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3. Apr 2021

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Gesellschaft

Willkommen im Modernisierungsjahrzehnt!

Journalist: Dr. Christiane Averbeck

Der neu gewählte CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat seine Partei unlängst auf ein Modernisierungsjahrzehnt eingeschworen. Mit Blick auf Energiepolitik und Energiewirtschaft liegt ein solches Jahrzehnt der Modernisierung bereits hinter uns.

Im Corona-Jahr 2020 wurde annähernd die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs aus heimischen erneuerbaren Energiequellen gedeckt. Die letzten deutschen Atomkraftwerke gehen im kommenden Jahr vom Netz und zwischenzeitlich ist – angesichts des offensichtlichen klimapolitischen Handlungsbedarfs – auch der Kohleausstieg unter Dach und Fach. Die Stromerzeugung aus Sonne und Wind ist heute technologisch ausgereift und kosteneffizient. Im Windschatten ihres Ausbaus konnten sich auch Batteriespeicher technologisch entfalten. Kurzum: Es ist viel passiert in den vergangenen zehn Jahren.

Ist es nun also an der Zeit, die Füße hochzulegen und durchzuatmen? Keineswegs. Denn bei der Verkehrs- und Wärmewende stehen wir noch am Anfang, wichtige Weichenstellungen stehen nach wie vor aus. E-Autos beginnen gerade, den Verbrenner zu verdrängen. Für die Mobilität der Zukunft brauchen wir aber gänzlich neue Konzepte, die Klima- und Gesundheitsschutz, Verkehrssicherheit und Mobilität für alle in den Fokus rücken. Das heißt auch, dass Verkehrsflächen zugunsten von Bus-, Bahn-, Rad- und Fußverkehr umverteilt werden müssen.

Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Industrie wird ein Element zentral: Die Rede ist vom Wasserstoff, um den seit der Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie ein regelrechter Hype ausgebrochen ist. Auch die Klima-Allianz Deutschland begrüßt, dass mit der Wasserstoffstrategie nun ein Rahmen für die systematische Erschließung der Wasserstoff-Potenziale in Deutschland geschaffen wurde. Die gegenwärtige Euphorie darf jedoch über einen entscheidenden Umstand nicht hinwegtäuschen: Wasserstoff bleibt auf absehbare Zeit ein knappes und teures Gut. Er sollte nur dort angewendet werden, wo eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist. Nachhaltig ist Wasserstoff zudem nur, wenn er aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.

Womit wir bei dem entscheidenden Punkt angekommen sind: Ohne eine wirklich ambitionierte Ausbaustrategie für erneuerbare Energien werden wir die wachsenden Bedarfe grünen Stroms in Industrie und Verkehr kaum decken können. Das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz wird diesen Anforderungen schlicht nicht gerecht. Es fehlt an einer konsistenten Gesamtstrategie für den Ausbau der erneuerbaren Energien: Das System von Steuern, Abgaben und Umlagen muss endlich konsequent auf die Energie-wende ausgerichtet werden. Es braucht ein neues Energiemarktdesign und stabile Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren und die Stärkung regional verankerter, mittelständischer Akteure im Energiemarkt der Zukunft. Auch im Hin-blick auf Wind- und Solarenergie ist es an der Zeit für eine dezidierte Industrie- und Beschäftigungsstrategie, um die sich die Bundesregierung im Bereich des Wasserstoffs ja zu Recht bemüht.

Kurzum: Es bleibt viel zu tun und die Zeit wird mit Blick auf das Klima knapp. Willkommen im Modernisierungsjahrzehnt!

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.