14. Dez 2021
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Business
Journalist: Armin Fuhrer
Die Digitalisierung bedeutet eine Anpassung der bestehenden Prozesse, erklärt Eike Christoph Greth, Chief Informatic Security Officer bei der Otto Group.
Ich würde vielmehr sagen, dass die Unternehmen generell durch die Pandemie fast gezwungen sind, verstärkt Technologien zur Aufrechterhaltung der Geschäftsprozesse einzusetzen. Das allein reicht aber nicht, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Digitalisierung bedeutet eine Anpassung der bestehenden Prozesse, wobei der Fokus auf der Datennutzung liegt. Sprich: Welche Daten brauche ich wofür? Der Mittelstand ist meiner Erfahrung nach noch ein gutes Stück davon entfernt, die Digitalisierung richtig anzugehen.
Mittelfristig ist das definitiv so. Eine ideale Digitalisierung sorgt für Effizienz und Effektivität. Beides führt zu einer Zeit- beziehungsweise Kostenersparnis und zahlt sich daher enorm für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus.
Einen analogen Prozess zu digitalisieren, bedeutet in der Regel, dass man diesen Prozess anpassen, also verändern muss. Die Digitalisierung geht deshalb zwingend mit Veränderungen einher. Ich rate dementsprechend dazu, alte Gewohnheiten aufzugeben, auch wenn diese in einer analogen Welt gut funktioniert haben. Zudem halte ich es für unglaublich wichtig, Wissensträger der Digitalisierung in der eigenen Unternehmung aufzubauen und zu etablieren.
Für diese Unternehmen bieten sich insbesondere Netzwerke mit anderen Unternehmen an. Die Erfahrungen, die dort geteilt werden, können sehr hilfreich für die eigenen Fortschritte sein.
Digitale Werkzeuge sind ein unverzichtbarer Teil der Digitalisierung. Allerdings liegt der Schwerpunkt in der Digitalisierung auf den datengetriebenen Prozessen und eben nicht auf den Tools. Letztere werden nur dann zu einer guten Lösung, wenn sie zu den Prozessen passen.
Meiner Meinung nach ja. Die Informationssicherheit ist aus meiner Sicht ein grundlegendes Element der Digitalisierung, denn die Daten beziehungsweise Informationen rücken dabei in den Mittelpunkt. Die Verarbeitung dieser Daten erfolgt in der Regel durch Technologien, welche es folglich zu schützen gilt.
Das ist abhängig vom jeweiligen Geschäftsmodell. Die Theorie unterscheidet daher zwischen Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität. Im Handel erfährt die Verfügbarkeit von Systemen eine wesentliche Relevanz. Der Ausfall der notwendigen Geschäftsprozesse und damit der Ausfall der Wertschöpfungskette ist ein Szenario, welches es zu vermeiden gilt. Demgegenüber schützen Unternehmen, deren Erfolge auf Patenten beziehungsweise Geschäftsgeheimnissen basieren, diese besonders stark vor unberechtigten Zugriffen. Hier hat die Vertraulichkeit eine sehr hohe Priorität.
Auch an dieser Stelle bieten sich spezifische Netzwerke von Unternehmen beziehungsweise Organisationen an, in denen man anbieterneutral Erfahrungsberichte erhält. Zudem gibt es Initiativen der deutschen Sicherheitsbehörden, unter anderem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) oder vom Verfassungsschutz, die sehr hilfreich und lohnend sind.