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11. Jul 2025

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Gesundheit

Zu früh gekommen?

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Presse

Jeder dritte Mann unter 60 Jahren leidet (immer wieder) unter vorzeitigem Samenerguss – und schweigt lebenslang darüber. Dabei könnten Therapien und Übungen in wenigen Monaten dabei helfen, längeren, besseren und beglückenderen Sex zu haben.

Um wenige Dinge machen sich Männer so viele Gedanken wie um ihren Penis. Ist meiner groß genug? Und auch dick, standfest und hart genug? Erektionen begleiten einen Mann durch sein gesamtes Leben. Sie sind eine normale, rein reflexgesteuerte körperliche Reaktion, die bereits bei männlichen Babys auftritt, und nichts mit sexuellem Verlangen zu tun hat. In der Pubertät beginnt die hormonelle Umstellung mit einem sehr starken Anstieg von Testosteron. Damit einher gehen häufige und teils sehr spontane Erektionen – und der Stress, ob „er“ auch wirklich den Vergleich mit anderen standhält und den Erwartungen des Gegenübers entspricht. Bei den ersten sexuellen Versuchen es ganz normal, dass es zum spontanen, ungesteuerten Samenerguss kommt – das gibt sich normalerweise nach einigen Malen gemeinsamem Sex.

Anders sieht es aus, wenn Männer durchweg Probleme damit haben, ihre Ejakulation zu steuern. Wenn ein Mann seine Frau oder seinen Mann sexuell nicht so befriedigen kann, wie er möchte, kann das auf mehreren Ebenen etwas mit ihm machen. Für viele Männer bedeutet sexuelle Leistungsfähigkeit einen großen Teil ihrer Männlichkeit und ihres Selbstwertgefühls. Klappt der Sex nicht, weil der Penis nicht wie gewünscht funktioniert, kann das starke Selbstzweifel und das Gefühl, „nicht männlich genug“ zu sein, zur Folge haben. Oft entsteht Scham, weil Sexualität immer noch stark mit Erwartungen und Normen verbunden ist. Manche Männer fühlen sich auch schuldig gegenüber ihrer Partnerin, weil sie glauben, sie „nicht glücklich machen zu können“. Schon eine einzige negative Erfahrung – zum Beispiel nach einer anstrengenden Arbeitswoche oder einer Nacht mit zu viel Alkohol, kann ausreichen, um eine Erektionsstörung zu haben und zu früh zu ejakulieren. Daraus entwickelt sich oft eine große Erwartungsangst – die den selbst gemachten Druck noch verstärken und das Problem weiter verschärfen kann.

„Für viele Männer bedeutet sexuelle Leistungsfähigkeit einen großen Teil ihrer Männlichkeit und ihres Selbstwertgefühls.“

Manche Männer ziehen sich emotional oder körperlich zurück, um sich dieser Angst oder Scham nicht stellen zu müssen. Sie schweigen das Thema tot und werden immer verkrampfter. Das kann schnell zu Distanz und Unzufriedenheit in der Beziehung führen – denn die Partnerin oder der Partner interpretieren diese Zurückhaltung oft als Desinteresse, werden unsicher und befürchten, nicht mehr attraktiv genug zu sein.

Laut der bundesweiten „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ (GeSiD)-Studie litten etwa 20 Prozent der sexuell aktiven Männer innerhalb von zwölf Monaten unter mindestens einer Funktionsstörung, das sind weit über sechs Millionen Betroffene. Der vorzeitige Samenerguss ist dabei bei den unter 60-Jährigen mit bis zu 30 Prozent die häufigste sexuelle Störung. Obwohl also jeder dritte Mann davon betroffen ist, ist die Bereitschaft zur Behandlung oder Beratung noch deutlich zu gering. Viele Männer sprechen nicht mit Ärzt:innen oder Therapeut:innen über ihre Situation, obwohl sie sich dadurch in den allermeisten Fällen gut behandeln ließe. Sexuelle Funktionsstörungen wie vorzeitiger Samenerguss können unterschiedliche Ursachen haben. Psychische Faktoren wie Leistungsdruck, Angst oder Beziehungsprobleme spielen dabei ebenso eine Rolle wie körperliche Ursachen, etwa eine erhöhte Empfindlichkeit der Eichel, Durchblutungsstörungen, hormonelle Veränderungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Testosteronspiegel, Blutzucker, Cholesterinwerte, Nebennieren und Schilddrüse können auch eine Rolle spielen.

„Weniger Erfolgsdruck und mehr Kommunikation stärken Intimität und helfen beiden, entspannter und erfüllter miteinander zu sein.“

Sexual- oder Paartherapie, Beckenbodentraining und bewusste Techniken wie „Stop-and-go“ oder die „Squeeze“-Technik können dabei helfen, mehr Kontrolle zu gewinnen. Achtsamkeit, ruhigeres Tempo, Stellungswechsel und Kondome, die die Empfindlichkeit reduzieren, sind weitere praktische Ansätze, ebenso kann Sexspielzeug den Druck nehmen, immerzu top „performen“ zu müssen. Auch ein in der Jugend erlerntes, schnelles Kommen kann sich später fortsetzen und erfordert Achtsamkeitstraining. Wichtig ist auch der offene Umgang in der Partnerschaft: Druck rausnehmen und den Sex langsam angehen. Wer Penetration nicht immer nur als einziges Ziel im Sinn hat, kann sich nach und nach vortasten und lernen, aus wie vielen verschiedenen erogenen Zonen der menschliche Körper besteht. Weniger Erfolgsdruck und mehr Kommunikation stärken Intimität und helfen beiden, entspannter und erfüllter miteinander zu sein.

Auch zunehmendes Lebensalter, Ernährung und Bewegung haben Einfluss darauf, wie lange und fest „er“ steht – und kann. In jedem Lebensalter ist eine beglückende Sexualität möglich, auch weit jenseits der 80. Doch es braucht Kenntnisse darüber, dass sich der Körper verändert, es braucht Kommunikation, es braucht Toleranz und Offenheit. Und manchmal braucht es auch Hilfsmittel, damit beide sexuell befriedigt werden und glücklich miteinander sind.

29. Dez 2025

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Gesundheit

Gesund & Aktiv im Alter

### Pilates – tiefenwirksame Praxis Ideal für Best Ager: Das sanfte, gelenkschonende Ganzkörpertraining kann nicht nur mit eingeschränkter Beweglichkeit praktiziert werden, sondern wirkt auch altersbedingten Beschwerden entgegen. In jeder Pilates-Stunde werden neben Muskelkraft, Stabilität und Mobilität auch Koordination und Gleichgewicht trainiert. Die Übungen lassen sich im Sitzen, Stehen oder Liegen durchführen und werden an Fitnesslevel und Leistungsstand angepasst. Es werden dabei gezielt die tiefliegenden Muskeln in Bauch, Rücken und Beckenboden angesprochen – jene Muskulatur, die für Stabilität, Gleichgewicht und Sturzprävention wichtig ist. Regelmäßiges Training sorgt so für erhöhte Beweglichkeit, eine verbesserte Körperhaltung und Balance und kann sogar dauerhaft den Blutdruck senken. Um die richtige Atemtechnik zu erlernen, sollte unbedingt ein Einstiegskurs in dieser Altersgruppe besucht werden. Bei körperlichen Einschränkungen finden sich unter den rund 500 unterschiedlichen Bewegungsmuster immer genügend Ausweichübungen. ![pexels-roodzn-34314432 ONLINE.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_roodzn_34314432_ONLINE_01d8168c42.jpg) ### Schwimmen – schwerelos sporteln Auch diese Sportart kann Senioren uneingeschränkt empfohlen werden – bei konkreten Gelenkschmerzen fallen lediglich einzelne Schwimmstile ins Wasser beziehungsweise sollten durch andere ersetzt werden. Das Besondere: Im Wasser wird das Körpergewicht um ein Vielfaches aufgehoben. Bedingt durch die Schwerelosigkeit werden die Gelenke geschont und die Muskeln sanft trainiert – und zwar alle großen Muskelgruppen. Schwimmen ist quasi ein Allrounder, denn die Aktivität verbessert Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Regelmäßiges Training stärkt das Herz-Kreislauf-System, regt den Stoffwechsel an und kann sogar die Cholesterinwerte senken. Es kommt sogar noch besser: Das Immunsystem wird gestärkt, Stress abgebaut und die Koordination verbessert. Von den komplexen Bewegungsabläufen profitieren übrigens auch die kognitiven Fähigkeiten: Studien belegen, dass regelmäßiges Schwimmen das Demenzrisiko senken beziehungsweise einen Demenzverlauf positiv beeinflussen kann. Wer mit sämtlichen Schwimmstilen Schwierigkeiten hat, kann es mit Aqua-Fitness versuchen. ![pexels-pavel-danilyuk-6874403 Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pavel_danilyuk_6874403_Online_a2532ecc8e.jpg) ### Nordic Walking – echter Selbstläufer Die gelenkschonende Alternative zum Joggen gehört wahrscheinlich zu den beliebtesten Best Ager-Sportarten. Kein Wunder: Nordic Walking ist einfach umzusetzen, stärkt die Muskulatur, verbessert die Koordination und Körperhaltung und fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Durch den Stockeinsatz wird nicht nur der Bewegungsapparat entlastet, sondern zusätzlich Arm-, Schulter- und Rückenmuskulatur trainiert. Das ursprünglich für finnische Skilangläufer entwickelte Sommertraining reguliert den Blutdruck und trainiert die Herzgefäße: Das Herz wird kräftiger durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Darüber hinaus aktiviert regelmäßige Praxis den Hormonhaushalt, stärkt das Immunsystem und beugt Osteoporose und Altersdiabetes vor. Die koordinierte Bewegung festigt die Balance und fördert die koordinativen Fähigkeiten des Gehirns. Darüber hinaus wirkt sich die Bewegung in der freien Natur positiv auf die Psyche aus: Stress kann abgebaut und depressiven Verstimmungen entgegenwirkt werden. Wer nicht allein walkt, hat auch im sozialen Bereich einen echten Lauf. ![pexels-pack2ride-85580365-8934510 ONLINE.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pack2ride_85580365_8934510_ONLINE_ca5f7bad72.jpg) ### Radfahren – läuft wie geschmiert Für das Fahrrad ist man im Grunde nie zu alt. Bei moderatem Tempo ist die gelenkschonende Aktivität ein optimales Ausdauertraining, welches das Herz-Kreislauf-System auf sanfte Weise in Schwung bringt. Neben Herz und Lunge werden eine Reihe von Muskelgruppen (insbesondere die Beinmuskulatur) gestärkt. Darüber hinaus kräftigt Radfahren das Immunsystem und beeinflusst das vegetative Nervensystem positiv. Es ist zudem eine herrliche Schulung für Koordination und Gleichgewicht: Eine Studie belegt bei aktiven älteren Fahrradfahrenden weniger Stürze im Alltag. Ein weiteres Plus für Best Ager: Biken trainiert die Gehirnleistung und stärkt kognitive Funktionen. Auch die mentale Gesundheit profitiert, denn die Kombination aus Bewegung und Naturerlebnis wirkt stressabbauend und stimmungsaufhellend. Studien betonen zudem eine Stärkung sozialer Kontakte durch den erweiterten Aktivitätsradius, welche sich ebenfalls positiv auf die Psyche auswirkt.