3. Apr 2021
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Gesellschaft
Journalist: Katja Deutsch
Im Jahr 2020 war es endlich soweit: Erstmals haben wir in Deutschland 50 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen – ein Wert, der vor zwei Jahrzehnten noch unvorstellbar gewesen wäre, betont Hermann Albers, Präsident des Bundesverband Windenergie. „Dabei ist die Windenergie der wichtigste Träger unter den erneuerbaren Energien, er bewegt sich zwischen 25 und 30 Prozent der Stromversorgung.“ Diese Werte könnten weiter ausgebaut werden, um in einigen Jahren die Stromversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu erhalten. Europaweit liegt Deutschland nach Spanien und Dänemark mit der Versorgung durch Strom aus Windenergie an der Spitze.
Mit Verabschiedung des Stromeinspeisegesetzes im Jahre 1990 entstanden hierzulande die ersten Onshore-Windparks, damals mit einer Leistung von gerade mal 150 bis 200 KW pro Maschine. Mittlerweile liegt die Größenordnung bei etwa 4 MW, der rund 20-fachen Menge. „Man sieht hier deutlich, wie die Branche dazu beigetragen hat, über die technologische Entwicklung Kosten zu senken“, sagt Hermann Albers. „Dieser Prozess wird weitergehen. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass sowohl Onshore- als auch Offshore-Energie die beiden Leistungsträger für die Energiewende sein werdenDie im Dezember letzten Jahres neu vor-gelegten EEG-Bestimmungen erfordern einen jährlichen Zubau der Windenergie von etwa 5.000 MW an Land und etwa 20 GW auf See bis zum Jahre 2030, was einer Verdreifachung der aktuellen Menge entspricht. „Die Bundesregierung möchte die Bundesländer mit ihrer Planungs- und Genehmigungshoheit vor Ort an diesem Prozess beteiligen und fordert dabei, dass die Länder ausreichend Flächen für die Windkraftnutzung bereitstellen“, sagt Hermann Albers. „Nur auf diesen ausgewiesenen Flächen kann Windkraft gebaut werden.“
Hessen und Schleswig-Holstein erreichen dieses Ziel mit Leichtigkeit, doch Bayern, Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg sind weit davon entfernt. Der Präsident des BWE bedauert, dass diese vier südlichen Bundesländer noch immer nicht den Anschluss an die Entwicklung im Norden halten können.
Windkraftanlagen sind für eine Lebensdauer von 20 Jahren gebaut, nach Erstellung eines Bestandssicherheitsgutachten lassen sich die Laufzeiten um fünf bis zehn Jahre verlängern. Diese Anlagen werden schließlich von privaten Abnehmern durch den Abschluss so genannter PPAs (Abnahmeverträge) weiterhin genutzt. „US-amerikanische IT-Konzerne zeigen hier gerade großes Interesse für ihre Rechenzentren mit sehr hohem Stromverbrauch“, sagt Hermann Albers. „Sie möchten nachweisen, dass diese mit erneuerbarer Energie betrieben werden.“
Dass die Bundesregierung zum 1. Januar 2021 in die CO2-Bepreisung eingestiegen ist, sieht Hermann Albers als den richtigen Weg. Die Strommärkte werden sich in Zukunft dahingehend unterscheiden, ob sie CO2-frei sind oder eben nicht.
Die Windenergie hat in den letzten Jahren einen Rückgang von 70 Prozent des Volumenmarktes in Deutschland erlebt, damit verloren fast ein Drittel der Beschäftigten ihren Job. Man hätte die Mitarbeiter durchaus versuchen können, zu halten, so der Präsident. Denn jetzt gibt es nicht zuletzt durch die neue US-Regierung wieder gute Signale. Wie-der auf 5.000 MW-Zubau zu kommen, sei durchaus realistisch.