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23. Dez 2025

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Wirtschaft

Wärme, Holz und ein bisschen Hightech – mit Frank Kienle, Geschäftsführer des HKI Industrieverbandes Haus-, Heiz- und Küchentechnik e. V.

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Presse, Rune Enstand/unsplash

Moderne Häuser müssen effizient, robust und alltagstauglich sein: Technik soll verlässlich funktionieren, Energie sparen und auch dann liefern, wenn einzelne Systeme an Grenzen stoßen. Wie dieses Zusammenspiel gelingt, erklärt Frank Kienle, Geschäftsführer des HKI Industrieverbandes Haus-, Heiz- und Küchentechnik e. V.

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Frank Kienle, Geschäftsführer des HKI Industrieverbandes Haus-, Heiz- und Küchentechnik e. V.

Herr Kienle, was macht für Sie ein technisches Traumheim aus?

Zentral ist eine effiziente Heizung, heute meist eine Wärmepumpe. Ideal ergänzt wird sie durch eine Feuerstätte wie Kamin- oder Kachelofen. Das erhöht die Versorgungssicherheit bei Stromausfall und schafft Atmosphäre. Optimal sind wassergeführte oder Speicherfeuerstätten, die Wärme speichern und über viele Stunden abgeben. Gerade moderne, gut gedämmte Gebäude mit geringem Wärmebedarf profitieren davon.

Kaminöfen gelten als romantisch, aber klimaschädlich. Zu Recht?

Holz ist bei nachhaltiger Forstwirtschaft CO2-neutral, aber keine alleinige Lösung, da die Ressource begrenzt ist. Sinnvoll bleibt Holz als Ergänzungsheizung. Moderne Geräte stoßen deutlich weniger Schadstoffe aus als ältere Modelle. Wer mehr tun will, kann Emissionsminderungstechnik nachrüsten. Paragraf 19 der 1. BImSchV sorgt zudem dafür, dass Nachbarn nicht durch Abgase belästigt werden.

Worauf sollten Eigentümer bei der Sanierung achten?

Schornsteine sollten erhalten oder früh eingeplant werden. Werden Schächte für Leitungen genutzt, gehen spätere Optionen verloren. Auch Nachrüstungen sind möglich, aber aufwendig. Der Schornsteinfeger sollte von Beginn an eingebunden werden, da er Vorgaben kennt und zur richtigen Führung beraten kann.

Schornsteine sollten erhalten oder früh eingeplant werden. Werden Schächte für Leitungen genutzt, gehen spätere Optionen verloren.

Welche Heizsysteme empfehlen Sie aktuell?

Erster Schritt bleibt: dämmen. Ein geringer Wärmebedarf spart Kosten unabhängig vom Energieträger. Danach bieten sich hybride Systeme an – Kombinationen aus Wärmepumpe, Gas- oder Ölheizung und Feuerstätte. So lässt sich der jeweils günstigste Energieträger nutzen. Mit steigenden CO2-Preisen werden Holzöfen als Ergänzung wirtschaftlich interessanter.

Welche Rolle spielt die Küche?

Kochgeräte sind meist elektrisch betrieben und von der Gebäudeheizung getrennt. Wer Platz und Schornstein hat, kann einen modernen Holzherd integrieren. Er sichert Versorgung im Stromausfall und lässt sich in Küchenzeilen einbauen. Als alleinige Lösung taugt er jedoch nicht, eher als Zusatz.

Reichen smarte Einzelgeräte oder braucht es ein vernetztes Konzept? Vernetzung ist sinnvoll, wenn Systeme zusammenarbeiten. Ein Ofen kann über einen Temperatursensor anzeigen, dass die Zentralheizung ihre Leistung senken kann – ein Vorteil bei teurer werdenden fossilen Brennstoffen. Kleine Steuereinheiten binden Öfen bereits in Smart Home-Systeme ein. Ziel bleibt eine standardisierte Rückmeldung des Betriebszustands.

Wie sieht das ideale Haus der Zukunft aus?

Gedämmt, mit PV-Anlage und hybrider Heizung: Wärmepumpe oder Nah-/Fernwärme plus Feuerstätte mit Wasseranschluss oder Speicherfunktion. Dazu Smart Home-Steuerung, Batteriespeicher und eine Wallbox für E-Autos. Eine Feuerstätte bringt nicht nur Ambiente, sondern funktionalen Nutzen: Sie kann monetäre Vorteile im Winter bieten und erhöht die Versorgungssicherheit, wenn kein Strom verfügbar ist. Optimal ist ein wasserangebundenes System oder eine Speicherfeuerstätte, da beide Varianten überschüssige Wärme effizient nutzbar machen. Auch bei der Sanierung gilt: Ein späteres Nachrüsten des Schornsteins wird meist teurer und aufwendiger, weshalb eine frühzeitige Planung entscheidend ist. Zudem lohnt sich der Blick auf Förderprogramme, etwa für Wärmepumpen oder Biomasseheizungen.

Ein geringer Wärmebedarf spart Kosten unabhängig vom Energieträger. Danach bieten sich hybride Systeme an – Kombinationen aus Wärmepumpe, Gas- oder Ölheizung und Feuerstätte.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes