5. Nov 2024
|
Lifestyle
Journalist: Kirsten Schwieger
|
Foto: Nicole Rötheli
Ein persönliches Tief hat die Schweizer Sängerin Stefanie Heinzmann durch Therapie und Selbstreflexion gemeistert. Nun macht sie sich für andere stark.
Stefanie Heinzmann ist nicht nur eine gefeierte Sängerin, sondern auch eine Frau, die offen über die Herausforderungen des Lebens spricht. Mit gerade einmal 18 Jahren wurde sie über Nacht berühmt, als sie Stefan Raabs Castingsshow „SsDSDSsWEMUGABRTLAD“ gewann. Zu diesem Zeitpunkt hatte die junge Frau bereits einige tiefe Täler durchschritten. Starke Schmerzmittel nach einem Bandscheibenvorfall mit 16 Jahren, Stress durch zu viele musikalische Aktivitäten und Probleme mit ihrer Weiblichkeit führten das sensible Mädchen in eine Essstörung. Nach einem Nervenzusammenbruch ließ sich Heinzmann mit 17 Jahren in eine Kinder- und Jugendpsychiatrie einweisen. Dort hatte sie täglich Therapien, ging viel Spazieren las und malte. Das Malen war für sie ein Ventil für ihre Gefühle, denen sie auf diese Weise Ausdruck verleihen konnte. Als Learning mitgenommen hat sie die Erfahrung, dass alle Gefühle richtig sind und dass es ok ist, nicht ok zu sein. Und dass es gut ist, Hilfe anzunehmen. Das rät sie auch Jugendlichen mit psychischen Problemen: „Ihr müsst nicht alleine mit euren Sorgen fertigwerden!“
Noch heute steht die Walliserin dazu, dass sie viel Hilfe und Input braucht – sei es von Therapeuten oder Energetikern. Den Frieden mit sich selbst zu finden war für Heinzmann nicht einfach. „Ich bin wahnsinnig emotional und empathisch. Ich kann mich oft schlecht abgrenzen und werde dann unsicher und fange an, an mir selbst zu zweifeln. Als Sängerin bin ich manchmal auf die Meinung anderer angewiesen. Manchmal verliere ich mich darin und definiere mich über positives oder negatives Feedback.“ In solchen Momenten helfe ihr die Frage: Was brauche ich jetzt? Die vielbeschäftigte Musikerin hat gelernt, sich bei Stress zur regulieren, Pausen zu machen, Grenzen zu setzen und sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Dabei hilft ihr auch die Meditation. Und Gespräche mit Menschen, die ihr nahestehen: „Ich spreche viel mit meiner besten Freundin oder mit meinem Partner, über das, was mich bewegt. Nach vielen Therapien weiss ich, dass ich Dinge ändern kann, die mir an mir selbst nicht gefallen.“
Mittlerweile ist die 35-Jährige viel gelassener und in vielerlei Hinsicht mit ihrem Leben und ihrer Persönlichkeit im Reinen. „Ich habe mich dazu entschieden, nicht Opfer meines Selbst zu sein. All diese Erfahrungen machen mich zu dem Menschen, der ich heute bin, und damit bin ich sehr zufrieden. Ich ruhe in mir. Es geht mir heute sehr gut und das verdanke ich auch dem Weg, den ich gegangen bin, ich bin ihm daher sogar dankbar.“
Ihre eigene Reise durch Höhen und Tiefen hat sie dazu inspiriert, offen mit ihrem Publikum darüber zu sprechen – eine Offenheit, die vielen Fans Kraft gibt und das Bewusstsein für Mental Health schärft. Offen spricht Heinzmann über ihre Kämpfe mit Selbstzweifeln und Perfektionismus – Gefühle, die sie in der Musikindustrie nicht allein hat. Die ständige Aufmerksamkeit, die Kritik von aussen und der Druck, stets zu liefern, sind eine enorme Belastung. Ihre Reise zu sich selbst inspirierte die Pop- und Soulsängerin dazu, das Thema mentale Gesundheit auch in ihre Musik zu integrieren. Songs wie „Shadows“ oder „All We Need Is Love“ sprechen von Selbstliebe, Selbstakzeptanz und der Bedeutsamkeit, eigene Schattenseiten anzunehmen und sich selbst treu zu bleiben. Die Sängerin nutzt ihre Reichweite, um Menschen zu ermutigen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und offen über persönliche Herausforderungen zu sprechen.
Seit 2008 engagiert sich Heinzmann als Botschafterin der Deutschen Kinderhospizstiftung für die „Sternenwochen“, eine gemeinsame Sammelaktion von Unicef Schweiz und Liechtenstein sowie der „Schweizer Familie“. Mit der Ernennung zur UNICEF Botschafterin 2023 wird ihr langjähriges Engagement für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen gewürdigt. In der neuen Rolle kann die international bekannte Sängerin künftig noch mehr für benachteiligte Kinder bewirken. „Ich mache mich für die Kleinen stark, setze mich dafür ein, dass die Welt zu einem besseren Ort wird. Wenn wir als Gesellschaft eine stabile Grundlage für die Zukunft von Kindern schaffen, können sie zu empathischen, nachhaltig handelnden und aufmerksamen Erwachsenen heranwachsen. Ich glaube daran, dass wir Menschen uns entwickeln und etwas bewegen können, wenn wir einander mit Respekt, Liebe und Harmonie behandeln.“