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1. Sep 2021

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Business

Besseres Liquiditätsmanagement nach der Krise

Journalist: Armin Fuhrer

„Mit einer großen Insolvenzwelle rechnen wir nicht, wir sehen eher mehrere kleine Wellen kommen“, sagt Marc Knothe, CEO der Intrum in Deutschland, dem Dienstleister für Credit Management Services. 

Marc Knothe, CEO Intrum D/AT; Foto: Presse

Wie ist nach Ihren Erkenntnissen die Stimmung unter den kleinen und mittel-ständischen Unternehmen nach anderthalb Jahren Pandemie?

Nach einer von uns erhobenen Studie, die das Zahlungsverhalten und die finanzielle Stabilität von Unternehmen untersucht, kann man feststellen, dass die Stimmung überwiegend positiv ist, wobei das natürlich sehr vom jeweiligen Sektor abhängt. Es gibt die klassischen Krisengewinner wie den Onlinehandel, die Logistik und den Lebensmitteleinzelhandel. Und es gibt die Verlierer, wie die innerstädtischen Ladenlokale, den stationären Handel, Hotels und Gaststätten und die Touristik. In Zahlen: 48 Prozent der befragten Unternehmen sind positiv gestimmt, 43 Prozent sind schwer getroffen von der Krise. Allerdings hat sich herausgestellt, dass jetzt gewisse Prozesse anders gemacht werden als vor der Pandemie und die Unternehmen zum Teil aus ihrer Routine herausgerissen wurden. 

Zum Beispiel?

Der Mittelstand hat das Thema  Digitalisierung für sich entdeckt und die Krise dazu genutzt, viele Prozesse zu automatisieren, zu verbessern und zu verschlanken. 42 Prozent der KMU gaben an, dass sie das Thema erst durch die Krise richtig angepackt haben. Ich will nicht sagen, dass es bis zur Pandemie einen Digitalisierungsstau im Mittelstand gab, aber viele Unternehmen spürten nicht so sehr den Druck zur Transformation. Und das haben die kleinen und mittelständischen Unternehmen deutlich besser gemacht  als die großen. 

Inwiefern?

Die Großen haben oftmals einfach aufgehört zu investieren, als die Pandemie begann, und sie haben bestimmte Dinge einfach unterlassen. Die Mittelständler dagegen haben die Digitalisierung gezielt in Angriff genommen. 

Sie haben ja in Ihrem Report auch nach dem Thema Zahlungsfähigkeit und Zahlungsverzug gefragt. Wie stellen sich die Ergebnisse dar?

Das Thema Liquidität spielt durch die Pandemie für viele Unternehmen eine deutlich wichtigere Rolle als früher. Viele haben sich gefragt, wie sie ihre Liquidität sichern können. Diese Frage stand in der Vergangenheit insbesondere bei den KMU nicht wirklich im Vordergrund. Eine große Rolle spielen hier die staatlichen Corona- Hilfen, die viele Probleme überdeckt haben. Jetzt kommen wir allmählich an das Ende der staatlichen Zahlungen und die Stundungen, die vielen Unternehmen gewährt wurden, laufen aus. Das bedeutet, jetzt allmählich wird das Bild klarer. Es wird sich zeigen, für wen die Krise zu Ende geht, und für wen sie eigentlich erst richtig anfängt.

Rechnen Sie mit einer Insolvenzwelle, vor der ja viele warnen?

Etwa die Hälfte der Unternehmen ist durch die staatlichen Hilfen durch die Krise getragen worden und für die Unternehmen fangen die Probleme jetzt erst richtig an. Ich rechne nicht mit dem einen großen Tsunami, sondern eher mit drei oder vier kleineren Insolvenzwellen im Laufe der kommenden ein bis zwei Jahre. Und das gilt sowohl für den Business- als auch für den Privatkundenbereich. 

Stellen derzeit Kreditausfälle ein Problem dar?

Momentan ist das noch ein verdecktes Problem, weil eben durch die Stundungen und die Hilfsmaßnahmen ein verzerrtes Bild entsteht. Trotzdem treffen wir immer häufiger auf Unternehmen, die pandemiebedingt schnell und unerwartet Liquidität benötigen und bei uns als Forderungsmanagement Unternehmen eine Lösung erfragen. Das trägt sie natürlich nur bis zu einem gewissen Teil, so das Kreditausfälle eine nächste Folge sein können. 

Gibt es weitere Maßnahmen, die die Unternehmen durchgezogen haben?

Viele Mittelständler haben ihre Zahlungsziele angepasst. Dabei ging es nicht um Stundungen, sondern um ein Hinauszögern ihrer Zahlungsverpflichtungen. Gleichzeitig haben viele aber auch versucht, die eigenen Ansprüche schneller beizutreiben. Dadurch wollten sie eben-falls ihre Liquidität sichern, um so den Kopf über Wasser zu halten. Die großen Unternehmen dagegen haben Investitionen und Einstellungen gestoppt. Während die Kleineren also versucht haben, Dinge zu optimieren, haben viele der Großen komplett auf die Bremse getreten.

Anna Fall, Chief Brand &  Communications Officer  bei Intrum; Foto: Presse

„Langfristige Herausforderung“

Was sind die Erwartungen der Unternehmen in Europa für die nahe Zukunft?

In den vergangenen 18 Monaten hat COVID-19 viele europäische Unternehmen in die Knie gezwungen. Eine sinkende Verbrauchernachfrage nach den staatlichen Schließungsmaßnahmen in Verbindung mit einem deutlichen Anstieg der Unternehmensverschuldung stellt eine langfristige Herausforderung dar. Wenn staatliche Förderprogramme auslaufen, ist mit einem Anstieg notleidender Kredite (NPLs) und unterstützungsbedürftiger Unternehmen bei der Beitreibung ausstehender Forderungen zu rechnen.

Welche Maßnahmen haben die  Unternehmen ergriffen, um auf die Krise zu reagieren? 

Südeuropa wurde von der Pandemie schwer getroffen und Unternehmen in dieser Region versuchen eher, Kosten zu senken. Beim Umgang mit Zahlungsverzug sind europäische Unternehmen fairer Weise flexibel geblieben. Ein Drittel bietet geänderte Zahlungsbedingungen an, und 29 Prozent bieten als Alternative einen Rabatt an.

Hat sich das Zahlungsverhalten durch die Krise verändert?

Staatliche Unterstützungsprogramme haben Unternehmen geholfen, einen stabilen Cashflow aufrechtzuerhalten, die Auswirkungen von Zahlungsverzug zu bewältigen, und dies hat die Zahl der Insolvenzen reduziert. Die Programme haben wahrscheinlich die wahren Veränderungen im Zahlungsverhalten und die Unsicherheit einiger Unternehmen verschleiert.

Professor Dr. Christoph Schalast, Rechtsanwalt und Notar im Bereich M&A sowie Bank- und Kapitalmarktrecht; Foto: Presse

„Der Mittelstand ist stabil aufgestellt“

Die Pandemie hat gezeigt: Wer ein funktionierendes Geschäftsmodell hatte, der ist auch erfolgreich durch die Krise gegangen.

Die jetzige Krise zeigt aus meiner Sicht, wie stabil der deutsche Mittelstand aufgestellt ist. Gerade bei den Hidden Champions, etwa im Bereich Maschinen- und Anlagen-bau und anderen sehr deutschen Themen, hat sich gezeigt, dass verantwortungs-bewusstes Unternehmertum und ein wertkonservatives Verständnis von Nachhaltigkeit auch in einer Ausnahmesituation wie der Pandemie erfolgreich sein können. Wer ein funktionierendes Geschäftsmodell hatte, der ist erfolgreich durch die Krise gegangen, während bei schon vor der Krise „schwächelnden“ Unternehmen spätestens nächstes Jahr tiefgreifende Umstrukturierungen und auch weitergehende Maßnahmen notwendig werden. Des Weiteren hat jetzt wirklich jeder begriffen, dass Digitalisierung kein „nice to have“, sondern ein absolutes „muss“ ist. Letzt-endlich wird sich dann hier die Spreu vom Weizen trennen.

Die Krise hat aber auch die besonderen Stärken des deutschen Mittelstands weiter fokussiert, hier gibt es keinen panikartigen Arbeitsplatzabbau und der neue Megatrend ESG – vielleicht nicht unter diesem Buzzword – wird verstanden. Hinzu kommt eine gelebte Internationalisierung. Insoweit gehe ich sicher davon aus, dass der deutsche Mittelstand weiterhin, ja vielleicht sogar noch mehr und mit höheren Bewertungen als vor der Krise, ein attraktives Ziel für strategische Investoren aus Südostasien und Amerika und nicht zuletzt für Finanzinvestoren/Private Equity sein wird. Möglicherweise ist daher jetzt gerade der Zeitpunkt – wenn man denn überhaupt ans „Aus-steigen“ denkt – einen Verkaufsprozess in Gang zu setzen. Auf der anderen Seite sehen wir in unserem Mandantenstamm derzeit, dass viele Mittelständler dies als einen idealen Zeitpunkt erachten, selbst zuzukaufen, bevorzugt außerhalb von teuren Auktionsverfahren, am liebsten von Mittelständler zu Mittelständler. Dies ermöglicht spannende proprietäre Deals und könnte ein weiterer Trend sein.


Jürgen Sonder, Präsident der Bundesvereinigung für Kreditankauf und Servicing e.V.; Foto: Presse

Die Breite der Wirtschaft atmet auf

Die staatlichen Hilfsmaßnahmen wirken, aber einige Branchen sind trotzdem stark von den Auswirkungen der Corona- Pandemie getroffen.

Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland sind bisher gut durch die Krise gekommen. Dabei waren es vor allem die massiven staatlichen Unterstützungsprogramme, die eine Insolvenzwelle in dem Bereich verhinderten. Doch gerade die besonders stark betroffenen Branchen sind noch nicht über den Berg. 

Durch die immer wieder verlängerte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wurde ein starker Anstieg der Insolvenzzahlen zunächst abgeblockt. Die aktuelle Ausfallquote von KMU-Krediten beträgt nach Zahlen der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) 2,7 Prozent. Bis 2022 erwarten die Risikomanager der deutschen Banken laut NPL-Barometer der BKS allerdings einen Anstieg auf 3,8 Prozent.

Insgesamt wurden KfW-Kredite von rund 52,8 Milliarden Euro abgerufen. Das ist in sowohl in absoluten Zahlen als auch gemessen an der Wirtschaftsleistung wenig im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Italien, die teilweise die 100-Milliarden-Euro-Grenze überschritten haben. Die Korrelation der Kreditausfälle zu den beanspruchten Krediten ist ein Indikator, der für die Zukunft eher positiv stimmt. 

Während die Breite der Wirtschaft aufatmet, hat die Krise doch einige Wirtschaftszweige massiv getroffen. Auch wenn der Anteil, der durch den ersten Lockdown betroffenen Branchen nicht zu groß ist und nur bei etwa zehn Prozent liegt, sind hier die Einbrüche doch massiv. Dazu zählen der stationäre Handel, die Hotellerie und Gastronomie und der komplette Eventsektor.

Diese personalintensiven Dienstleistungs- und Wirtschaftszweige sind auch jetzt noch überproportional gefährdet. Die Banken haben diese Gefährdungslage bereits in ihrer Risiko-vorsorge der vergangenen 18 Monate berücksichtigt. Kredite werden in diesen gefährdeten Sektoren restriktiver vergeben. Mögliche Auswirkungen auf den KMU-Bereich werden in den kommenden Monaten abhängig von weiteren Corona-bedingten wirtschaftlichen Einschränkungsmaßnahmen anhand einer steigenden Insolvenzquote erkennbar werden.

10. Dez 2025

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Business

Bereit, zu gründen? – mit Céline Flores Willers, Gründerin & CEO der People Branding Company GmbH

![_Mirjam_Hagen_Fotografin_Personal Brand _FÜR HOMEPAGE CELINE_ÜA_9.1-10 Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Mirjam_Hagen_Fotografin_Personal_Brand_F_Ue_R_HOMEPAGE_CELINE_Ue_A_9_1_10_Online_67743b52db.jpg) ```Céline Flores Willers, Gründerin & CEO der People Branding Company GmbH``` Für Céline Flores Willers, Gründerin und CEO der People Branding Company GmbH, ist Mut einer der entscheidenden Faktoren für den Schritt in die Selbstständigkeit. „Gerade am Anfang kommt oft Gegenwind, auch aus dem eigenen Umfeld“, erzählt sie. „Wenn Freunde oder Familie sagen: ‚Das klappt nie‘, musst du trotzdem an deine Idee glauben. Nur, wer unabhängig von der Meinung anderer handelt, kann langfristig durchhalten.“ Neben Mut zählt für die Unternehmerin vor allem die intrinsische Motivation: „Es gibt keinen Chef, kein Lob, kein Schulterklopfen von außen. Der Antrieb muss aus dir selbst kommen.“ Ebenso wichtig: eine lösungsorientierte Haltung. „Unternehmer sind im Kern Problemlöser. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Wie in einem Game kommen ständig neue Challenges und du steigst ein Level höher. Genau da braucht es die nötige Resilienz, um sich davon nicht stoppen oder demotivieren zu lassen. Just another problem? Let’s go!“ >Nur, wer unabhängig von der Meinung anderer handelt, kann langfristig durchhalten. Wer wachsen will, müsse zudem lernen, loszulassen: „Wenn du nur im Operativen hängst, verlierst du den Blick für die Zukunft. Bau dir ein Team auf und gib Verantwortung ab, nur so bleibst du visionär.“ Und ganz wichtig: Nicht zu sehr in die eigene Idee verliebt sein. Erfolg habe, wer sich kompromisslos am Kunden orientiert. „Fokus auf das, was wirklich hilft, sonst baust du am Markt vorbei.“ Ihr Tipp an junge Gründerinnen und Gründer: So früh wie möglich starten, in einer Lebensphase, die noch frei von großen Verpflichtungen, Krediten oder Bindungen ist. Celines Fazit: Gründen ist kein Spaziergang, sondern ein Marathon mit Höhen und Tiefen. Doch wer dazu bereit ist, gewinnt Freiheit, Selbstwirksamkeit und die Chance, langfristig seinen eigenen Wert zu gestalten, persönlich wie finanziell. >Wenn du nur im Operativen hängst, verlierst du den Blick für die Zukunft.

10. Dez 2025

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Licht macht KI endlich effizient – mit Anna Waag, CEO des Deep-Tech-Startups Synara

![Anna Waag Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Anna_Waag_Online_d7304419ad.jpg) ``` Anna Waag, CEO des Deep-Tech-Startups Synara ``` Deutschlands Hochleistungsrechenzentren verbrauchen heute ca. 20 TWh Strom, bis 2030 wird sich der Verbrauch verdoppeln. Anna Waag, CEO des Deep-Tech-Startups Synara, sagt: „Licht ist die Zukunft der KI. Die heutige Technologie und der damit verbundene Stromverbrauch sind nicht nachhaltig und ein limitierender Faktor. Wir entwickeln optische Prozessoren, die nicht mit Strom, sondern mit Licht rechnen und so 100 Mal effizienter sind als heutige KI-Prozessoren. Wie wir in Zukunft unseren Energieverbrauch decken, ist längst eine gesellschaftliche Zukunftsfrage. Unsere Technologie soll den Energiebedarf der Rechenzentren drastisch senken und so einen wichtigen Beitrag leisten. Ziel für 2026 ist es, mit ersten Pilotkunden eine Roadmap zu entwickeln, damit von Anfang an Kundenbedürfnisse und Entwicklung Hand in Hand gehen und wir so Anforderungen optimal umsetzen. Wir freuen uns, dass die Jury des QIMP High-Tech-Inkubators uns als innovatives junges Unternehmen ausgewählt hat und unseren Weg begleitet.“ Ziel ist es, neuronale KI-Netzwerke mit Licht zu betreiben – schnell, effizient und datensicher. Synara Technologies GmbH wurde von Wissenschaftlern des Instituts für Halbleitertechnik der TU Braunschweig sowie der Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften gegründet. Niedersachsen und vor allem Braunschweig mit dem Nitride Technology Center (NTC), der Braunschweig Zukunft GmbH und dem QIMP High-Tech-Inkubator, bietet ein perfektes Ökosystem zur Entwicklung von Deep-Tech-Startups.

10. Dez 2025

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Viel Verantwortung mit Potenzial: Wie Startups sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten etablieren

Startups stehen vor vielen Unsicherheiten. Besonders in den ersten Jahren müssen junge Unternehmen ihre Finanzen im Blick behalten und Risiken frühzeitig erkennen, um nicht unvorhergesehenen Engpässen ausgesetzt zu sein. Eine stabile Liquidität ist daher für jeden Gründer überlebenswichtig; Stichwort Zahlungssicherheit: Ohne ausreichende Mittel können selbst vielversprechende Geschäftsmodelle scheitern. Mithilfe von regelmäßigen Bonitätsprüfungen können Gründer zusätzlich ihre Geschäftspartner, Lieferanten und Kunden besser einschätzen. Dies kann vor allem bei der Entscheidung über Zahlungsziele, Kreditvergaben oder der Auswahl von Partnern ausschlaggebend sein. Ebenfalls sinnvoll ist die kontinuierliche Überwachung bestehender Geschäftsbeziehungen: Frühwarnsysteme erkennen z. B. Insolvenzhinweise oder Kreditkürzungen und ermöglichen rechtzeitiges Handeln. Bleiben Zahlungen dennoch aus, kann ein professionelles Forderungsmanagement entlasten. Ein automatisiertes Mahnwesen sorgt dann dafür, dass offene Rechnungen konsequent verfolgt werden, ohne Kundenbeziehungen unnötig zu belasten. Entsprechend lohnenswert ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern wie Creditreform: weniger Aufwand, mehr Sicherheit und spürbar entlastete Abläufe. So bleibt Startups mehr Zeit für das, was wirklich zählt – neue Kunden finden, Chancen ergreifen und am Markt wachsen.