22. Jun 2021
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Lifestyle
Journalist: Kirsten Schwieger
Fahrräder sind DIE Fortbewegungsmittel der Stunde. Warum Drahtesel und E-Bikes die Städte erobern und die Stars des Sommers werden.
Noch nie wurden in Deutschland so viele Räder verkauft wie im Corona-Jahr. Über fünf Millionen Millionen Drahtesel legten sich die Deutschen 2020 zu wie der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) verkündete. Im Vergleich zum Vorjahr ein sattes Plus von gut 17 Prozent. Einen großen Anteil am gesteigerten Absatz gehen dabei auf die Kappe von E-Bikes: Zwei Millionen Pedelecs fanden 2020 stolze Besitzer. Für zusätzlichen Schwung auf den Straßen der Metropolen sorgte zudem das Lea-sing von Dienstfahrrädern.
Das Fahrrad ist DAS Verkehrsmittel der Stunde: klimaschonend, schnell, geräuscharm und gesundheitsfördernd. Als Garant für infektionssichere Alltagsmobilität gilt es, aus Sicht der ZIV, mittlerweile als systemrelevant. Im Zuge der Corona-Pandemie sind viele Menschen von öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Drahtesel als Fortbewegungsmittel umgestiegen. Nicht wenige davon als Erstkäufer. Insbesondere im wachsen-den Stadtverkehr ist das Fahrrad auch zum Auto eine echte Alternative. Laut Umweltbundesamt könnten bis zu 30 Prozent der Autofahrten durch das Fahrrad ersetzt werden.
Während E-Scooter eher für kleinere Strecken in Kombination mit Bus oder Bahn genutzt werden, wird das Fahrrad gerne auch für längere (Arbeits-)Wege genutzt. Insbesondere E-Bikes punkten hier als das perfekte Fortbewegungsmittel für die Mittelstrecke. Mit ihnen wird der Arbeitsweg nicht zur sportlichen Herausforderung und erspart seinen Fahrern den Hemdwechsel am Arbeitsplatz. Ein nicht unwesentlicher Vorsprung, auch im Hinblick auf den Sommer.
Umfragen im innerbetrieblichen Mobilitätsmanagement belegen, dass mit steigender Anzahl radelnder MitarbeiterInnen krankheitsbedingte Fehlzeiten abnehmen. Kein Wunder: Schließlich stärkt Radeln nachweislich sowohl das Immun- als auch das Herz-Kreis-lauf-System. Schon gemütliches, regelmäßiges Radeln senkt den Blutdruck. Wer intensiver in die Pedale tritt, stärkt Muskulatur und Lunge. Radfahren ist ein ideales Ausdauertraining, gelenkschonend noch dazu.
Auch um dem Heimkoller zu entkommen oder als Ablenkung am Wochenende haben sich in der Coronakrise Viele aufs Rad geschwungen. Ein Freizeitverhalten, welches sich diesen Sommer Umfragen zufolge weiter fortsetzen wird. Allerdings offenbart die Radverkehrsinfrastruktur hierzulande noch Optimierungspotenzial: „Seit Corona ist überdeutlich geworden: Die Menschen in Deutschland wollen mehr Radfahren – und zwar auf guten, breiten Radwegen. Häufige Alltagserfahrung ist aber immer noch: Radwege sind zu schmal, zugeparkt oder durch Baustellen unterbrochen“, bemängelt die Vizebundesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Rebecca Peters. Da trifft sich gut, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer Visionen vom „Fahrradland Deutschland“ hat. Das Geld ist da: Bis 2023 will der Bund für den Ausbau der Radinfrastruktur 1,46 Milliarden Euro locker machen.
Wer sich schon diesen Sommer in den wachsenden Pulk der Pedalisten einreihen will, sollte schnell zuschlagen. Laut ZIV wird die Warenverfügbarkeit auch 2021 knapp sein. Wer keinen Drahtesel mehr abbekommt, kann sich mit Bike-Sharing oder Mietbikes trösten. Um dann 2022 erneut sein Glück auf dem boomenden Fahrradmarkt zu versuchen.