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28. Mär 2020

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Gesellschaft

Brennglas der Gestaltung

Journalist: Helmut Peters

Lutz Dietzold ist Geschäftsführer des Rats für Formgebung und stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Deutsches Design Museum. Wir sprachen mit ihm über neue Innovationen, Trends und Smart Home.

Zeichnen sich bei den Gewinnern des German Design Award 2020 bestimmte Trends für das bevorstehende Jahr ab?

Ein schon seit Jahren anhaltender Trend ist das Bemühen um möglichst nachhaltige Lösungen, die Ästhetik, Funktionalität und ökologisch effizienten Materialeinsatz vereinen. Da werden zunehmend natürliche Rohstoffe, aber auch neue Technologien eingesetzt, um bessere, nachhaltigere Lösungen für angestrebte Funktionen und Effekte zu erzielen.

Zum anderen ist Elektronik natürlich in ganz vielen Bereichen auf dem Vormarsch. 

Wie hat sich der German Design Award entwickelt und was sind seine Besonderheiten gegenüber anderen Design-Preisen?

Der German Design Award findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt und darf mit über 5.300 Einreichungen aus 69 Ländern und 54 % internationaler Beteiligung stolz auf eine wirklich rasante Entwicklung zurückblicken. Zudem sehen wir zunehmend beeindruckende Designlösungen auch aus Ländern, von denen man es zunächst nicht erwarten würde. Das heißt, da wächst weltweit ein Designverständnis und das freut uns sehr.

Mit unserem German Design Award Newcomer-Preis stehen wir zudem für eine erfolgreiche Nachwuchsförderung, die Jahr für Jahr jungen Designern den Weg in die Industrie eröffnet. Apple-Designer Hartmut Esslinger hat vor 50 Jahren seine Karriere mit einem Nachwuchspreis des Rats für Formgebung begonnen.

Wenn man sich die Gewinner-Galerie anschaut, gewinnt man den Eindruck, dass bei den Objekten kaum Grenzen gesetzt sind.

Es gibt nichts in unserer Alltagswelt, das nicht gestaltet wäre, das spiegelt der German Design Award wider. Ein besonderes Augenmerk legt die Jury in ihrer Arbeit darauf, dass keine Plagiate ausgezeichnet werden oder Schutzrechte verletzt werden. Dies müssen die Teilnehmer schon bei der Anmeldung zum Wettbewerb zusichern. Außerdem ist die Jury sehr kritisch bei ethisch bedenklichen Produkten oder Geschäftsmodellen.

Viele Stile der Vergangenheit erleben plötzlich ein ungeahntes Comeback. Wie entstehen solche Wellen?

Gestaltung heißt immer auch, an vorhandene Lösungen und Strategien anzuknüpfen und historische Elemente wieder aufzunehmen. So kommt es zyklisch zur Wiederentdeckung bestimmter Formsprachen, wie beispielsweise die Klassiker des Mid-Century, die nun schon eine ganze Weile populär sind.

Bäder und Küchen haben ihre Rolle als rein funktionale Räume ja längst überlebt. Welche Trends setzen Designer unserer Zeit da neuerdings?

Dass Bad und Küche in den letzten Jahren mehr und mehr auch Wohnräume geworden sind, lässt sich ohne Zweifel auch an den entsprechenden Designinnovationen ablesen. Im Bad geht die zunehmende Digitalisierung der Armaturensteuerung mit Reduktion einher. Da rückt die Gesamtkomposition der Elemente in der Gestaltung in den Vordergrund. Durch bestimmte Materialien und Formen erzeugte Atmosphären verleihen dem Badezimmer heute eine ganz andere Qualität als in der Vergangenheit. 

Im vergangenen Jahr gab  es einen Trend zu mehr Durchsichtigkeit etwa mit Hilfe von Acryl- oder Glasmöbeln. Setzt sich dieser Trend fort?

Die Materialforschung und daraus entstehende Innovationen haben auch Glas und Acryl wieder vermehrt auf den Radar des Interior Designs gebracht. Transluzente Badewannen wie die Reflex von Antonio Lupi oder die Glasmöbelkollektion von Konstantin Grcic für die Pariser Galerie kreo leuchten hier sicher die extremen Pole des Machbaren aus und setzen damit zugleich Trends.

Was gibt es Neues im Bereich smarter Designprodukte?

Die überzeugendsten Beispiele finden sich aktuell vor allem im Bereich Heizung- und Klimatechnik, Badezimmer und Küche sowie Hausautomation. Ebenso überrascht die Healthcare- und Medical Design-Branche mit smarten Innovationen, die man sich immer gewünscht hat, ohne eine Vorstellung davon zu haben.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.