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6. Aug 2020

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Gesellschaft

Experten der Nachhaltigkeitsbranche über Innovationen und Recycling

Journalist: Jörg Wernien

Sechs Expertinnen und Experten äußern sich in Interviews über den aktuellen Stand der Verpackungsindustrie und wo sie Verbesserungspotential sehen. 

Dipl. Ing Michael Bodemer, Verpackungsberatung Bodemer, Foto: Presse

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie?

Beim Thema nachhaltige Verpackung geht es zuallererst um die Auswahl des verwendeten Verpackungsmaterials. Erste Wahl sind aus meiner Sicht Verpackungsmaterialien mit einem erprobten Stoffkreislauf. Dazu gehören die reinen papierbasierten Materialien, wie beispielsweise Karton und Wellpappe. Das bedeutet allerdings nicht, dass man andere Materialien verteufeln sollte. Gezielt und je nach Anwendungsfall eingesetzte Kunststoffe können sehr wohl auch eine nachhaltige Wahl sein.

Kann das funktionieren oder werden wir in Abfallbergen ersticken?

Das kann funktionieren, wenn die Unternehmen einem materialeffizienten Einsatz von Verpackungsmaterialien mehr Wert beimessen. Grundsatz ist hierbei, nur so viel Material einzusetzen, wie notwendig ist.

Im Lebensmittelbereich oder bei FMCG gehört eher die Vermeidung von „Mogelverpackungen“, also mehr Schein als Sein, dazu. Die Größe der Verpackungen soll hier mehr Aufmerksamkeit gegenüber der Wettbewerbsprodukte bei Kunden erzeugen.

Ich glaube hier können wir alle als aufmerksame Verbraucher durch unser Kaufverhalten für ein Umdenken bei den Herstellern sorgen.

Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, Foto: Presse

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie?

Verpackungen müssen recyclingfähig sein und die Industrie muss die Recyclate auch einsetzen, sonst macht das ganze keinen Sinn. Aufgrund des niedrigen Ölpreises wird aber wieder verstärkt auf Originalware gesetzt und Recyclate und das Klima haben das Nachsehen. Deshalb sollte der Einsatz von Originalware, die einen 30 bis 50 % höheren CO2-Rucksack gegenüber Recyclaten aufweist, mit einer CO2-Abga-be belegt werden, damit wieder „Waffengleichheit“ besteht. 

Plastik im Meer, Müllexporte in die Dritte Welt – was fehlt dem europäischen Recycling?

Kunststoffabfälle sind Wertstoffe, die nicht auf den Müll gehören und erst recht nicht in Flüsse und Meere. Deshalb muss das Kunststoffrecycling in Europa besser gefördert werden. Die Deponierung von Haushaltsmüll darf nicht weitergehen und die öffentliche Hand muss im Rahmen ihrer milliardenschweren Marktmacht endlich auf Recyclingprodukte setzen.

Die Verbraucher wollen weniger Verpackungen – wie soll das gehen?

Es gibt sicher Optimierungsmöglichkeiten. Ist der Trend zu immer kleinteiligeren Verpackungsgrößen wirklich sinnvoll? Muss wirklich jedes Produkt verpackt werden? Es muss aber auch klar sein, dass viele Produkte ohne geeignete Verpackung erst gar nicht angeboten werden können.

Dr. Sieglinde Struck, Wissenschaftliche Leiterin des Lebensmittelverbandes, Foto: Matthias Martin

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie?

Für Lebensmittelverpackungen soll gelten: So wenig Verpackung wie möglich, aber so viel wie nötig. Das heißt, dass der Materialeinsatz optimiert und reduziert wird, wo es möglich ist. Aber gänzlich unverpackt ist keine Option – die Schutzfunktion der Verpackung bei Lebensmitteln ist zu bedeutend. Die Materialien sollten aber in weiten Teilen, wenn nicht sogar vollständig, recycelt werden können.

Plastik im Meer, Müllexporte in die Dritte Welt – was fehlt dem Europäischen Recycling?

Die Freisetzung von Kunststoffprodukten in die Umwelt ist zu einem globalen Problem geworden. Eine zentrale Aufgabe ist die Entlastung der Umwelt, u. a. auch durch bewussten und sorgfältigen Umgang mit Kunststoffverpackungen und durch Systeme der Rückführung und Wieder-verwertung. Die Lebensmittelwirtschaft entrichtet für alle von ihr in Verkehr gebrachten Verpackungen entsprechende Gebühren an das Duale System und hat großes Interesse an einem funktionierenden Recycling-Kreislauf. 

Die Verbraucher wollen weniger Verpackungen – wie können sie unterstützt werden?

Die Verbraucher müssen aktiv mithelfen, etwa indem sie gebrauchte Verpackungen sammeln und richtig entsorgen oder indem sie für ihre Einkäufe Mehrwegboxen oder -becher verwenden. Es gibt Pfandsysteme für Lebensmittel-Mehrwegbehältnisse, sodass Hygiene und Sicherheit gewährleistet werden können, die beim Bemühen um Verpackungseinsparungen nicht vernachlässigt werden dürfen.

Lothar Zapf, Geschäftsführer des ZLV (Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie e.V.), Foto: Presse

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie?

Eine nachhaltige Verpackung muss mehrere Kriterien gleichzeitig erfüllen: Der Schutz des Produktes hat höchste Priorität. Bei der Herstellung dürfen möglichst wenig Ressourcen verbraucht und wenig Emissionen erzeugt werden. Kreislauffähigkeit bzw. Wiederverwendung der eingesetzten Materialien runden das Paket ab.  

Plastik im Meer, Müllexporte in die Dritte Welt – was fehlt dem europäischen Recycling?

„Post Consumer Waste“ wurde viele Jahre problemlos exportiert und wir haben die Folgeprobleme in den Empfängerländern erst spät erkannt. Weltweite, professionelle Abfallwirtschaft und eine Intensivierung der Kreislaufwirtschaft müssen mit hoher Priorität angepackt werden. 

Die Verbraucher wollen weniger Verpackungen – wie soll das gehen?

Die industrielle Herstellung von Lebensmitteln be-nötigt Verpackungen, die optimalen Schutz bei Transport und Lagerung bieten. Beim „weniger“ kann jeder bei sich selbst anfangen: Häufiger erzeugernah einkaufen! Große Reduktionen hingegen sind nur möglich bei starken Veränderungen unseres Lebensstils.

Dr. Carl Dominik Klepper, Vorsitzender der AGVU, Foto: Presse

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie?

Damit Verpackungen nachhaltiger wer-den, muss das Konzept Kreislaufwirtschaft umfassend umgesetzt werden. Hierzu müssen vor allem recycelte Stoffe, sogenannte Rezyklate, eine deutlich größere Rolle bei Herstellung neuer Produkte spielen, als bisher. Gerade im Bereich Kunststoffverpackungen besteht ein großes Potential zur Steigerung des Rezyklateinsatzes, der zurzeit nur bei etwa 9 % liegt.

Warum werden recycelte Kunststoffe denn nicht stärker genutzt?

Das hat vielfältige Gründe: Zum einen fehlen Regelungen, welche recycelten Materialien in Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden dürfen – darum warten die Hersteller hier ab. Zum anderen ist aus Erdöl hergestellter Kunststoff gerade in Zeiten niedriger Ölpreise einfach günstiger – trotz seiner negativen Umwelteigenschaften. Wir setzen uns daher für gesetzliche Regelungen ein, die den Markt für Kunststoffrezyklate in Schwung bringen.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen weniger Verpackungen – wie kann  das gehen?

Das Ziel, Verpackungen zu reduzieren oder sogar auf sie zu verzichten, muss immer an erster Stelle stehen. Gleichzeitig muss die Verpackung das Produkt aber weiterhin effektiv schützen und z. B. bei Lebensmitteln Hygiene und Haltbarkeit sicherstellen. Gerade empfindliche Nahrungsmittel haben mit Verpackung häufig eine bessere Ökobilanz als ohne – da Beschädigung und damit Lebensmittelverschwendung verringert werden.

Prof. Dr. Andrea Büttner, Institutsleiterin im  Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung, Foto: Hacklfoto

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie?

Nachhaltigkeit lässt sich nicht an einem einzigen Kriterium festmachen. Sie bedeutet nicht, nur Abfälle oder nur CO2-Emissionen um jeden Preis zu vermeiden. Umweltlasten der verpackten Produkte sind viel größer, als für die Verpackung selbst. Deshalb ist für die Nachhaltigkeit ein adäquater Produktschutz am wichtigsten. Produkte dürfen nicht unnötig in den Müll wandern und Lebensmittel- und Verbrauchersicherheit müssen gewährleistet sein. Um Verpackungen einzusparen, müssen wir uns die gesamten Wertschöpfungsketten und Distributionssysteme genau ansehen. 

Plastik im Meer, Müllexporte in die Dritte Welt – was fehlt dem Europäischen Recycling?

Das Recycling allein schafft die Abfälle im Meer nicht ab. Dafür muss erst einmal in ganz Europa die primitive Deponierung von Verpackungsabfällen abgeschafft werden. Müllexporte in die Dritte Welt sind eine weitere Fehlentwicklung, die man nur durch einen klaren gesetzlichen Rahmen in den Griff bekommen kann. 

Die Verbraucher wollen weniger Verpackungen – wie können sie unterstützt werden?

Gerade jetzt steigen Verpackungsabfälle durch Online-Shopping und Lieferdienste steil an. Hier könnte man mit intelligenten Mehrwegbehältern Lösungen anbieten, aber nicht zum Nulltarif. Die Verbraucher müssen besser darüber informiert werden, wo man auf Verpackungen verzichten kann, aber auch, wo man mit zu wenig Verpackung große Mengen an Lebensmittelabfällen riskiert

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.

1. Okt 2025

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Gesellschaft

3 interessante Bauprojekte: Urban-Gardening-Flächen, nachhaltige Quartiere und grüne Stadtentwicklung

**Urban-Gardening-Flächen, Miyawaki-Wälder und grüne Innenhöfe – was für ein Campus!** Auf einem ehemaligen Industriegelände in Heilbronn entsteht der Bildungscampus Heilbronn West. Schon jetzt hat er von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) das Platin-Vorzertifikat für biodiversitätsfördernde Außenräume erhalten. Uni kann so schön sein. Das große Los haben diejenigen Studierenden gezogen, die beides haben: ein großartiges Lehrangebot und gleichzeitig großartige Gebäude. Der Bildungscampus Heilbronn am Neckarufer, der im Jahr 2030 fertiggestellt werden soll, ist solch ein Ort. Der Entwurf von pesch partner architekten stadtplaner GmbH und TOPOTEK 1 Landschaftsarchitekten versteht das neue Areal als „Wissensquartier als Stadt“. Er umfasst Forschungs- und Lehrgebäude, studentisches Wohnen, sowie Sport- und Freizeitangebote. Schon heute studieren dort über 8.000 Menschen in 16 Einrichtungen, die ein breites Spektrum für alle Phasen des lebenslangen Lernens abdecken. Nachhaltigkeit wird beim Campus Heilbronn großgeschrieben: Fassaden sollen zu einem Drittel begrünt werden, um Hitzeinseln zu vermeiden und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Geplante Urban-Gardening-Flächen, Miyawaki-Wälder und grüne Innenhöfe versprechen Erholung und Entspannung für Geist und Seele. Der von der Dieter Schwarz Stiftung finanzierte Campus wird konsequent Biodiversität fördern: 40 Prozent des Außenraums und der Gebäudehüllen werden naturnah gestaltet, 70 bis 80 Prozent der Dächer begrünt. Retentionsgründächer verbessern den Wasserkreislauf, während Biodiversitätsbausteine wie Totholz, Kleingewässer oder Sandflächen wertvolle Lebensräume für Insekten schaffen. Trocken- und Feuchtbiotope bieten Amphibien geeignete Rückzugsräume, Baumgruppen und Hecken dienen Vögeln als Nistplätze. Uni kann eben nicht nur schön sein, sondern auch nachhaltig. ![230713_Dietenbach_Kaeserbachpark_(c)LINK3D, Stadt Freiburg Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/230713_Dietenbach_Kaeserbachpark_c_LINK_3_D_Stadt_Freiburg_Online_b6fa12c49d.jpg) **Leben in Freiburg – bald im ambitioniertesten Nachhaltigkeitsprojekt im deutschen Wohnungsbau** Im neuen Stadtteil Dietenbach entstehen insgesamt 6.900 Wohnungen, die Hälfte davon geförderte Mietwohnungen. Der Stadtteil in Freiburg entwickelt sich so zu einem lebendigen Zuhause für rund 16.000 Menschen. Grün, cool, freundlich! Und dann noch Uni, Schwarzwald, die Schweiz und Frankreich in greifbarer Nähe! Kein Wunder, dass Freiburg seit Jahren eine der beliebtesten Städte Deutschlands ist und alle hierherziehen möchten. Die Kehrseite der Medaille: Wohnungsknappheit. Bereits in den 1990er- und 2000er-Jahren initiierte das Amt für Stadtplanung und Wohnungswesen der Stadt Freiburg deshalb einen neuen Stadtteil: Dietenbach. Auf einer bisher rein landwirtschaftlich genutzten Fläche soll ein nachhaltiger, klimaschonender Stadtteil mit bezahlbarem Wohnraum und hoher Lebensqualität entstehen. Dietenbach gilt heute als eines der größten und ambitioniertesten Nachhaltigkeitsprojekte im deutschen Wohnungsbau. Von Beginn an wurde er unter ökologischen, sozialen und städtebaulichen Gesichtspunkten geplant. Gebäude sollen besonders energieeffizient errichtet werden, Photovoltaik auf Dächern und Fassaden, erneuerbare Nahwärme, Abwärmenutzung, Fernwärme sowie grüner Wasserstoff sichern eine nahezu emissionsfreie Versorgung. Verkehrsberuhigte Quartiere, Grünflächen und Parks steigern zusätzlich die Aufenthaltsqualität und tragen zum Klima- und Hochwasserschutz bei. Rund die Hälfte der Wohnungen soll als geförderter Mietwohnraum geschaffen werden. Schulen, Kitas, Sportflächen und Einkaufsmöglichkeiten sollen im Quartier integriert und fußläufig erreichbar sein. Auch die Grundstücksvergabe folgt einem besonderen Prinzip: Nicht das Höchstgebot entscheidet, sondern die Qualität der Konzepte, die nach sozialen, ökologischen und städtebaulichen Kriterien bewertet werden. Leben in Freiburg – so cool! ![marek-lumi-uCf0s-uDR1s-unsplash Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/marek_lumi_u_Cf0s_u_DR_1s_unsplash_Online_3d059511cd.jpg) **Eyecatcher in der HafenCity** Die HafenCity Hamburg, eines der größten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekte Europas, verfolgt seit ihren Anfängen eine klare Nachhaltigkeitsstrategie. Die spektakulären, nachhaltigen Gebäude werden zu Besuchermagneten. Die HafenCity nutzt alte Hafenflächen und setzt verbindliche ökologische Standards um. Bereits 2007 wurde dafür das Umweltzeichen HafenCity geschaffen, das seit 2010 Voraussetzung für die Grundstücksvergabe ist, Neubauten müssen seit 2017 Platin erreichen. 2023 wurde das System in Kooperation mit der DGNB weitergeführt. Zu den Pionierbauten zählen der ehemalige Hauptsitz von Unilever mit seiner lichtdurchlässigen ETFE-Fassade und energieeffizienten Klimatechnik sowie die Elbarkaden mit einer der größten Solaranlagen Hamburgs. Großprojekte wie das Westfield Überseequartier mit seinen mehrfachen DGNB-Platin-Zertifizierungen zeigen, dass Nachhaltigkeit auch im Mixed-Use-Quartier umsetzbar ist. Die (begonnenen und künftigen) Bauvorhaben sollen rückbaubar, ressourcenschonend und schadstoffarm geplant werden. Holzbau spielt dabei eine zentrale Rolle, da er CO₂ speichert und durch Vorfertigung Bauzeiten verkürzt. Herausragende Beispiele sind das bereits realisierte „Roots-Projekt“ („Wildspitze“) sowie das sich im Bau befindliche „Moringa-Haus“, das als erstes Wohnhochhaus nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip realisiert wird. Geplant sind zudem die MSC-Deutschlandzentrale am Lohsepark mit Recyclingmaterialien und Solarenergie, das we-house Baakenhafen in Holzbauweise mit Dachgewächshaus und das Bürohochhaus New Green Home im Elbbrücken-Quartier mit begrüntem Innenhof und DGNB-Platin-Standard. Damit zeigt die HafenCity eindrucksvoll, wie konsequent Nachhaltigkeitsziele, Kreislaufwirtschaft als Eyecatcher in die Stadtentwicklung integriert werden können.