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23. Okt 2025

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Gesellschaft

Wer finanziell unabhängig ist, lässt sich schwerer kontrollieren – mit Natascha Wegelin, Gründerin & CEO von Madame Moneypenny

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Mirjam Hagen, Vitaly Gariev/unsplash

Finanzielle Bescheidenheit ist gar keine Tugend, sondern zementiert Abhängigkeit, sagt Natascha Wegelin. Die Gründerin und CEO von Madame Moneypenny rät besonders Frauen dringend, sich mit dem Thema Geld zu beschäftigen – und falsche Glaubenssätze loszuwerden.

Natascha-Wegelin_1_Mirjam Hagen Online.jpg Natascha Wegelin, Gründerin & CEO von Madame Moneypenny

Natascha, welche Rolle spielt Selbstwertgefühl in finanziellen Entscheidungen?

Selbstwertgefühl und Geld sind eng miteinander verknüpft: Wer sich wertvoll fühlt, trifft Entscheidungen aus eigener Kraft und traut sich, Verantwortung zu übernehmen. Menschen mit geringem Selbstwert unterschätzen dagegen oft ihren finanziellen Wert, fordern weniger Gehalt, kaufen die billigste Option oder scheuen Investitionen. Doch Geldbesitz ist kein Zufall, sondern das Resultat der inneren Haltung. Selbstwert lässt sich stärken, indem man die eigenen Finanzen Schritt für Schritt selbst in die Hand nimmt, sich finanziell weiterbildet und konkrete Erfolge bewusst feiert – denn sichtbare Ergebnisse im Umgang mit Geld steigern das Vertrauen in die eigene Stärke und wirken positiv auf alle Lebensbereiche. Hier ist die harte Wahrheit: Ob und wie viel Geld jemand besitzt, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis der inneren Einstellung zu Geld und gegenüber dem eigenen Wert .

Wie wirkt sich das soziale Umfeld auf das Money Mindset aus? (Stichwort: Rich Dad – Poor Dad)?

Das soziale Umfeld formt unsere Geldbeziehung fundamental – meist ohne, dass es den Betroffenen bewusst ist. Die Wahrheit ist: Finanzielle Bildung wird systematisch von denjenigen ferngehalten, die sie am dringendsten brauchen. Wer finanziell unabhängig ist, kann selbstbestimmte Entscheidungen treffen und lässt sich schwerer kontrollieren. Schon in der Kindheit prägt das Umfeld unsere Geldglaubenssätze, oft mit negativen Folgen, besonders für Frauen, die durch Botschaften wie „Bescheidenheit ist eine Tugend“ Finanzthemen mit Scham und Unsicherheit verbinden.

Selbstwert lässt sich stärken, indem man die eigenen Finanzen Schritt für Schritt selbst in die Hand nimmt, sich finanziell weiterbildet und konkrete Erfolge bewusst feiert.

Welches mentale Muster verhindert am häufigsten, dass Menschen finanziell unabhängig werden?

Ein destruktives mentales Muster ist die tief verwurzelte Überzeugung: „Finanzen sind nicht für mich gemacht.“ Diese Selbstsabotage manifestiert sich in verschiedenen Formen: dem Gefühl, zu wenig zu wissen, der Angst vor Fehlern oder der Überzeugung, dass Geldanlagen nur etwas für „Experten“ seien. Besonders fatal ist die Delegations-Mentalität. Viele Menschen – vor allem Frauen – geben die Verantwortung für ihre finanzielle Zukunft vollständig ab. An Partner, an Bankberater, an vermeintliche Finanzprofis. Auch das deutsche Schulsystem versagt bei der Finanzerziehung komplett. Der Ausweg liegt in Bildung und aktivem Handeln: Wissen schafft Selbstvertrauen, kleine Erfolge durchbrechen Blockaden und fördern den Schritt in die finanzielle Eigenverantwortung.

Was bedeutet dir heute persönlich finanzielle Freiheit?

Finanzielle Freiheit bedeutet mir heute vor allem: selbstbestimmt mit dem eigenen Geld umgehen zu können und damit Entscheidungsmacht zu gewinnen. Macht, das eigene Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten und andere zu unterstützen. Lange galt Wohlstand für Frauen nur dann als „legitim“, wenn er mit Gründen wie Altersvorsorge oder Familiensicherung verbunden war – während Männer selbstverständlich Vermögensaufbau betreiben konnten. Heute gilt: Reich sein darf auch „just because” ein Ziel sein. Ob Geld ein Werkzeug oder Selbstzweck ist, bestimmt jede Frau selbst. Am Ende heißt finanzielle Freiheit unabhängig entscheiden zu können und Optionen zu haben – in jedem Lebensbereich.

Wissen schafft Selbstvertrauen, kleine Erfolge durchbrechen Blockaden und fördern den Schritt in die finanzielle Eigenverantwortung.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.