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8. Mai 2024

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Lifestyle

Der Weg ist das Ziel – mit Eva Buzzi

Journalist: Silja Ahlemeyer

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Foto: Stefan Schlumpf, Presse

Eva Buzzi, Präsidentin des österreichischen Reiseverbandes und Geschäftsführerin von ÖBB Rail Tours, über Züge als Urlaubs-Verkehrsmittel der Wahl.

Eva_Buzzi_Online.png Eva Buzzi, Präsidentin des österreichischen Reiseverbandes und Geschäftsführerin von ÖBB Rail Tours

Frau Buzzi, Greenpeace teilte 2023 mit, dass in Österreich die Buchung von Flügen in der Regel deutlich günstiger sei als die von Zugfahrten. Warum entscheiden sich Reiselustige trotzdem für Zug-Urlaub?

Diese Aussage stimmt in dem Ausmaß, wie Greenpeace sie getroffen hat, nicht. Denn bei der Zugbuchung hängt der Preis stark davon ab, wann ich buche, was ich buche, ob ich eine flexible Stornierungsmöglichkeit mit berechnen muss und vieles mehr.

Pauschal zu sagen, dass Zugfahren teurer ist als Fliegen, ist so nicht korrekt.

Zumal bieten Zugreisen viele Vorteile. Als erstes sei hier natürlich die Nachhaltigkeit zu nennen. Wir merken, dass dieser Aspekt gerade den jungen Menschen sehr wichtig ist. Zudem ist besonders für jüngere Kinder eine Zugfahrt im Nachtzug etwas unglaublich Spannendes. Und eine Übernachtung spart man sich im Regelfall auch, weil man bereits am Morgen in der Destination eintrifft.

Welche Reiseziele innerhalb Österreichs können Sie für dieses Jahr empfehlen?

Unserer Top-Ziel ist Wien! Die Landeshauptstadt ist mit ihrem großen Angebot an Kultur, Freizeit und Shopping interessant für alle Besuchenden aus den anderen Bundesländern. Die Stadt ist sehr gut per Zug zu erreichen, und wer schonmal mit dem Auto versucht hat, in Wien einen Parkplatz zu finden, der weiß das zu schätzen. Dazu haben wir viele Urlaubsorte, die ideal an die Bahn angebunden sind. Das sind zum Beispiel Zell am See, Kitzbühel oder Sankt Anton. Oder auch die Kulturhauptstadt Europas 2024, Bad Ischl im Salzkammergut.

In Österreichs Nachbarländer kann man ebenfalls gut per Zug verreisen...

Ja, selbstverständlich! Da haben wir zum einen die Destinationen, die mit den Tagzügen angefahren werden. Ab Wien kommt man beispielsweise innerhalb von zweieinhalb Stunden nach Budapest, in weniger als vier Stunden nach München. Das schafft man mit dem Auto nicht. Bei Nachtzug-Fahrten mit unseren Nightjets darf das Ziel ruhig etwas weiter entfernt sein. Beliebt ist derzeit unter anderem die italienische Riviera mit Genua oder Hamburg, das bereits mit unseren Nightjets der neuen Generation angefahren wird.

Ein Trend sind die Reisen in den Traumzügen. Was versteht man darunter?

“Traumzüge” bedeutet, dass hier der Zug nicht bloß das Transportmittel in den Urlaub ist, sondern er ist das Besondere, was den Urlaub ausmacht. Damit gibt es zum Beispiel Reisen in unser Nachbarland, die Schweiz. Die Panoramastrecken dort haben eine lange Tradition. Sie führen durch atemberaubende Bergkulissen, vorbei an eisblauen Gletschern und kristallklaren Seen, zum Beispiel im Glacier Express oder im Bernina Express. Hier merken wir, dass die Menschen auch bereit sind, für so etwas Außergewöhnliches etwas mehr Geld auszugeben, sich vielleicht auch mal ein höherwertiges Hotel dabei zu leisten und sich richtig etwas gönnen möchten.

Welchen Tipp haben Sie in diesem Sommer speziell für Familien?

Wir wissen, dass Kinder wirklich begeistert sind von nach Nacht-Zugfahrten. Ein Vierer-Liegewagen für Mama, Papa und zwei Kinder, die dürfen dann in den Stockbetten natürlich oben schlafen. Mit so einem Zug nach Venedig fahren, dort ankommen und anschließend gleich mit der Gondel weiterfahren – das gefällt garantiert jedem Familienmitglied!

Interessanter Fakt:

Erstaunlich: Allein die jährlichen Flüge zwischen Wien und Zürich verursachen die gleiche Menge an CO2-Emissionen wie der gesamte ÖBB-Schienenverkehr in Österreich pro Jahr. Und: Seit 2018 sind alle Züge der staatlichen Österreichischen Bundesbahnen ausschließlich mit “sauberer” Energie unterwegs.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.