10. Jul 2023
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Lifestyle
Journalist: Thomas Soltau
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Foto: Ella Don/unsplash, Presse
Twitch-Streamer Kevin Teller aus Berlin, alias Papaplatte, gehört zu den erfolgreichsten Streamern in Deutschland. Im Interview spricht der 26-Jährige über Ruhm, Lampenfieber und die Veränderung von Streaming-Kanälen.
Kevin Teller aka. Papaplatte, YouTuber & Twitch-Streamer
Du hast schon in der 7. Klasse mit YouTube angefangen, die Anfänge von Twitch miterlebt und mit deinem Content aktiv gestaltet. Wie haben sich deiner Meinung nach die Plattformen YouTube und Twitch verändert?
Ich glaube, beide Plattformen haben so ähnliche Veränderungen durchlebt. Bei YouTube hieß es am Anfang „Broadcast yourself“ – und hat sich davon irgendwie etwas distanziert. Auf Twitch gibt es dieselbe Entwicklung. Im Grunde war es am Anfang so eine Art Gegenbewegung zum Fernsehen und jetzt sind wir zum Fernsehen mutiert. Alles hat sich ein bisschen mehr professionalisiert. Es ist nicht mehr nur der YouTuber, der alles selbst schneidet, sondern inzwischen steht ein ganzes Team mit Management und teils Redaktionen dahinter. In manchen Fällen ist der YouTuber fast nur noch so die ausführende Kraft. Das Chaos der frühen Tage fehlt ein wenig.
Welche positiven, aber auch negativen Effekte bringt die Veränderung mit sich?
Ein großer Vorteil ist auf jeden Fall, dass man dadurch mehr Events sieht, also mehr große Produktionen. Teilweise gab es Livestream-Events, wo die Lanxess Arena in Köln gefüllt werden konnte. Dass wir als, ich sage mal, irgendwelche Leute, die gar nichts mit dem Fernsehen zu tun haben, solche TV-Produkte aufbauen können, ist sehr cool. Negativ ist, dass die Idee immer mehr im Vordergrund steht. Gerade bei YouTube ist es noch krasser. Da geht es gar nicht darum, wer du bist, sondern was du machst. Dadurch geht manchmal die Persönlichkeit einfach verloren. Das finde ich bedauerlich und es macht die Videos teilweise so einheitlich. Auf der anderen Seite spüre ich, dass die Leute mehr Personality sehen wollen. Es gibt da auch eine Art der Rückbesinnung.
„Ich glaube, dieses Feuer muss in einem brennen. Das ist auf jeden Fall das A und O, die nötige Leidenschaft.“
Kevin, du hast mittlerweile Millionen Follower auf Twitch. Was ist das Geheimnis, so eine Fanbase aufzubauen und zu halten?
Dazu gehört auch eine große Portion Glück: Wie kommt der Humor von einem selbst bei der großen Masse an? Die Leute müssen uns mögen und der eigene Humor lässt sich nicht verändern. Wichtig ist auch, dranzubleiben. Die ersten zwei Jahre habe ich das locker neben der Schule gemacht, aber danach komplett durchgezogen. Sechs Tage die Woche, teilweise 13 Stunden an einem Tag. Ich glaube, dieses Feuer muss in einem brennen. Das ist auf jeden Fall das A und O, die nötige Leidenschaft. Aber auch Selbstreflexion: Ich schaue, was ich besser machen kann und gucke mir auch Formate von anderen an.
Was hättest du vor zehn Jahren gedacht, wenn dir jemand gesagt hätte, du erreichst Millionen und wirst damit vermögend?
Das hätte ich niemals geglaubt. Vor allen Dingen, weil ich das so unbedingt wollte. Ich war mitten im Studium der Elektrotechnik, habe mich dann doch fürs Streaming entschieden. Das konnte ich nur, weil meine Eltern mich immer voll und ganz unterstützt haben.
Prominenz bedeutet auch eine Vorbild-Funktion zu haben. Wie denkst du darüber?
Du kannst dich dieser Vorbild-Funktion nicht entziehen. Wir sind Vorbilder. Selbst dann, wenn es nach außen hin nicht so wirkt. Die Leute konsumieren teilweise sieben bis acht Stunden am Tag auf Twitch. Und wenn ich eine bestimmte Meinung vertrete als Content-Vater, dann wird das auch einen Eindruck hinterlassen. Dessen bin ich mir bewusst und danach richte ich auch mein Handeln aus.
Du bist acht Stunden am Stück auf Sendung. Redest du auch noch, wenn du träumst?
Ich habe manchmal nicht mal Bock, nach Sendungen mit Leuten zu telefonieren. Meine Mama kennt das gut. Ich sage dann, ich rufe später zurück, weil ich in dem Moment einfach nicht in der Lage bin, noch mehr zu erzählen. Dann benötige ich eine Dreiviertelstunde, wo ich erst mal entspanne.
Was ist schwieriger: Zu streamen, oder auf der Bühne zu stehen?
Ganz klar: auf der Bühne zu stehen. Im Herbst dieses Jahres sind wir auf Tour mit unserem Podcast-Format, wo wir vor bis zu 1.500 Leuten pro Location auftreten. Da reden wir eine Stunde mit denen. Wenn ich daran denke, bin ich ziemlich angespannt. Ich bin eben keine Rampensau wie Knossi, der auf der Bühne erst so richtig aufblüht.
Hast du was Besonderes für die Gamescom auf deinem Kanal geplant?
Da bin ich leider nicht da, weil ich mich für das YouTube Projekt „7 vs. Wild“ 14 Tage mit einem guten Freund in die Wildnis begebe. Aber ich spiele natürlich immer noch gerne. Und zwar jeden Tag etwas anderes. Manchmal sowas wie „Minecraft“, dann wieder mal „Mario Kart“, oder irgendwelche neuen Spiele. Etwa fünf bis sechs Stunden pro Tag.
Du wirst viel gefeiert, wie gehst du mit Kritik um?
Die ist mir auch wichtig, denn so weiß ich, dass sich jemand für meine Formate interessiert. Es gibt natürlich auch Kritik, die ist einfach dumm. Leute, die nur rumstänkern wollen. Konstruktive Kritik nehme ich mir auf jeden Fall zu Herzen. Aber es ist mir auch wichtig, mich selbst zu reflektieren und daran zu wachsen.