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3. Apr 2021

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Gesellschaft

Deutschland braucht den Quantensprung

Journalist: Armin Fuhrer

Der Ausbau des Glasfasernetzes muss dringend forciert werden, fordert Soeren Wendler, Geschäftsführer der Deutschen GigaNetz. 

Soeren Wendler, Chief Sales Officer bei Deutsche GigaNet; Foto: Presse

Alle reden von der Digitalisierung. Aber die technischen Grundlagen dafür müssen erst einmal geschaffen  werden. Wo steht Deutschland?

Die Frage ist hochaktuell, vor allem, weil gerade viele Menschen in Deutschland durch die Pandemie feststellen mussten, dass wir nicht gut dastehen. Als Exportweltmeister und Lokomotive der europäischen Wirtschaft haben wir die Schaffung einer digitalen Infrastruktur so richtig verschlafen. FTTH hat in Deutschland einen Ausbaustatus von unter zehn Prozent. FTTH bedeutet, dass das Glasfaserkabel direkt bis zum Kunden reicht. Diese schlechte Versorgungsrate kann im Jahr 2021 nicht unser Anspruch sein, zumal es Länder in Europa gibt, die längst auf dem Weg zur Vollversorgung sind. In der EU liegen wir damit auf einem der hintersten Plätze.

Was muss denn getan werden, wer ist gefordert?

Wir als neues Unternehmen brauchen keine Rücksicht auf Bestandsschutz alter Technologien nehmen. Für uns ist jeder Kunde neu. Andere Telekommunikationsunternehmen aber müssen dagegen kräftig in den Glasfaserbau bei Bestandskunden investieren, dem keine zu erwartenden höheren Umsätze pro Kunde gegenüberstehen. Deshalb besteht bei manchen Unternehmen auch eher geringes Interesse an einem Ausbau des Glasfasernetzes. Aus dieser Stagnation kommen wir in Deutschland langsam erst langsam durch den Wettbewerbsdruck reiner FTTH-Anbieter heraus.

Worin liegt denn der Vorteil des Glasfasernetzes?

Die Glaserfaser, die so dick ist wie ein menschliches Haar, ist in der technischen Entwicklung ein Quantensprung. Die potenziellen Geschwindigkeiten, die damit erreicht werden, sind noch lange nicht ausgereizt. Damit ist dies die Technologie, die für Zukunftssicherheit in der digitalen Infrastruktur steht. Darüber hinaus liefert Glasfaser immer die Geschwindigkeit, die auch vom Kunden gebucht wurde. Störungen und Leistungsschwankungen durch eine Mitnutzung von anderen Kunden gehören damit der Vergangenheit an. Wenn sie 500 MBit/s haben, haben sie diese auch wirklich. Bei den anderen Kabeln versprechen die Anbieter stets „bis zu“ 100 MBit/s das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie diese auch wirklich bekommen. Glasfaser sind einfach eine völlig andere Generation. 

Ist Smart City der Zukunft ohne ein solch schnelles Netz überhaupt umsetzbar?

Ganz gewiss nicht. Nur zwei Beispiele: In der Smart City mit schnellem Netz kann der ÖPNV durch Sensorik die Anzahl von Menschen an der Haltestelle messen und auf dieser Basis die Frequenz steuern oder die Müllabfuhr kann das Müllaufkommen in den Tonnen messen und nach Bedarf kommen. Das Feld ist sehr breit und reicht hin bis zur Straßenbeleuchtung, eLadestationen, Public-WLAN oder hin zu 5G-Sendemasten, die allesamt an Glasfaser angeschlossen werden. All diese Themen ertüchtigen die Städte erheblich in Ihrer Attraktivität, schaffen neue Arbeitsplätze und dies spart Pendlerverkehr, Zeit und schont letztlich die Umwelt erheblich. Für all solche Leistungen benötigt man ein sehr schnelles Netz. Und gerade was das Thema Nachhaltigkeit betrifft, können mit einem sehr schnellen Netz nur auf der Basis von Glasfaser große Erfolge erzielt werden. Die Weichen dafür sollte jede Kommune heute schon stellen.


Entscheidender Faktor bei der Standortwahl

Flörsheim am Main treibt den Ausbau des  Glasfasernetzes voran. Davon profitieren Wirtschaft und Bürger, sagt Bürgermeister Bernd Blisch.

Bernd Blisch, Bürgermeister; Foto: Presse

Was erhoffen Sie sich für Flörsheim vom Ausbau des Glasfasernetzes?

Mit der Entscheidung für den Aufbau eines Glasfasernetzes stellt Flörsheim am Main die Weichen für die Infrastruktur der Zukunft. Die Stadt möchte allen Bürgerinnen und Bürgern sowie allen Unternehmen diesen schnellen und zukunftssicheren Anschluss ermöglichen. Homeoffice und Homeschooling haben vielen in den vergangenen Monaten vor Augen geführt, wie wichtig eine schnelle und stabile Anbindung zu Hause ist. Insbesondere für Unternehmen ist die schnelle Internetanbindung ein entscheidender Faktor bei der Standortwahl geworden.

Hatten Sie bisher den Eindruck, dass sich gerade junge Firmen nicht in Flörsheim ansiedelten, weil sie ein schnelles Netz brauchen, das es bisher nicht gab?

Das ist durchaus möglich, auch wenn der Stadtverwaltung keine unmittelbaren Hinweise darauf vorliegen. Mit einem stadtweiten Glasfasernetz wäre Flörsheim am Main jedenfalls bestens ausgerüstet und genösse einen Standortvorteil im Vergleich zu anderen Kommunen.

Der bauliche Aufwand ist groß. Lohnt es sich dennoch auf längere Sicht?

Nachhaltige Investitionen in die Zukunft lohnen sich auf kurz oder lang immer. Das gilt für die Stadt selbst genauso wie für die einzelnen Bürgerinnen und Bürger. Insbesondere in der digitalen Kommunikation ist der technische Fortschritt immens schnell und stellt immer höhere Ansprüche an die Infrastruktur. Ein technisch überholtes Datennetz, das heute nahe der Kapazitätsgrenze ist, wird bereits morgen beträchtliche Probleme verursachen.

Ist der Ausbau besonders für eine kleine Kommune wichtig?

Flörsheim am Main hat inmitten der boomenden Rhein-Main-Region viele Konkurrenten im Wettbewerb als Standort für Wohnen, Leben und Wirtschaften. Die Stadt muss infrastrukturell mindestens den Anschluss halten – besser noch: Selbst vorangehen.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.