28. Dez 2022
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Lifestyle
Journalist: Julia Butz
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Foto: Ralph Kayden/unsplash, DBSV
Claus-Ehlert Meyer, Geschäftsführer vom Dt. Boots- und Schiffbauer Verband, im Gespräch über die Besonderheiten des Designs in der Wassersportbranche.
Claus-Ehlert Meyer, Geschäftsführer Deutscher Boots- und Schiffsbauer-Verband
Nach Claus-Ehlert Meyer spricht man „erst bei den großen 40 - 50 Meter Yachten von wirklichem Interior“. Denn bei einem seriell hergestellten Boot liegt der Fokus darauf, den Innen- und Außenbau so günstig wie möglich umzusetzen. Vorgefertigte Möbelzuschnitte und voll automatisierte Lackierungen sind hier die Regel. Individualisierbarkeit ist kaum möglich, auch wenn teilweise zwischen verschiedenen Holzoberflächen und Bezugsstoffen gewählt werden kann.
Anders sieht es bei maßgeschneiderten Yachten für Individualkunden aus. Nach oben sind in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt: Hochwertige Armaturen und Küchengeräte namhafter Hersteller, ausgeklügelte Lichtdesigns, die Pool, Außen-Bar und Sonnendeck indirekt beleuchten oder mittels Unterwasserscheinwerfern einen Lichtkreis um das Boot werfen. Bei allen Einbauten spielt das Gewicht eine ausschlaggebende Rolle. Holz- oder Marmorbeschichtungen in Bädern, Fahrstühlen, an Wänden und Böden sind meist nur wenige Millimeter dünn und auf eine darunterliegende Schaumschicht kaschiert. Auch müssen die eingesetzten Materialien den Feuerschutzbestimmungen genügen und feuchtigkeitsunempfindlich sein, um Pilz- und Schimmelbildung zu vermeiden. Vor allem bei Segelyachten ist man bei der Raum- oder Schrankaufteilung durch technische Gegebenheiten gebunden: Der Mast steht mitten im Raum, die Wanten müssen in den Rumpf abgeleitet werden und sind von ihrer Position gesetzt. Auch steht jeder Motor faktisch in der Mitte des Raums - und wird z. B. durch eine erhöhte Sitzgruppe versteckt.
Bevor es in die Umsetzung geht stellen die Designer der Werften oder auf den Yachtbau spezialisierte Ingenieurbüros eine 1:1 Visualisierung des Eignerbereichs her – als detailgetreues Spanholz-Modell oder detaillierte 3D-Modellierung. Erst wenn Formen, Proportionen und Farben vom Eigner freigegeben sind, wird gebaut. Denn spätere Änderungen vorzunehmen, kann extrem aufwendig und teuer werden. „Eine große Yacht ist sehr komplex, was den Bau angeht, weit komplexer als jedes Haus.“ sagt Claus-Ehlert Meyer. Bei einer 90 m Yacht kann es von der Entscheidung des Kunden bis zur Realisation bis zu 5 Jahre dauern. „Ein aufwendiger Prozess, bei dem man als Bootsbauer mit den unterschiedlichsten Materialien in Berührung kommt und so in einem spannenden Berufsumfeld arbeitet. Deutsche Fachkräfte sind auch international sehr gefragt.“, so Claus-Ehlert Meyer, der den Nachwuchs für die boomende Branche animieren will.
Als Mann vom Fach erkennt Claus-Ehlert Meyer schon an der Silhouette einer Yacht, welche Nationalität der Eigner hat: „Die ‚Araber‘ gehen hinten alle ziemlich steil runter. Und ein fließendes Heck mit großen Sonnendecks zeigt meist, dass ‚Amerikaner‘ oder ‚Europäer‘ unterwegs sind.“ Aber auch wenn die Modelle und Bootstypen noch so unterschiedlich sind: Den Bewegungen und Kräften, die auf See auf ein Boot eingehen, muss jedes standhalten.