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23. Dez 2025

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Wirtschaft

Die Heizung denkt jetzt

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Behnam Norouzi/unsplash

Die Heizung wird digitaler und smarte Regelung spart oft mehr als ein neues Gerät. Doch bei der Wahl des Systems zählen Haus, Preise und Gesetze.

Früher drehte man am Thermostat und hoffte – heute kann die Heizung rechnen: Sensoren messen Raumtemperatur, manche Systeme auch Luftfeuchte, und Apps zeigen Verbräuche. Der wichtigste Effekt ist banal: Wer die Wärme nach Bedarf verteilt, senkt den Energieeinsatz. Eine Absenkung in ungenutzten Räumen, Zeitpläne und eine sauber eingestellte Heizkurve wirken wie ein Tempomat. Er fährt nicht schneller, aber gleichmäßiger.

Wie sieht die Zukunft für Endkunden aus? Viel spricht für Strom als zentrale Energie: Wärmepumpen nutzen Umweltwärme und machen aus einer Kilowattstunde Strom mehrere Kilowattstunden Wärme. Studien des Fraunhofer ISE kommen für Wohngebäude häufig zu dem Ergebnis, dass Wärmepumpen über die Lebensdauer wirtschaftlich günstig abschneiden, besonders wenn Photovoltaik Eigenstrom liefert. Auch der Heizspiegel berichtet, dass Wärmepumpen beim Heizen seit 2022 im Schnitt günstiger sind als Erdgas.

Ein Beispiel: In einem unsanierten Reihenhaus aus den 1990er Jahren kann eine moderne Wärmepumpe den Endenergiebedarf von rund 180 auf etwa 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter senken, wenn Heizflächen und Regelung passen. Das zeigt, wie eng Technik und Steuerung zusammenspielen. Gerade im Bestand entscheidet das über die Wirtschaftlichkeit.

Studien des Fraunhofer ISE kommen für Wohngebäude häufig zu dem Ergebnis, dass Wärmepumpen über die Lebensdauer wirtschaftlich günstig abschneiden, besonders wenn Photovoltaik Eigenstrom liefert.

Solar allein heizt kein Haus. PV liefert im Winter weniger, wenn der Wärmebedarf hoch ist. Der Wechselrichter ist dabei nur der Übersetzer vom Dachstrom ins Hausnetz. Wirklich spannend wird das Paket mit Wärmepumpe, gutem Regelgerät und, je nach Profil, Speicher. Dann kann das System mittags Wärme vorladen und abends leiser laufen. Dynamische Stromtarife und sinkende Netzentgelte können das zusätzlich attraktiver machen, wenn die Technik flexibel reagiert.

Und Gas? Es bleibt für manche Gebäude eine Brücke, etwa in hybriden Anlagen oder dort, wo Umrüstung komplex ist. Aber Gaspreise schwanken, und das Gebäudeenergiegesetz setzt beim Heizungstausch in vielen Fällen auf mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie, gestaffelt nach Neubau, Kommune und Wärmeplanung. Wer jetzt investiert, sollte deshalb nicht nur den Kesselpreis vergleichen, sondern das ganze System: Dämmung, Heizflächen, Regelung, Wartung.

Was oft unterschätzt wird: Smarte Heizungen brauchen Daten, aber auch Handwerk. Ein hydraulischer Abgleich sorgt dafür, dass jeder Heizkörper bekommt, was er braucht. Erst dann greifen Algorithmen sauber. Und wer Verbrauchswerte in Echtzeit sieht, merkt schneller, ob das Gästezimmer wirklich nur kurz mitgeheizt wird.

Merksatz: Die günstigste Kilowattstunde ist die, die gar nicht erst produziert werden muss. Smarte Steuerung ist oft der schnellste Schritt. Das passende Heizsystem ist der zweite.

Smarte Heizungen brauchen Daten, aber auch Handwerk.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes