22. Mär 2022
|
Business
Journalist: Markus Jerger
|
Foto: Annemarie Thiede
Am Mittelstand (allein) liegt es nicht. Die meisten mittelständischen Unternehmer in Deutschland nutzen bereits erfolgreich das Potenzial der Digitalisierung. In einer Unternehmerumfrage unseres Verbandes gaben fast 80 Prozent an, dass sie ihre Geschäftsprozesse zumindest teilweise digitalisiert haben.
Markus Jerger, Bundesgeschäftsführer des BVMW e. V.
Das eigentliche Problem ist die unzureichende digitale Infrastruktur. Deutschland landet bei der Glasfaserverfügbarkeit im weltweiten Vergleich auf einem der hinteren Plätze, für die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ist das ein absolutes Armutszeugnis. Die Bundesregierung muss hier Gas geben, damit wir nicht auf Dauer abgehängt bleiben.
Denn bei der staatlichen Förderung rangiert Deutschland im internationalen Vergleich weit hinten. Bund und Länder stellen zwar Zuschüsse und Investitionskredite bereit. So werden durch das Programm „Digital Jetzt“ Investitionen in datengetriebene Geschäftsmodelle und Künstliche Intelligenz gefördert. Nur reicht das bei weitem nicht aus: Während die Bundesregierung fünf Milliarden Euro bis 2025 zur Förderung von Künstlicher Intelligenz zur Verfügung stellt, hat allein die Stadt Peking einen Fonds von umgerechnet 16,4 Milliarden Euro zur Förderung der regionalen Chipindustrie aufgelegt.
Gerade für die Digitalisierung gilt die Maxime „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“. Kluge Mittelständler verbessern durch vorausschauende Investitionen in die digitale Transformation die Effizienz und Produktivität ihrer Unternehmen. Zudem steigern sie deren Krisenresilienz. Der generelle Grad der Digitalisierung unserer Wirtschaft bestimmt Wachstum, Innovationsf higkeit und Wettbewerbsfähigkeit entscheidend mit.
Deshalb ist es ein zentrales Ziel unseres Verbandes, den Mittelstand fit für die digitale Welt zu machen. Dem dienen beispielsweise die Angebote des Mittelstand- Digital Zentrums Berlin und der Partnerverbände unserer Mittelstandsallianz mit insgesamt mehr als 900.000 Mitgliedern. Wir unterstützen Mitgliedsunternehmen zudem durch Onlineseminare, etwa zum Datenschutz oder zur IT-Sicherheit im Homeoffice. Unser kostenloser Digitalcheck bietet eine qualifizierte Einschätzung zum Stand der Digitalisierung und liefert Handlungsempfehlungen für Unternehmen.
Ein aktuelles Beispiel sind Videokonferenzen. Für Unternehmen, die sich frühzeitig mit der digitalen Transformation beschäftigt haben, gehören sie längst zum betrieblichen Alltag. Viele Mittelständler haben sich jedoch vor Corona nicht der Herausforderung Digitalisierung gestellt. In der Krise sind sie unter Handlungsdruck geraten. Die Unternehmen mussten in kürzester Zeit den gesamten Betriebsablauf umstellen, Kommunikationstools einkaufen und technische Ausstattung bereitstellen. Der BVMW und seine Partner stehen ihnen dabei zur Seite. Die Corona-Krise wirkt(e) wie ein Katalysator. Jede Branche und jedes Unternehmen muss individuell betrachtet werden. Im Ergebnis hat sich Transformations- Prophylaxe für Mittelständler ausgezahlt: Je stärker die Digitalisierung im Unternehmen, desto flexibler konnten und können sie auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren.
Ob die Pandemie der Digitalisierung insgesamt Vorschub leisten wird, liegt in unserer Hand. „Die Welt wird eine andere sein.“ Dieses Statement von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Corona gilt auch und gerade für die digitale Transformation. Im Klartext: Staat und Wirtschaft müssen endlich mehr in unsere digitale Zukunft investieren.