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28. Mär 2023

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Business

Digitalisierung trifft Nachhaltigkeit

Journalist: Julia Butz

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Foto: Forrester, Artem Podrez/pexels

„Nachhaltigkeit ist eine Geschäftschance, eine Frage des Überlebens.“ Im Gespräch mit Dr. Bernhard Schaffrik von Forrester Germany. 

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Dr. Bernhard Schaffrik, Principal Analyst Automation & Innovation bei Forrester

Das amerikanische Forschungs- und Beratungsunternehmen Forrester bezeichnet Nachhaltigkeit für Unternehmen als „strategischen Imperativ“ und betont, dass auf digitale Technologien gesetzt werden müsse, um zu einem nachhaltigeren Wirtschaften beitragen zu können. Auf Basis forschungsbasierter Erkenntnisse werden Entscheidungsträger der Technologie- und Businessebene mit praxisbezogener Anleitung unterstützt, die richtigen Anwendungen und digitalen Strategien im Bereich der Informationstechnologie identifizieren und einsetzen zu können. Im Gespräch mit Dr. Bernhard Schaffrik, Principal Analyst bei Forrester Research, Automation & Innovation.

Herr Dr. Schaffrik, inwiefern lassen sich digitale Lösungen zum Helfer für mehr unternehmerische Nachhaltigkeit einsetzen?
Zunächst geht es darum, eine neue Technologie nicht automatisch als Heilsbringer zu sehen. Denn im Sinne einer ökologischen Nachhaltigkeit müssen alle Kosten und Energien, die sowohl für deren Herstellung als auch für den laufenden Betrieb und die spätere Entsorgung aufgewendet werden, differenziert in eine Kosten- und Nutzenbewertung einfließen. 

Können Sie Beispiele nennen?
Setze ich z. B. eine neue Automatisierungssoftware ein, dank der die Reisetätigkeit von 20 Mitarbeitern und im Zuge dessen deren CO2 Ausstoß verringert wird oder eine Predictive Maintenance Lösung für meine Produktionsstraße, die das Wartungsintervall optimiert, Verschleiß und Abrieb minimiert und weniger Umweltgifte ausstößt; muss ich mir für eine echte Nachhaltigkeitsbewertung ebenso die Fragen stellen, welchen CO2 Ausstoß, welche Abwässer und Umweltgifte dieses Softwareprodukt bei der Herstellung erzeugt hat. Und wie viel mehr an Strom mich dies im laufenden Betrieb kostet. Beim Auslesen der Daten laufen zudem im Hintergrund Rechner, die viel Strom benötigen. Alle Aufwendungen, die für eine neue Technologie erforderlich sind, müssen in einem gesunden Verhältnis zum Nutzen stehen.

Wie schätzen Sie diesbezüglich den Kenntnisstand der Entscheider in den Unternehmen ein?
Viele denken, dass neue Technologien per se besser sind als Bestandstechnologien. Oder hoffen blind auf die Versprechen einiger Hersteller. Auch geht es nicht nur um den Ausstoß von CO2: Wasserverschwendung und -verschmutzung, Wärme, die entsteht und negative Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere haben kann, gehören in der Betrachtung ebenso dazu. Das haben viele noch nicht auf der Agenda und da leisten wir entsprechend viel Informationsarbeit.

Wie kann eine “Future Fit”-Technologiestrategie konkret aussehen?
Neben der regelmäßigen Beurteilung der eigenen Bestandstechnologien sowie neuer Anwendungen - auch derjenigen, die vielleicht noch nicht reif für meinen Betrieb sind - kann auch eine Überprüfung des gesamten Geschäftsmodells dazugehören. Im Sinne von: Wie kann ein valides nachhaltiges Geschäftsmodell, von der Materialienbeschaffung, über dessen Lieferung bis Produktion, Vertrieb und Nutzung aussehen? Damit stelle ich mich als Unternehmer nicht nur einer ethischen Verantwortung, sondern bereite mich im Sinne einer “Green Market Revolution” schon heute darauf vor, in den kommenden 10, 15 Jahren als Unternehmen auch attraktiv zu bleiben.

Seit mehr als 35 Jahren analysiert Forrester die dringlichsten Fragen der globalen Business- und Technologie Community. Der Forrester-Technologieansatz Future Fit Technology unterstützt Unternehmen beim Aufbau nachhaltiger digitaler Geschäftsmodelle und einer klimaneutrale Digitalwirtschaft der Zukunft.

23. Okt 2025

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Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.