktienindex DAX investiert haben, in der Vergangenheit über jährlich sechs bis neun Prozent Erträge freuen. Solche Erträge können Sie mit dem nahezu zinslosen Sparbuch oder Tagesgeld nicht erreichen. Weit mehr Menschen sollten deshalb für Vermögensaufbau und Altersvorsorge in Aktien investieren.
Wer mit dem Aktiensparen anfängt, ist mit Aktienfonds beziehungsweise Aktien-ETFs (Exchange Traded Fonds) auf jeden Fall gut beraten. ETFs auf Aktien bilden in ihrer Zusammensetzung den Index ab, auf den sie sich beziehen, wie beispielsweise den DAX oder MDAX. Fondmanager von aktiv verwalteten Aktienfonds, arbeiten dagegen mit eigenen Investmentstrategien. Beide Formen zeichnen sich in der Regel durch eine breite Streuung des Anlagevermögens in Aktien aus. Darüber hinaus bieten sie Anlegern in Form von Sparplänen die Möglichkeit, mit kleinen Geldbeträgen in Aktien zu investieren und so an den wirtschaftlichen Erfolgen der Unternehmen teilzuhaben. Vermögensaufbau gelingt durch langfristiges Sparen.
Zunächst einmal wünsche ich mir, dass es gelingt, schnell einen neuen EU-Kommissionspräsidenten zu bestimmen, damit die Herausforderungen, die vor uns liegen, zügig angegangen werden können. Weil es so ungemein wichtig ist, dass alle in Europa gut zusammenarbeiten, wünsche ich mir, dass es in der nächsten Legislaturperiode einen intensiven Dialog des neuen Parlaments und der zukünftigen Kommission mit der Wirtschaft und den Unternehmen gibt, denn ein wirtschaftlich prosperierendes Europa ist eine Grundvoraussetzung für ein funktionsfähiges Europa.
Nein, das könnte ich mir nicht vorstellen. Das liegt aber nicht daran, dass ich mich entsetzlich langweilen würde, sondern daran, dass es noch so viel zu erledigen und zu erreichen gibt. Brücken zwischen Politik und Wirtschaft zu bauen, die dazu beitragen, dass gegenseitiges Verständnis und Vertrauen entsteht und mit- und nicht gegeneinander an der Zukunft gearbeitet wird, ist heute wichtiger denn je.