21. Okt 2025
|
Gesundheit
|
Foto: Presse
Ein Beitrag von Dr. rer. nat. Klaus-Gustav Beinhauer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin e. V. und Dr. med. Matthias Klüglich, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin e. V.
Von Wearables umgeben, mit Fitness-Armband, Glukosesensor und Multidiagnostik-Chip versehen, begeben wir uns in den virtuellen Dschungel, schlagen eine Schneise zu unsrer e-Akte, springen auf die Termin-Plattform, segeln zum Patiententutorial, irren durch virtuelle Hospitalgänge auf der Suche nach dem Anmelde-Terminal, erhoffen Hilfe von überforderten Chatbots, halten inne, weil es die Besser-Schlafen-App verlangt, springen kurz zum Influencer-Video über den Nutzen veganer Produkte, erledigen das Online-Tutorial zur Stressvermeidung und suchen nach einer dezentralen Diabetes-Studie für Tante Erna.
Die digitale Patientenreise beschleunigt ihr Tempo, wird komplexer und technisch aufwendiger. Wird dadurch auch alles besser? Können wir einordnen, was die Fitness-Watch zum Blutdruck meldet, hilft uns die Suchmaschine, zeitnah einen Kernspintermin zu bekommen, verstehen wir, was die Chatbots uns zur Demenzprophylaxe sagen? Wer auf Reisen geht, hat viel zu erzählen – von Verspätungen, Ausfällen und Missverständnissen. Vieles in der digitalen Welt funktioniert nicht so, wie angepriesen. Künstliche Intelligenz ist nur bedingt verlässlich und erfordert Fachkenntnisse vom Anwender. Plattformen zur Arzt- oder Studiensuche führen in die Irre. Die e- Akte ist unvollständig. Die vielgerühmte App wiederholt nur Altbekanntes. Die Studiensuchmaschine verweist auf ein Prüfzentrum in den USA.
Wenn es gelingt, technische Qualität und Benutzerorientierung auf ein verlässlich hohes Niveau zu heben, wird die digitale Welt, KI-unterstützt, virtuell und nicht-invasiv, den Zugang zu Diagnostik und Therapie verbessern, Kommunikation erleichtern, bisher Undenkbares ermöglichen, Patientensicherheit erhöhen und Wissensgewinn steigern.
Es besteht Handlungsbedarf, um zu erreichen, dass der Patient sicher – und bequem – sein Ziel erreicht. Manches Tool ist intuitiv bedienbar, patientenorientiert und responsiv, doch fehlt es an Qualität und Verlässlichkeit. Dagegen lässt sich diese oder jene lückenlos validierte Suchmaschine und e-Applikation mangels User-Orientierung kaum sinnvoll nutzen. Dass Künstliche Intelligenz auf einem 80:20 Niveau operiert, ist bekannt, aber es fehlt an patientenorientierten Tutorials, wie sie dennoch sicher genutzt werden kann. Der Faktor Mensch darf nicht untergehen. Sinnvoll eingesetzt, können Chatbots den Arzt-Patienten-Kontakt ergänzen, ja intensivieren und kostbare Zeit bewahren. Niemals jedoch darf eine digital-artifizielle Kommunikation die direkte, persönliche Begegnung ersetzen. Ein noch so genial konzipiertes Software-Konstrukt ist kein Arzt. Erschwindeltes Vertrauen wäre Betrug.
Die Versprechen der digitalen Revolution sind immens und faszinierend. Ein rasant wachsendes Feld mit großem Potenzial für das individuelle Gesundheitsmanagement tut sich auf. Voller Hoffnung und mit banger Begeisterung begeben sich Patientin und Patient auf die digitale Reise. Wenn es gelingt, technische Qualität und Benutzerorientierung auf ein verlässlich hohes Niveau zu heben, wird die digitale Welt, KI-unterstützt, virtuell und nicht-invasiv, den Zugang zu Diagnostik und Therapie verbessern, Kommunikation erleichtern, bisher Undenkbares ermöglichen, Patientensicherheit erhöhen und Wissensgewinn steigern. Die folgenden Beiträge werfen Schlaglichter auf eine furiose Entwicklung und zeigen Wege auf, wie sich technischer Fortschritt medizinisch sinnvoll nutzen lässt, ohne den Patienten als einzigartiges Individuum aus dem Blick zu verlieren.