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22. Jun 2021

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Lifestyle

„Für Tierschützer steht das Tier an erster Stelle.“

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds e.V., über den Corona-Haustierboom, tierfreundliche Gartengestaltung und eine neue Kampagne.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds e.V.; Foto: Deutscher Tierschutzbund

2020 lebten fast eine Million Haustiere mehr in deutschen Haushalten als 2019: Was ist die Kehrseite dieser Entwicklung?

Wir befürchten, dass viele Menschen unüberlegt ein Tier erstanden haben, ob aus Langeweile, Einsamkeit oder als Beschäftigungsmaßnahme für die Kinder. Die Sorge ist groß, dass diese Tiere in Tierheimen landen, wenn erste Herausforderungen auftreten oder das „normale“ Leben nach der Pandemie zurückkehrt. Von der Gier nach Welpen profitieren alle, denen es ums Geld geht. So hat der illegale Welpenhandel stark zugenommen. Die Tierheime spüren die Folgen aktuell, wenn die Mitarbeitenden alles geben, um beschlagnahmte todkranke Welpen aufzupäppeln. 

Was spricht dennoch dafür, ein Tier aus dem Tierheim zu holen?

Wer ein Tier aus dem Tierheim adoptiert, leistet einen aktiven Beitrag zum Tierschutz. Die Mitarbeitenden unserer Tierheime achten darauf, dass Tier und zukünftiger Halter gut zusammenpassen. Es gibt allerdings kein Anrecht darauf, ein Tier aus dem Tierheim zu „retten“. Wenn es einfach nicht passt oder kein geeignetes Tier da ist, können Interessenten auch mal leer ausgehen. Für Tierschützer steht klar das Tier an erster Stelle und dass es in ein „Für-immer-Zuhause“ zieht. 

Der Sommer steht vor der Tür: Wie lässt sich der eigene Garten möglichst tier-freundlich gestalten?

Akkurat angelegte und aufgeräumte Gärten machen es Tieren schwer, Nahrung oder einen Unterschlupf zu finden. Ein bisschen „Unordnung“ ist daher sehr förderlich für Vögel, Insekten und Igel – und ein sinnvoller Beitrag für den Tier- und Artenschutz. Eine Blumen-wiese, ein Gartenteich, eine Trocken-mauer oder Kräuterspiralen beleben den Garten zusätzlich. Nistkästen für Vögel anzubringen ist vor allem dort sinnvoll, wo Naturhöhlen fehlen. Zudem sollten Tierfreunde die Finger von Mährobotern, Laubbläsern und Laubsaugern lassen. Diese können Igeln sehr gefährlich werden. 

Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl haben Sie eine Kampagne gestartet: Mein Schicksal – Deine Wahl. Worum geht es da?

Der Tierschutz steht zwar als Staatsziel im Grundgesetz, die Realität sieht aber anders aus. Durch massive politische Versäumnisse in den vergangenen Jahren müssen viele Tiere noch immer leiden. In der Agrarindustrie z. B. fehlt es bis heute an konkreten gesetzlichen Haltungsvorgaben für manche Tiere wie adulte Rinder oder Puten. Für andere Tierarten, etwa Schweine, sind die Vorgaben viel zu lasch. Sie leben in beengten, nicht artgemäßen Stallsystemen. Schmerzhafte Amputationen wie das Abschneiden der Ringelschwänze werden routinemäßig bei Ferkeln vorgenommen, damit die Tiere sich in der Enge nicht aus Langeweile gegenseitig die Schwänze abfressen. Wie wir zukünftig mit diesen Tieren umgehen wollen, wird auch bei der Bundestagswahl entschieden. Unter www.2021-tierschutz-wählen.de geben wir Wähler*innen Orientierung und nehmen mit einem Tierschutzcheck unter die Lupe, welche Tierschutz-Vor-haben die Parteien in den letzten Jahren umgesetzt haben – und welche Versprechen nicht eingehalten wurden.

10. Dez 2025

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Lifestyle

Moderne Spitzenküche – mit Lukas Mraz, Koch des Jahres 2025

![LukasMraz1_(c)lisa edi online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Lukas_Mraz1_c_lisa_edi_online_1b5b2b82d8.jpg) ``` Lukas Mraz, Koch des Jahres 2025 ``` Das „Mraz & Sohn“ hat sich von einem traditionellen Wiener Beisl zu einer der begehrtesten Adressen für Feinschmecker entwickelt. Gemeinsam mit Vater Markus zeigt Küchenchef Lukas Mraz im 20. Wiener Bezirk, wie moderne Spitzenküche aussieht: Bodenständigkeit gepaart mit Experimentierfreude: Seit 2017 kochen Vater und Sohn hier gemeinsam, seit 2016 hält das Restaurant zwei Michelin-Sterne. Zuvor sammelte Lukas Erfahrungen in verschiedenen Gourmetrestaurants und machte sich als Chefkoch im Berliner Weinbistro Cordobar einen Namen. Was bedeutet für ihn moderne Spitzenküche? „Bei uns gibt es beispielsweise keine klassische Speisekarte, sondern alle vier bis sechs Wochen ein wechselndes 13-gängiges Überraschungsmenü, bei dem das gesamte Tier verarbeitet wird“, erklärt Lukas Mraz. So finden sich im Herbstmenü neben dem Fleisch der Ente auch ihre Innereien, die als würzige Masse im neu interpretierten Lahmacun mit Paprikapaste und Rotkraut Verwendung finden. Die Entenhaut wird für Grieben weiterverarbeitet. „Wir wollen so viel wie möglich vom Tier nutzen und so gut wie nichts wegschmeißen“, betont Lukas Mraz. Der Küchenchef gilt als kreativer Visionär, der konventionelle Regeln der Spitzengastronomie spielerisch hinterfragt und gern mit einer Prise Provokation arbeitet. Wie zeigt sich das in der Atmosphäre seines Restaurants? Kann Casual manchmal auch zu leger werden? „Bei uns sitzen nicht nur die Cool-Kids aus Wien, sondern eine bunte Gästemischung – von jung bis alt, von Künstler bis Politiker. Wichtig ist, dass sich jeder wohlfühlt“, erklärt Lukas Mraz. Dabei legt er trotz aller Lässigkeit großen Wert auf einen stets professionellen Service. „Aber wenn ein Gast seinen Teller ableckt, weil es ihm so gut schmeckt, finde ich das auch nicht schlimm. Das freut doch jeden Koch!“ >Wichtig ist, dass sich jeder wohlfühlt.