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23. Dez 2021

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Gesellschaft

Kein Ende des Preisschocks in Sicht

Journalist: Armin Fuhrer

Als wären Klimakrise und Pandemie nicht genug, sind wir jetzt auch noch in eine Energiekrise geschlittert. Für die Verbraucher wird das teuer.

Was waren das für Zeiten: Als wegen der Corona-Krise in Deutschland und vielen anderen Ländern das Leben heruntergefahren wurde, hatte das auch einen massiven Rückgang der Preise für das Öl zur Folge. Doch jetzt kommt die Rolle rückwärts umso brutaler: Die Kosten für die fossilen Energieträger Öl und Gas kennen, so scheint es, nur noch eine Richtung: Nach oben. Mehrjahresrekorde werden gerissen und Experten schätzen, dass sie auch in absehbarer Zukunft von Gipfel zu Gipfel stürmen werden. Keine schönen Aussichten für die Verbraucher.

Denn durch den Anstieg der Preise werden Autofahrer, die auf ihr Auto angewiesen sind, ebenso belastet wie Menschen, die mit fossilen Energieträgern wie Öl und Gas heizen – und das ist noch immer gut die Hälfte aller Deutschen. Die Gründe für den Preisschock an der Tankstelle oder beim Blick auf die Stromabrechnung für das Heizen und Kochen sind vielschichtig. Einerseits sind die Energiespeicher leer, andererseits aber steigt die Nachfrage wieder deutlich an, die während des Lockdowns runtergefahren war. Knappes Angebot hier, hoher Preis da – es gehört zum Einmaleins der Marktwirtschaft, dass in einem solchen Fall die Kosten durch die Decke schießen. Dazu kommt noch ein hausgemachtes Problem: Die Energiewende. Denn weil der Staat den Ausbau der erneuerbaren Energien fördert, um das Klima zu schützen, muss der Bürger dafür in die Tasche greifen, und zwar tief. Zum 1. Januar 2021 wurde die CO2-Steuer um 25 Euro pro Tonne heraufgesetzt. Strom kostet in Deutschland mittlerweile 32 Cent pro Kilowattstunde und wird nach Einschätzung von Experten zeitnah um weitere fünf Cent teurer werden.

Und durch die bereits beschlossene weitere Erhöhung der CO2-Abgabe auf 55 Euro pro Tonne ab 2025 werden die Kosten nochmals massiv steigen. Nach Berechnungen des Eigentümerverbandes Haus & Grund wird dadurch das Bauen und Wohnen deutlich verteuert. So werden Warmwasser und Heizung für eine 90 Quadratmeter große Wohnung dann zwischen 300 und 600 Euro im Jahr teurer. Benzin würde sich vermutlich alleine durch diese Maßnahme nochmals um rund 7,5 Cent verteuern.

Menschen, die nicht auf das Auto angewiesen sind, können auf das Fahrrad oder den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Hausbesitzer können sich energiesparende, klimafreundliche Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien installieren lassen. Auch wenn die Einrichtung zunächst Kosten verursacht, so sparen sie schon mittelfristig und außerdem unterstützt der Staat in vielen Fällen solche Maßnahmen recht großzügig, um auf diese Weise die Energiewende zu fördern. Pech hat dagegen, wer ohne sein Auto nicht zur Arbeit kommt oder wer zur Miete wohnt und dem Preisanstieg hilflos ausgeliefert ist, weil er nicht in der Lage ist, eine neue Heizung zu installieren. Daher fordern manche Politiker sowie Sozialverbände, zumindest die Geringverdiener und Empfänger staatlicher Leistungen durch Zuschüsse zu unterstützen.

Gehört die Energiewende einerseits zu den Gründen für die aktuelle Hochpreissituation, so scheint sie andererseits aber auch der einzige Ausweg, um Deutschland langfristig von den volatilen Weltmarktpreisen für die fossilen Energien unabhängig zu machen. Denn wenn Deutschland seinen Strom mit Hilfe von Wind und Sonne selbst produzieren kann, muss hierzulande niemand mehr hohe Gas- oder Ölpreise zahlen, weil die Nachfrage massiv steigt und Förderstaaten ihre Lager nicht auffüllen oder ihre Vorräte bewusst zurückhalten, um die Preise zu verteuern.

Allein: Bis es so weit ist, ist es noch ein sehr weiter Weg, und die Jahre 2020 und 2021 haben sogar Rückschläge gebracht. Denn anstelle eines Rückgangs der fossilen Energieträger ist wieder ein Anstieg zu verzeichnen. In den ersten drei Quartalen 2021 lieferten die regenerativen Stromquellen 178 Milliarden Kilowattstunden, die konventionellen dagegen 249 Milliarden. Russisches Gas hat zuletzt die Windkraft als Energieträger Nummer 1 sogar abgelöst und fast die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms wird mit Erdgas, Kohle und Atomkraftwerken erzeugt. Da aber die Atomkraftwerke demnächst endgültig abgeschaltet werden, drohen weitere Preisanstiege für Strom. Denn wenn nicht bald mehr Strom aus regenerativer Energie erzeugt wird, muss noch mehr aus fossilen Trägern produziert werden. Das ist aber nicht nur schlecht für das Klima. Der Strom aus diesen Quellen wird auch durch die beschlossene Steigerung der CO2-Abgabe weiter verteuert.

Umso stärker fällt ins Gewicht, dass zur gleichen Zeit die Energiewende ins Stocken geraten ist, denn der Ausbau der Windenergie ist fast zum Erliegen gekommen. Langfristige und viel zu komplizierte Planungs- und Genehmigungsverfahren, Artenschutz und Bürgerproteste gegen Windräder sorgen dafür. Der Verbraucher muss also die steigenden Energiesteuern zahlen, um die klimafreundliche Energie der Zukunft zu finanzieren, ohne die Möglichkeit zu haben, umzusteigen. Und selbst, wer auf ein klimafreundliches E-Auto umsattelt, dessen Anschaffung immerhin vom Start finanziell unterstützt wird, muss damit rechnen, dass der Strom aus klimaschädlichen Energiequellen stammt.

Möglich ist, dass die neue Bundesregierung zum Handeln gezwungen sein wird, um die sozialen Folgen des Preisschocks abzumildern. Andererseits steigt aber auch der Druck, noch mehr für den Klimaschutz zu tun. Die Situation erinnert an ein Paar, das sich eine zu kleine Bettdecke teilen muss – ein Fuß, ein Knie oder eine Schulter liegen immer im Freien und frieren. So bleibt als Fazit: Der Weg zur Energiewende ist holprig und vor allem teuer, aber vermutlich unabwendbar. Denn den anderen Weg, nämlich die emissionslose Atomkraft auszubauen, den andere EU-Staaten gehen wollen, schließt die neue Bundesregierung genau wie ihre Vorgängerin ebenso aus wie laut Umfragen die Mehrheit der Bundesbürger.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.