10. Jul 2023
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Wirtschaft
Journalist: Katja Deutsch
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Foto: Jan Zakelj/pexels, Presse
Dr. Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW e.V., spricht über Voraussetzungen für den Erfolg von grünem Wasserstoff.
Dr. Kirsten Westphal, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung
Wasserstoff ist ein wesentlicher Baustein für eine klimaneutrale und sichere Energieversorgung der Zukunft. Wasserstoff ist aber auch eine Schlüsselfrage für den Standort Deutschland in Europa, um Wertschöpfungstiefe zu halten und Technologieführerschaft aufzubauen. Insofern kann Wasserstoff als Partner der Erneuerbaren Energien künftig zu einer klimaneutralen und robusten Energieversorgung beitragen, Erdgas in der Industrie ersetzen, die Wärme- und Stromversorgung absichern und in der Schiff- und Luftfahrt sowie im Schwerlastverkehr einen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Es gilt nun, einen schnellen Start in eine Wasserstoffwirtschaft zu ermöglichen.
Eine zentrale Voraussetzung für die Erzeugung von grünem Wasserstoff ist der Ausbau Erneuerbarer Energien. Hemmnisse beim Erneuerbaren-Zubau müssen daher dringend abgebaut werden. Auch aus Erdgas erzeugter Wasserstoff kann insbesondere in der Phase des Markthochlaufs gewährleisten, dass ausreichende Mengen verfügbar sind, um Anwendungen umzustellen und die Transformation der Infrastruktur einzuleiten.
Die entscheidende Grundlage für den Wasserstoffhochlauf ist eine entsprechende Infrastruktur. Es ist daher gut, dass die Bundesregierung den Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes angeht. Die Gasnetzbetreiber arbeiten bereits daran, die vorhandene Gasinfrastruktur künftig für Wasserstoff nutzbar zu machen. Damit sie die Möglichkeit haben, dort wo es für den Wasserstoffhochlauf sinnvoll ist, schrittweise die Netze umzustellen, bedarf es aber entsprechender Regulierung und integrierter Planung von Gas-, Wasserstoff- Strom- und letztlich auch Wärmenetzen.
„Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist jedoch nicht allein auf nationaler Ebene möglich.“
Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist jedoch nicht allein auf nationaler Ebene möglich. Deutschland wird auf den Import von Wasserstoff und seiner Derivate angewiesen sein. Dazu braucht es eine enge Zusammenarbeit innerhalb der EU, mit den europäischen Nachbarn sowie zur Erschließung von Importpotenzialen aus dem außereuropäischen Ausland.
Es kommt nun darauf an, eine Dynamik in Gang zu setzen, die die Transformation der Gaswirtschaft beschleunigt, den schnellen Hochlauf von Liefer- und Wertschöpfungsketten ermöglicht und auf die Schaffung eines Wasserstoffmarktes in Deutschland und Europa abzielt. Hierfür sollte die Politik in diesem Sommer die richtigen Weichen stellen.