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2. Okt 2024

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Business

Einsparpotenziale ausschöpfen

Journalist: Julia Butz

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Foto: CardMapr.nl/unsplash

Bei Reisekosten blieben viele Möglichkeiten unentdeckt. Auch hinter vermeintlich kleinen Dingen verbergen sich große Einsparpotenziale.

Messen, Konferenzen, Kundenbesuche: Weltweit werden Ausgaben in Millionenhöhe aufgewendet, um bei Geschäftsterminen persönlich anwesend zu sein. Deutsche Unternehmen gaben 2023 pro Geschäftsreise durchschnittlich rund 312 Euro aus. Ein Wert, der auf den ersten Blick niedrig erscheinen mag, sich aber summiert, bedenkt man, dass rund die Hälfte aller anfallenden Businesstrips in deutschen Unternehmen nur Tagesreisen sind*.

Eine gute Planung kann das Geschäftsreisebudget schonen, die durchdachte Analyse der Ausgaben Kosten senken. Um Einsparmöglichkeiten sichtbar machen, hilft ein modernes Mobilitätsmanagement dabei, einfacher vergleichen zu können und eine klare Auflistung darüber zu erhalten, welche Posten, Mitarbeitende oder Ziele die größten Ausgaben verursachen oder wie sich die Reisekosten im Lauf bestimmter Zeitspannen entwickelt haben. Aus diesen Informationen lassen sich gezielte Maßnahmen zur Verbesserung von Kosteneinsparungen ableiten. Auch und gerade, weil Unternehmen heute, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, vor der Herausforderung stehen, die Planung, Durchführung und Abrechnung von Geschäftsreisen effizienter und transparenter gestalten zu müssen.

Wer frühzeitig plant, kann besser vergleichen und hat größere Chancen, die besten Angebote zu erhalten.

Viele Einsparmöglichkeiten liegen auf der Hand: Natürlich muss es nicht immer der Businessflug und das sternenreiche Hotel sein. Aber auch der Blick auf die vermeintlich kleinen Dinge hilft, um Geschäftsreisen kosteneffizient zu gestalten: Wer frühzeitig plant, kann besser vergleichen und hat größere Chancen, die besten Angebote zu erhalten. Wer sich bei der Buchung von Hotelzimmer oder Bahnticket Flexibilität erhält, spart im Falle kurzfristiger Verschiebungen oder Absagen eines Geschäftstermins. Corporate Rates wie verhandelte Preisnachlässe mit rabattierten Firmentarifen oder Treueprogrammen wirken sich ebenso positiv auf das Gesamtbudget aus.

Mit smarter Software und digitalen Workflows können Genehmigungsverfahren, Buchungs- und Abrechnungssysteme innerhalb des Unternehmens automatisiert und der Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten sehr viel effizienter gestaltet werden.

Auch in puncto Mobilität gibt es Potenziale zu sparen. Beispielsweise indem bei der Fahrt mit dem Dienstwagen durch sorgfältigere Vorabplanung spritsparende Routen gewählt, Staus und unnötige Umwege vermieden werden. Ausstattung und Wartung des Pkw haben ebenso Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch. Leichtlaufreifen verringern den Rollwiderstand, fahren mit weniger Gewicht und vermeiden so Energieverluste. Auch die Wahl des Kraftstoffes kann einen Unterschied machen. Mindere Kraftstoffqualität wirkt sich auf die Fahrzeugleistung aus und kann zu Verunreinigungen im Motor beitragen, insbesondere wenn Öl- und Filterwechsel nicht regelmäßig auf der Wartungsliste stehen. Gute Kraftstoffqualitäten oder die sogenannten Spezialkraftstoffe können aufgrund weniger unerwünschter Zündungen ein Mehr an Leistung bringen, größere Reichweiten erzielen und somit zu einer umweltfreundlicheren Geschäftsmobilität beitragen. Denn zwischen Kraftstoffverbrauch und den verursachten CO₂-Emissionen besteht ein direkter Zusammenhang.

Nicht zuletzt stecken auch in den administrativen Prozessen viele Einsparmöglichkeiten. Mit smarter Software und digitalen Workflows können Genehmigungsverfahren, Buchungs- und Abrechnungssysteme innerhalb des Unternehmens automatisiert und der Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten sehr viel effizienter gestaltet werden.

  • Anzahl der Geschäftsreisen von deutschen Unternehmen bis 2023 / Statista Veröffentlichung 06.08.24

Fakten

2019, vor der Corona-Pandemie, unternahmen deutsche Unternehmen knapp 200 Mio. Geschäftsreisen und wendeten dafür rund 55,3 Mrd. Euro auf. 2023 wurden rund 117 Mio. Geschäftsreisen unternommen. Damit ist die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen, hat das Vor-Corona-Niveau jedoch nicht erreicht*.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.