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3. Mär 2023

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Lifestyle

Alles nur eine Frage der Etikette?

Journalist: Julia Butz

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Foto: Courtney Cook/unsplash

Im Lauf der Zeit hat sich die Golfmode verändert: Sie ist funktionaler geworden, hält aber trotz einiger Trends an Traditionen fest.

Als bei der diesjährigen Sony Open Hawaii einer der Sportler sein Hemd bei den sommerlichen Temperaturen in Honolulu nicht wie vorgeschrieben in, sondern über der Hose trug, folgte ein Sturm der Entrüstung nicht nur bei den amerikanischen Golf-Fans. Auch wenn Golfclubs ihre ganz eigenen Regeln haben, für 99 % der Clubs gilt noch immer die traditionelle Kleiderordnung: Poloshirts für die Herren, ärmelfrei ist nur bei Damen erlaubt, keine Bluejeans und natürlich keine Jogging- oder Trainingshosen, wie man sie aus anderen Sportarten kennt. Kurze Hosen sind für Amateure in den meisten Clubs in Ordnung, für die Profis gilt die lange Beinbekleidung als verpflichtend. In den 80er-Jahren und frühen Neunzigern beherrschte dabei die beigefarbene Bundfaltenhose das Bild. Bis zu dem Tag, als der schwedische Profigolfer Henrik Stenson Mitte der 90er in knallroter Hose zum Turnier erschien. Ein gelungener Marketingcoup des damaligen Bekleidungssponsors, der die Golfmode hin zur farbenfrohen Hose für den Herrn revolutionierte.

Neben modisch wechselnden Trends und Saisons hat die Golfbekleidungsindustrie über die Jahre aber vor allem in Sachen Funktionalität die Outfitperformance verbessert: Gummibündchen am Polohemd erleichtern den festen Sitz in der Hose; hochwertige Materialien und atmungsaktive Stoffe, die bei allen Bewegungsabläufen nicht einengen und in denen man weniger schwitzt. Um sich so voll und ganz auf sein Spiel konzentrieren und insgesamt freier auf dem Platz bewegen zu können.

Bei besonders anspruchsvollen Spielbedingungen oder einem regenreichen Turniertag hieß es früher: entweder wasserdicht oder atmungsaktiv. Heute ist beides möglich und das gilt nicht nur für die Oberbekleidung, sondern auch den Golfschuh. Denn bei vier Stunden Dauerregen am Turniertag braucht man einen wasserdichten Schuh. Und sehr guten Grip: Den bieten inzwischen nicht mehr nur Stahl-Spikes, sondern auch Soft-Spikes. Die Bolzen aus weichem, nachgiebigem Kunststoff schonen den Rasen und geben ausreichenden Halt auf den unterschiedlichsten Untergründen. Auch die Sohlentechnik hat sich verbessert, dank gummierter Noppen bieten moderne Sohlen, wenn es nicht ganz so feucht ist, auch ohne Spikes besten Halt beim Abschlag. Schöner Nebeneffekt: Einen Golfschuh trägt man heute auch als klassischen Freizeit- oder Alltagsschuh. Da steht auch dem spontanen Spiel nach Feierabend nichts mehr im Wege.

Versuche, den so traditionellen Dresscode beim Golfsport mit ein wenig Nonkonformität aufzubrechen, gibt es seitens der Sponsoren und Bekleidungsindustrie immer wieder. Tiger Woods erschien jüngst mit einem Polohemd mit sehr schmalen Minikragen und wurde akzeptiert. Die ‚Hoodie-Diskussion‘ aber als neuer Golfmodetrend ist in der Szene noch immer in vollem Gange. Ein gemütlicher Kapuzenpullover entspricht kaum gelebter Golfetikette, wird aktuell aber von einigen Profigolfern salonfähig gemacht, von britischen Golftraditionalisten hingegen offiziell als ‚unerwünscht‘ deklariert. Mode ist vielfältig, Stilansichten unterschiedlich. Und wirkliche Individualisten werden sich auch innerhalb der Grenzen eines Dresscodes jederzeit ausleben können. Woher sonst stammt wohl der Begriff Golfpunk?

Seit 2016 erlaubt die European Tour den Profis kurze Hosen, allerdings nur bei den Proberunden. 2017 zog auch die PGA of America mit der Regellockerung bei den von ihr ausgerichteten Turnieren nach. Als Revolution galt die einmalig in 2019 erteilte Freigabe für Shorts bei über 40 Grad in Südafrika.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.