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30. Jun 2025

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Gesellschaft

Die Stille Kraft der Solidarität

Journalist: Nadine Wagner

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Foto: ROMAN ODINTSOV/pexels

Testamentsspenden bilden eine der wichtigsten Säulen für die Arbeit von gemeinnützigen Organisationen. Doch was könnte mehr Menschen dazu bewegen, ihr Erbe für den guten Zweck einzusetzen?

Laut einer im Februar 2025 durchgeführten forsa-Umfrage im Auftrag der SOS-Kinderdörfer würde rund die Hälfte aller Befragten (46 Prozent) – unter der Annahme, sie könnten 100.000 Euro vererben – einen Teil ihres Nachlasses für den guten Zweck einsetzen. Ihnen geht es dabei weniger um materielle Werte; vielmehr möchten 72 Prozent ihre Überzeugungen und Ideale weitergeben, um auch über den Tod hinaus Gutes zu tun.

Auf der Webseite www.mein-erbe-tut-gutes.de finden sich zahlreiche eindrucksvolle Beispiele, wie Testamentsspenden nachhaltige Veränderungen bewirken. Neben diesen Geschichten berichten auch Fördervereine, Umwelt- und Naturverbände sowie Hilfsorganisationen immer wieder von Projekten, die erst durch solche Spenden realisiert werden konnten. Hierzu gehört bspw. der Bau eines Gesundheitszentrums in Kodougouni (Mali) durch das Kinderhilfswerk Eine Welt. Dort erhalten besonders Kinder und Schwangere Zugang zu einer schnellen und zuverlässigen medizinischen Versorgung – eine lebenswichtige Unterstützung, die in vielen ländlichen Regionen oft fehlt. Für die Auswahl geeigneter Empfänger kann zudem das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) wertvolle Orientierung bieten.

Neben diesen Geschichten berichten auch Fördervereine, Umwelt- und Naturverbände sowie Hilfsorganisationen immer wieder von Projekten, die erst durch solche Spenden realisiert werden konnten.

Für die optimale Nachlassplanung ist es ratsam, sich rechtzeitig fachlichen Rat einzuholen, da Vielen noch immer nicht bewusst ist, dass gemeinnütziges Vererben überhaupt möglich ist. Zwar ist die gesetzliche Erbfolge in Deutschland strikt geregelt, mit einem handschriftlich verfassten Testament oder Erbvertrag lässt sich diese jedoch erweitern. So kann eine Testamentsspende unter anderem in Form eines Vermächtnisses erfolgen, wodurch (Hilfs-)Organisationen oder aber zweckgebundene Projekte, Fördervereine und Verbände gezielt bedacht werden können, ohne die Erben zu belasten. Beim Vererben geht der Nach¬lass als Ganzes auf alle Erben – eine sog. Erbengemeinschaft – über; sie treffen sämtliche Rechte und Pflichten der verstorbenen Person. Nicht ausgeschlossen bei dieser Form des Nachlasses sind Erbstreitigkeiten, die laut „Streitatlas 2019“ zu den häufigsten Rechtskonflikten in Deutschland gehören.

Eine Testamentsspende ist weit mehr als eine einmalige Zuwendung – sie ist eine Investition in eine solidarischere Zukunft. Mit einer Spende dieser Art werden langfristig Projekte, Organisationen oder Initiativen, die einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft haben, gefördert. Sie tragen dazu bei, dass gemeinnützige Arbeit aufrechterhalten und ausgebaut werden kann, sei es durch die Finanzierung von Hilfsprojekten, die Förderung von Forschung oder die Unterstützung von Menschen in Not.

Eine Testamentsspende ist weit mehr als eine einmalige Zuwendung – sie ist eine Investition in eine solidarischere Zukunft.

27. Jun 2025

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Gesellschaft

Wahlfach Informatik: Zu wenig für Europas digitale Souveränität – mit Christine Regitz

![ChristineRegitz_c_MikeAuerbach_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christine_Regitz_c_Mike_Auerbach_online_d5622666e2.jpg) ```Christine Regitz ist Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI)``` Inmitten einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Stärke zunehmend durch digitale Kompetenz definiert wird, ist informatische Bildung ein entscheidender Hebel für Souveränität und Wirtschaftswachstum. Deutschland braucht nicht nur mehr IT-Fachkräfte – es braucht insgesamt eine digital gebildete Gesellschaft. Denn ohne breite informatische Grundbildung wird die digitale Transformation zur Abhängigkeit statt zur Chance. Informatikkompetenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Grundlage für wirtschaftliche Resilienz. Sie entscheidet darüber, ob wir technologische Entwicklungen mitgestalten oder ihnen hinterherlaufen. Das gilt auch für den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wer KI nur konsumiert, bleibt abhängig – von den Infrastrukturen, Werten und wirtschaftlichen Interessen anderer. Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Fachkräftesicherung beginnt nicht erst an der Hochschule, sondern bereits in der Grundschule. Informatik muss flächendeckend als Pflichtfach und praxisnah unterrichtet werden – nicht nur, um Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern um die nächste Generation zum aktiven Gestalten zu befähigen. Nur so entsteht ein Arbeitsmarkt, der auf Augenhöhe mit der Technologie agiert. >Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Deshalb hat die Gesellschaft für Informatik e. V. die Allianz für informatische Bildung ins Leben gerufen. Unser Ziel: den Informatikunterricht flächendeckend stärken, auch schon im Primarbereich. Denn wer heute nicht in digitale Bildung investiert, riskiert morgen, dass Innovation, Wertschöpfung und technologische Kontrolle dauerhaft in Übersee stattfinden. Europa braucht eigene Modelle, eigene Infrastrukturen und vor allem: eigene Menschen, die sie bauen können.