1. Okt 2025
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Wirtschaft
Journalist: Katja Deutsch
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Foto: jakub zerdzicki/unsplash, Presse
Prof. Dr. rer. nat. Thomas Beyerle ist Professor für Immobilienwirtschaft und Research an der Hochschule Biberach (HBC) und Mit-Produzent von “Die Haus-Meister – Immobilienmythen im Podcast”. Er weiß, wie man auch noch zum Eigenheim kommen kann – und was Instagram damit zu tun hat.
Prof. Dr. rer. nat. Thomas Beyerle, Professor für Immobilienwirtschaft und Research an der Hochschule Biberach (HBC)
Prof. Dr. Beyerle, die meisten Menschen träumen nach wie vor von der eigenen Immobilie, doch die Zeit der Niedrigzinsen ist vorbei. Ist eine eigene Immobilie überhaupt noch realistisch?
Heutzutage vermischen sich Traum und Realität beim Thema Eigenheim. Neun von zehn Menschen träumen von einem freistehenden Haus im Grünen, doch die Realität sieht anders aus. Durch schnellere Lebens- und Arbeitswechsel sowie höhere Mobilität kaufen viele eine Immobilie erst später im Leben und mieten zunächst. Das Durchschnittsalter beim Erstkauf liegt heute bei 38,5 Jahren, vor 30 Jahren waren Immobilienkäufer 24 bis 25 Jahre alt. Finanziell ist ein Hauskauf unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin machbar: Wer in den letzten zehn bis 15 Jahren regelmäßig gespart hat, profitiert oft zusätzlich von gestiegenen Gehältern. Ein Eigenheim bleibt in Deutschland grundsätzlich bezahlbar – vorausgesetzt, man spart und plant realistisch, anstatt nur instagrammable zu verreisen (lacht).
Wie hoch sollte denn das Eigenkapital heutzutage sein?
Ich empfehle mindestens 20 Prozent, mit Nebenkosten ist man dann bei 25 Prozent. Grundvoraussetzung für einen Immobilienkauf bleibt nach wie vor, dass man etwas angespart hat, denn Banken finanzieren selten unter 20 Prozent Eigenkapital. Hat man frühzeitig etwas zurücklegt, kann man Hypothekenrisiken besser tragen und flexibler agieren. Positiv ist: Wer jetzt etwas Neues kauft, hat meist viele Jahre Ruhe vor großen energetischen Sanierungen. Viele aktuell angebotene Objekte dagegen werden noch mit fossilen Brennstoffen beheizt und müssen mittelfristig modernisiert werden.
Finanziell ist ein Hauskauf unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin machbar: Wer in den letzten zehn bis 15 Jahren regelmäßig gespart hat, profitiert oft zusätzlich von gestiegenen Gehältern.
Was ist denn gerade ein guter Zehnjahreszinssatz?
Wenn man einen Zinssatz von 3,2 bekommt, ist man schon ganz gut dabei. Die EZB hat keine Zinserhöhung mehr umgesetzt, viele Analysten erwarten eine Seitwärtsbewegung. Das könnte derzeit aus globaler Sicht ein Grund sein, warum ein Einstieg wieder attraktiver wird, besonders für jene, die ihn bisher hinausgezögert haben: Nach der Unsicherheit 2022 bis 2024 steigen nun wieder mehr Käufer in den Immobilienmarkt ein. In vielen Regionen haben sich die Zinsen bei rund 3,5 Prozent stabilisiert, erste Daten zeigen leichte Anstiege bei den Transaktionen. Vorsicht ist trotzdem geboten: Zinssätze über vier Prozent können schnell zu einer hohen Belastung werden. Wer jedoch langfristig plant und über zehn Jahre hinweg finanziell solide aufgestellt ist, kann realistisch einsteigen.
Zehn, 20 oder 30 Jahre Zinsbindung – wozu raten Sie?
Zehn Jahre! Ich empfehle klar eine zehnjährige Finanzierung statt 20 bis 25 Jahre, da Kapitalmarkt und Geldpolitik langfristige Bindungen oft entwerten und kurz- und mittelfristige Anlagen zu einem ähnlichen Zinssatz möglich sind. Heute sind 20 Jahre eine nicht planbare Größe geworden. Wer von Ein-Prozent-Krediten auf deutlich höhere Zinsen umsteigen muss, sollte sparen, Konsum reduzieren und – wenn möglich – das Einkommen erhöhen; eine Umschuldung kann trotz höherer Belastung sinnvoll sein. Wir haben aktuell eine Rezession, und auf lange Sicht kann es nur aufwärts gehen. Wer sich entscheidet, eine Wohnung zu kaufen oder ein Haus zu bauen, sollte dies zum Zeitpunkt tun, der für die eigene Lebenssituation passt, unabhängig von den Zinsen. Wichtiger ist, dass die Entscheidung zu Alter, Sparverhalten und Konsum passt.
Ich empfehle klar eine zehnjährige Finanzierung statt 20 bis 25 Jahre, da Kapitalmarkt und Geldpolitik langfristige Bindungen oft entwerten und kurz- und mittelfristige Anlagen zu einem ähnlichen Zinssatz möglich sind.