21. Dez 2022
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Lifestyle
Journalist: Katja Deutsch
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Foto: Presse
Auch mit 83 Jahren begeistert Peter Kraus noch mit seinem perfekten Hüftschwung. Im Interview erzählt er, welchen Anteil Elvis an seinen Moves und an seiner Musik hat und warum er beim Autofahren das Radio am liebsten ausgeschaltet lässt.
Vor 65 Jahren wurden Sie mit Sugar Baby zum hüftschwingenden Rock‘n‘Roll Star. Mussten Sie den Hüftschwung damals extra für die Platte üben?
Der Ausgangspunkt war andersherum: In Amerika ist ein wilder Musiker aufgetaucht, Elvis genannt, der unsittliche Bewegungen mit seinen Hüften machte. Das hat mich schwer begeistert! Ich fand, dass diese Art der Musik nach Deutschland importiert werden musste und habe dazu in meiner Jugend den Hüftschwung sehr zelebriert. Sugar Baby kam erst viel später.
Elvis verfolgt und beeinflusst Sie immer noch: Im August haben Sie ein großes Konzert in Bad Nauheim gegeben, zum European Elvis Festival.
Nicht nur Elvis hat mich seit meiner Jugend beeinflusst, vor Elvis hatte ich viele weitere Idole, angefangen bei Nat King Cole über Ella Fitzgerald bis hin zu Samy Davis jr. und Frank Sinatra. Ich war total jazzbegeistert und habe dann angefangen, Jazzgitarre zu studieren. Dann kam plötzlich diese Rock‘n’Roll-Musik, die wie der Untergang des Abendlandes dargestellt wurde. Die Eltern fanden sie entsetzlich und waren dagegen – aber ich habe mich für genau diese Art der Musik eingesetzt. Elvis war nach dieser Jazzbegeisterung dann auch ein großes Idol, er war mein Ideengeber, der mich noch immer begleitet.
Sie haben kürzlich ein neues Album „Idole“ veröffentlicht, das eher ruhig und jazzig daherkommt und die Songs der großen Jazzlegenden aufgreift. Hat Corona damit zu tun, dass Sie sich wieder ihrem musikalischen Ursprung zugewandt haben?
Die Idole-Platte ist eigentlich ein Dankeschön an die Zeit vor dem Rock’n‘Roll, an diese großen Interpreten, die mich auf die richtige Spur gebracht haben: Dass ich unbedingt singen muss, tanzen muss, Schauspieler werden muss. Diesen internationalen Sound in Deutschland zu machen war sehr, sehr schön. Während der ruhigen Zeiten, in der man pandemiebedingt nicht unterwegs sein konnte, habe ich mich wieder mit der Musik von ganz früher beschäftigt. Mein Produzent André Teuber und ich haben im Internet daraufhin nach Halbplaybacks gesucht (bei der man zur Gitarre singen kann) und so ist die Idee zu „Idole“ entstanden. Es war eine unheimlich schöne Zeit der Beschäftigung, wir hatten sehr viel Spaß und uns gegenseitig mit Musik beschenkt.
Sie haben hierzu mit Till Brönner, Deutschlands bestem Trompeter, und Helge Schneider, Deutschlands jazzigstem Komiker zusammen Songs aufgenommen. Kannten Sie sich alle schon vorher?
Das Schönste an der ganzen Geschichte war eigentlich, dass André Teuber, der seit langem auch mein Gitarrist ist, nicht alle Gitarrensoli selber spielen wollte und deshalb vorgeschlagen hat, ein paar Leute anzurufen. Mit den meisten Musikern in Deutschland habe ich irgendwann mal gearbeitet. In der Branche gibt es einfach Gruppen, die sich anerkennen und gegenseitig künstlerisch sehr gut verstehen. Ich habe dann Helge Schneider und Till Brönner angerufen und noch nie so schnell eine Zusage bekommen. Helge spielt auf drei verschiedenen Songs jeweils ein anderes Instrument, Klavier, Saxophon und Hammond Orgel. Das war schön und hat sehr viel Spaß gemacht. Meinen Musikern und mir liegt sehr viel daran, das jetzt auf die Bühne zu bringen.
Was hören Sie außer den alten Jazzlegenden derzeit am liebsten?
Musikalisch lebe ich nicht in der heutigen Zeit, ich höre einfach am liebsten die alten Sachen: Jazz, Blues…manchmal schalte ich im Auto das Radio ein, um zu hören, was es aktuell so gibt – aber ich schalte jedes Mal schnell wieder aus. Erstens wegen der Konzentration und zweitens, weil ich totaler Motorgeräusche-Fan bin, ich liebe Oldtimer!
Würden Sie sagen, die Musik hat Sie jung gehalten?
Zweifellos, ja, Musik und Bühne haben mich jung gehalten. So wie ein Metzger einen richtig schönen, dicken Bauch haben muss, sollte sich ein Entertainer, der durch seine Art der Bewegung bekannt geworden ist, diese Fähigkeit und Statur erhalten. Man muss immer das Ziel sehen, körperlich fit zu bleiben.
Und wie bleiben Sie körperlich fit?
Ich dehne und strecke mich so oft es geht – wie eine Katze. Gewichte mag ich nicht, wichtiger sind mir Bewegung und den Erhalt meiner Lockerheit. Ich habe so ziemlich jede Sportart ausprobiert, war mit Sicherheit der erste Skateboardfahrer in Deutschland und auch der erste Windsurfer. Jetzt fahre ich noch gerne Kajak und E-Bike.
Sie wirken ja auch frisch und schlank und beweglich. Haben Sie gar keine Zipperlein?
Natürlich tut mir morgens auch mal was weh, wenn ich aufstehe, aber wenn ich mich dann ausgiebig dehne und strecke, dann funktioniert das wieder. Jugendlichkeit erreicht man mit der Körpersprache, mit seinem Auftreten, mit aufrechtem, lockerem Gang! Was nützt es, wenn ich im Gesicht keine Falten habe, aber mit einem Buckel hereinschlurfe. Das Wichtigste einer frischen Erscheinung ist die Körperspannung.
Was macht Sie glücklich?
Meine Familie, meine Frau, mein Bauernhof, meine alten Autos, mein Leben, dort, wo ich bin. Also anders ausgedrückt, ich möchte eigentlich nichts mehr anderes machen als das zu genießen, was ich besitze und was ich habe. Trotzdem freue ich mich riesig darauf, ab Februar in Deutschland und Österreich auf „Meine Hits – meine Idole“-Tour zu gehen!