29. Dez 2025
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Lifestyle
Journalist: Nadine Wagner
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Foto: Arnd von Wedemeyer
36 Jahre lang war er das Gesicht der Tagesschau. Im Interview spricht Jan Hofer mit uns über sein Leben jenseits des TV-Studios.
Herr Hofer, nach Ihrem Abschied von der Tagesschau im Dezember 2020 haben Sie mit „RTL Direkt“ noch einmal etwas Neues begonnen. Was hat Sie dazu bewogen und wie blicken Sie darauf zurück?
Ich hatte bei der ARD immer den großen Vorteil, mich im Laufe der Jahre bei verschiedensten Sendern mit ganz unterschiedlichen Formaten auszuprobieren. Daher fand ich es ausgesprochen spannend, einmal zu erleben, wie Privatsender arbeiten. Und so habe ich mich bewusst dafür entschieden, bei RTL mit einer völlig neuen Sendung noch einmal durchzustarten. Woran ich mich beim Sender aber tatsächlich gewöhnen musste, war die Sprache. In der Redaktion spricht man „RTLiger“, d. h.: näher am Publikum, weniger distanziert. Nach über 30 Jahren bei der ARD war das erst einmal ungewohnt. Aber neue Herausforderungen tun gut und machen Freude.
Seit September 2024 sind Sie endgültig im Ruhestand. Hat sich seitdem viel verändert?
Zunächst habe ich ein halbes Jahr gebraucht, um wirklich zur Ruhe zu kommen und wieder zu mir selbst zu finden. Natürlich mache ich weiterhin TV, aber nur noch das, was mir wirklich Spaß macht. Generell ist es aber einfach wichtig, am Puls der Zeit zu bleiben und sich mit Dingen zu beschäftigen, für die man früher keine Zeit hatte. Ich habe noch nicht herausgefunden, was das bei mir sein könnte, aber das kommt vielleicht noch (lacht). Zudem habe ich ja das große Glück, Vater eines 9-jährigen Sohnes zu sein. Zwar fordert er viel, aber ich genieße es sehr. „Rente“ oder „Ruhestand“ sind Begriffe, die ich stark mit Altwerden verbinde; damit kann ich nicht viel anfangen.
Ihre Frau macht täglich Sport. Wie schafft sie es, Sie zu motivieren – und für welche Sportarten?
Ich fahre viel Fahrrad und gehe regelmäßig ins Fitnessstudio. Irgendwann wird das zum Selbstläufer: Wenn ich mal einen Tag keinen Sport mache, wird der Rest des Tages nicht besser. Bin ich allerdings zwei Wochen am Stück unterwegs, mache ich auch mal gar nichts. In Deutschland gibt es glücklicherweise einige Fitnessketten mit Studios an vielen Standorten – das ist praktisch. Ich bin da eher bodenständig. Luxuriöse Fitnesscenter bringen nichts, wenn ich sie nur an einem Ort nutzen kann.
Generell ist es aber einfach wichtig, am Puls der Zeit zu bleiben und sich mit Dingen zu beschäftigen, für die man früher keine Zeit hatte.
Sie sind begeisterter Oldtimer-Fan und nehmen regelmäßig an Rallyes teil. Was reizt Sie an diesen Fahrten?
Ich habe in Deutschland noch zwei Autos stehen: einen alten Mercedes von 1958 und ein Käfer-Cabriolet von 1979. Mit denen fahre ich sehr gerne – das entschleunigt ungemein. Die Rallyes sind ja keine klassischen Rallyes, sondern eher Ausfahrten mit Prüfungen, etwa: „1,38 km in 2:18 min fahren“. Man rast also nicht, sondern genießt traumhafte Strecken abseits der Autobahnen. Eine meiner schönsten Rallyes war eine dreitägige Tour durch Budapest. Aber auch die Kitzbüheler Alpenrallye reizt mich sehr.
Im Frühjahr 2027 gehen Sie mit Ihrem Bühnenprogramm „Fake News“ auf große Tour. Worauf freuen Sie sich besonders?
Ich halte Journalismus heute für eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Jeder kann sich Journalist nennen und über soziale Medien alles verbreiten. Es braucht aber jemanden, der Informationen einordnet. Wir müssen Wege finden, wie Menschen seriöse, fundierte Nachrichten konsumieren und dafür auch bezahlen. Journalisten leisten einen wichtigen Job, der angemessen entlohnt werden muss. Man muss wissen, wovon man spricht, denn manchmal bin ich über den Journalismus von heute durchaus erstaunt. Auch „Fake News“ sind nichts Neues. Menschen haben immer versucht, über die Öffentlichkeit Einfluss zu nehmen – im alten Rom war das so, bei den Griechen ebenso. Auch im aktuellen Konflikt mit Russland erleben wir psychologische Kriegsführung, die mit Falschmeldungen arbeitet. Die Frage ist: Falle ich darauf herein oder nicht?
Was steht noch auf Ihrer persönlichen „Bucket List“?
Ich möchte sehr gerne Europa weiter erkunden. Ich war z. B. noch nie in Madrid. Im Sommer hatte ich die Gelegenheit, mit der Fähre von Mallorca nach Toulon zu reisen und von dort aus mit dem Oldtimer weiter nach Düsseldorf. Dabei wurde mir klar, wie viele unglaublich schöne Städte es in Europa gibt. Wir fliegen ständig nach Asien oder Dubai, dabei ist Italien bspw. voller historischer Schätze. Auch Kroatien ist traumhaft, Dubrovnik wunderschön. Mein Sohn, der in der Tourismusbranche arbeitet, war gerade in Jordanien und Albanien. Es gibt dort so viel Verborgenes und kulturell Spannendes zu entdecken.
Wir fliegen ständig nach Asien oder Dubai, dabei ist Italien bspw. voller historischer Schätze.