16. Dez 2025
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Gesellschaft
Journalist: Julia Butz
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Foto: Presse
Wie Internet-of-Things-Anwendungen das urbane Leben nachhaltiger und attraktiver machen: Chancen für Mittelstädte und kleine Kommunen.
Dipl.-Ing. Jens-Peter Seick, Projektleiter am Fraunhofer IOSB-INA
Intelligentes Verkehrsmanagement, Frühwarn- und Informationssysteme für Extremwetterereignisse, digitalisierte Behördengänge: Internet-of-Things-Anwendungen eröffnen vielfältige Möglichkeiten, städtische Lebensräume smarter zu gestalten. Die digitale und nachhaltige Transformation stellt Stadtverwaltungen allerdings vor große Herausforderungen. Während Großstädte wie Hamburg oder München dazu eigene Konzepte entwickeln, haben Mittelstädte und kleine Kommunen in der Regel weniger Kapazitäten und Möglichkeiten den komplexen Veränderungsprozess hin zu einer Smart City erfolgreich allein zu gestalten.
Die Mittelstadt Lemgo zeigt, wie auch kleinere Städte von digitaler Vernetzung und innovativen Technologien profitieren. Seit 2018 diente Lemgo als technologisches Testfeld, initiiert durch das Fraunhofer Institut IOSB-INA. Das Reallabor „Lemgo Digital“ hat das Ziel, Städte nicht nur mit modernen technischen Systemen auszustatten, sondern sie durch gezielte Methoden und umfassende Ausstattungskonzepte zu befähigen, digitale Transformationsprozesse selbstständig und nachhaltig voranzutreiben. „Mit Lemgo Digital sind wir in einem lebendigen Testfeld gestartet, in dem Technologien unter realen Bedingungen erprobt werden. Die Erkenntnisse sind für andere Kommunen schnell adaptierbar“, erklärt Projektleiter Dipl.-Ing. Jens-Peter Seick, Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo. Eines der Handlungsfelder im Reallabor Lemgo Digital ist das vom Fraunhofer Institut entwickelte digitale Hochwasserinformationssystem, das bereits für mehrere Städte umgesetzt wurde. Dabei werden über mehrere Sensoren entlang eines Gewässers die Pegelstände und Niederschlagsmengen in Echtzeit überwacht. Je nach erreichter Alarmierungsschwelle werden Einsatzzentralen, Stadtverwaltung und die Bevölkerung über die gesammelten Daten vor bevorstehenden Extremwetterereignissen frühzeitig informiert. Ein weiteres Handlungsfeld liegt in der urbanen Verkehrsoptimierung. Im Reallabor Lemgo wurde an einer Ampel im Echtzeitbetrieb eine videobasierte Sensorik für die anonymisierte Fahrzeugerfassung erprobt und auf Basis der gesammelten Daten der Verkehrsfluss optimiert. Im Nachfolgeprojekt in Bremerhaven wurde die koordinierte Steuerung gleich mehrerer Ampelanlagen über KI erprobt. Die KI passt die Ampelschaltungen dynamisch an die aktuelle Verkehrssituation an, um Staus und Wartezeiten zu reduzieren oder den an der Innenstadt vorbeifließenden Verkehr zur priorisieren. Der über mehrere Wochen andauernde Testlauf erzielte eine Verringerung der Durchfahrtszeiten von bis zu 12 bis 15 Prozent; in Simulation zudem eine CO2-Reduktion von bis zu 18 bis 25 Prozent. „Wir unterstützen Kommunen beim Aufbau digitaler Infrastrukturen – von IoT-basierten Systemen bis hin zu digitalen und 3D-Zwillingen“, so Jens-Peter Seick, und betont: „Ziel ist es, Städte mit schnell implementierbaren, skalierbaren Lösungen in den Bereichen Mobilität, Umwelttechnologie und Energie zu befähigen, eigenständig weitere Projekte zu entwickeln.“
München ist 2025 mit 90,2 von 100 erreichbaren Punkten zum dritten Mal in Folge die Stadt mit dem höchsten Smart City Index im deutschen Großstadtvergleich. Hamburg hat im Vergleich zum Vorjahr stark aufgeholt und liegt nur noch knapp hinter München auf dem zweiten Platz. Quelle: bitkom Smart City Index 2025