14. Dez 2021
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Business
Journalist: Chan Sidki-Lundius
In vielen Ländern kann man bereits in nahezu jedem Supermarkt und an jeder Straßenecke bargeldlos zahlen. Schweden will bis 2030 sogar das erste EU-Land ohne Bargeld werden. Auch hierzulande gewinnen elektronische Zahlungsmittel zunehmend an Bedeutung.
Tatsächlich sind bargeldlose Bezahlmöglichkeiten in Deutschland mittlerweile beliebter als Bargeld: Inzwischen bezahlen 61 Prozent der Menschen kontaktlos, 21 Prozent nutzen bereits Mobile Payment mit Handy oder Smartwatch. Bei den Jüngeren zwischen 18 und 25 Jahren sind dies sogar 33 Prozent. Das hat eine repräsentative GfK-Umfrage im Auftrag von Mastercard ergeben. Damit verstärkt sich ein Trend, der schon bei der Untersuchung des Zahlverhaltens im vergangenen Jahr gemessen wurde. Bereits im Herbst 2020 sagten 33 Prozent, sie wollten in Zukunft vermehrt bargeldlos bezahlen. In der jüngsten Untersuchung gaben 41 Prozent der Befragten an, künftig noch häufiger bargeldlos bezahlen zu wollen.
Auffällig ist, dass das kontaktlose Zahlen spätestens seit der Corona-Pandemie Fahrt aufgenommen hat: Die größten Vorteile sehen die Nutzenden in der Schnelligkeit (50 Prozent), in der Hygiene (43 Prozent) und in der Einfachheit (42 Prozent). Bemerkenswert ist vor allem die steigende Akzeptanz und Nutzung von Mobile Payment.
Ganz oben in der Gunst der Mobile-Payment- Nutzer in Deutschland stehen Google Pay (34 Prozent) oder Apple Pay (32 Prozent). 16 Prozent bevorzugen die mobile Bezahl-App ihrer Bank oder Sparkasse. „Es ist erstaunlich, wie stark die Pandemie den Wandel zu digitalen Bezahlmöglichkeiten beschleunigt hat. Die aktuellen Zahlen der GfK belegen, dass Zahlungen mit dem Smartphone inzwischen verbreitet genutzt werden und in der Bevölkerung immer beliebter werden. Das zeigt, wie gut digitale Lösungen in Deutschland angenommen werden, wenn sie einfach, komfortabel und sicher sind“, sagt Peter Bakenecker, Division President Central Europe bei Mastercard. „Ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren sehen werden, wie das Smartphone andere Bezahlmöglichkeiten nach und nach ersetzen wird.
Dass Schilder wie „Cash only“ oder „Hier keine Kartenzahlung“ bald der Vergangenheit angehören sollten, prognostiziert auch der Digitalverband Bitkom. Auch er hat jüngst eine Umfrage durchgeführt, für die mehr als 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt wurden. Danach unterstützen rund drei Viertel (74 Prozent) die Forderung, dass man künftig an jedem Verkaufspunkt die Möglichkeit haben sollte, auch digital, also bargeldlos, zu bezahlen. „Wir brauchen echte Wahlfreiheit beim Bezahlen. Es geht nicht darum, das Bargeld abzuschaffen, sondern den Kundinnen und Kunden an jedem Ort die freie Entscheidung zu überlassen, wie sie bezahlen möchten“, sagt Bitkom-Hauptgesch.ftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Niemand sollte mehr gezwungen werden, ständig Bargeld bei sich zu tragen.“ Vor allem Jüngere fordern, dass alle Geschäfte, Restaurants oder andere Verkaufsstellen mindestens eine digitale Bezahlmöglichkeit anbieten müssen. 87 Prozent der 18- bis 29-Jährigen unterstützen das. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 75 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 76 Prozent. Und selbst unter den Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahre spricht sich eine deutliche Mehrheit von 64 Prozent dafür aus.
Ob Apple Pay, Alipay, Bluecode, epay, Samsung Pay, Google Pay oder Payback Pay: Die meisten Mobile-Payment-Lösungen funktionieren entweder kontaktlos über eine NFC-Schnittstelle oder via Bar- oder QR-Code. Beide Verfahren haben den Vorteil, dass beim Bezahlvorgang kein direkter Kontakt zwischen Kunden und Kassenpersonal notwendig ist und der Kunde sein Handy nicht aus der Hand geben muss. Hinzu kommt, dass die meisten Bezahl-Apps, keine zusätzliche Autorisierung vom Kunden über ein externes Gerät benötigen. Die meisten Menschen, die sich bislang nicht an das mobile Bezahlen herangetraut haben, geben in einer Umfrage des EHI Retail Institutes Sicherheitsbedenken an. Diese Erfahrung hat man auch bei der Verbraucherzentrale gemacht. Zu den häufigsten Gründen, die die Verbraucherschützer zum Thema im Alltag hören, zählen neben Sicherheitsbedenken Bedenken beim Datenschutz.
Dabei ist das mobile Bezahlen technisch gesehen sogar noch eine Spur sicherer als die Nutzung einer physischen Karte, da die Kartennummer nicht auf dem Gerät gespeichert wird. Wird das Smartphone durch einen Fingerabdruck oder Gesichtsscan entsperrt, ist die hinterlegte Karte eindeutig dem Nutzer zugeordnet. Beim NFC-System übermittelt der Chip statt der hinterlegten Kartendaten einen Transaktionscode. Der sogenannte Token kann dann nur für diesen einen Einkauf genutzt werden kann. Um über die unterschiedlichen Möglichkeiten des mobilen Bezahlens aufzuklären, hat das EHI Retail Institute gemeinsam mit Partnern im Jahr 2018 die Mobile-Payment-Initiative gegründet. Als Partner sind unter anderem Bluecode, CGI Deutschland, girocard, Google Deutschland, Payback, Payone, Roqqio und S-Payment an Bord. Weitere Infos: www.mobile-payment-initiative.de