4. Nov 2019
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Lifestyle
Journalist: Armin Fuhrer
An Weihnachten bricht Star-Koch Roland Trettl mit den Traditionen – seine Familie flieht vor dem Trubel in den Süden. Geschenke gibt’s nur für den Sohn.
Weihnachten ist bekanntlich für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Wenn die Wohnung festlich geschmückt und ein Tannenbaum mit glitzernden Kugeln aufgestellt wird, wenn es draußen früh dunkel wird und es drinnen umso gemütlicher ist, wenn die Weihnachtsmärkte locken – dann schlagen die Herzen der Weihnachtsfans höher. „Ich kann verstehen, wenn viele Menschen diese Zeit mögen“, sagt Roland Trettl. Doch der Star-Koch, Buchautor und Gastgeber in der Vox-Dating-Sendung „First Dates – Ein Tisch für zwei“, gibt unumwunden zu: „Ich selbst gehöre nicht dazu.“ Denn was den einen Menschen ihre Freude sei, sei den anderen ihr Leid. „Während die einen positive Gefühle mit dieser Zeit verbinden, bringt sie für andere eher negative mit sich. Sei es, weil sie niemanden haben und sich um Weihnachten herum besonders einsam fühlen, sei es, weil sie der Konsum, der heutzutage mit Weihnachten verbunden ist, abschreckt.“
Weihnachten bei den Trettls sieht daher auch anders aus als bei vielen anderen Deutschen: „Kurz vor den Feiertagen setzten wir uns in ein Flugzeug und fliegen ins indische Goa. Eine knappe Woche nach dem Jahreswechsel kommen wir dann wieder.“ Diese Urlaubsreise auf die südliche Halbkugel hat schon eine gewisse Tradition, vergangenes Jahr ging es nach Bali und das Jahr davor nach Südafrika. „So entgehen wir der Hektik, die jedes Jahr mit Weihnachten verbunden ist“, sagt der 48-Jährige. Das bedeutet auch den Verzicht auf althergebrachte Traditionen. In den Jahren, in denen Roland Trettl mit seiner Frau zusammen ist, gab es erst einmal einen Baum zum Fest – und der hatte nichts mit der traditionellen Weihnachtstanne zu tun, wie sie in Millionen deutschen Wohnzimmer steht. „Meine Frau hatte damals Schwemmholz gesammelt, und daraus hat sie einen Baum in Form einer Tanne gebastelt“. Für den Verzicht auf eine echte Tanne hat Roland Trettl einen ganz handfesten Grund. „Alle reden heute von Nachhaltigkeit. Da sehen wir nicht ein, einen Baum abzuholzen, damit er bei uns eine Woche im Wohnzimmer steht, bevor er zu Kleinholz gemacht wird.“
Ganz ohne Weihnachtsbräuche geht es aber auch bei der Familie Trettl nicht zu. Zwar schenken sich die Eltern untereinander nichts. „Aber unser achtjähriger Sohn bekommt natürlich Geschenke“, sagt der Vater. Denn schließlich gehe doch nichts über leuchtende Kinderaugen, die Freude über ein schönes Geschenk ausdrücken. Und für ihn soll es ganz normal sein, an Weihnachten ein Geschenk auszupacken. Den Stress, erst kurz vor Weihnachten unter Zeitdruck ein Präsent kaufen zu müssen, macht Roland Trettl sich allerdings nicht. „Ich besorge dann ein Weihnachtsgeschenk, wenn ich etwas Passendes sehe oder mir die passende Idee kommt – das kann auch im Juli sein.“ Schließlich solle es doch Spaß machen, anderen etwas zu schenken – und nicht mit Stress verbunden sein.
Doch trotz ihrer Distanz zur traditionellen Weihnacht – dass es sich dabei um das Fest der Nächstenliebe handelt, beherzigen gerade die Trettls ganz bewusst. „Meine Frau unterstützt eine Organisation, die Kinderheime fördert. In Indien werden wir ein solches Kinderheim besuchen.“ Dadurch werde man daran erinnert, dass es sehr viele Menschen gibt, denen es viel schlechter geht als uns Deutschen. Auf gutes Essen werden die Trettls allerdings auch in Indien nicht verzichten „Essen ist für mich das wahre Glück“, sagt der Star-Koch. Daher fahre er auch ausschließlich an Orte, an denen es gutes Esse gebe. „Ich bin eben einfach glücklich, wenn ich genießen darf.“ Wenn ich irgendwo bin, denke ich schon beim Frühstück darüber nach, wo es für mittags oder abends ein gutes Restaurant gibt. Nur: Die klassische Weihnachtsgans wird es sicher nicht sein, und das wäre auch nicht ganz einfach mitten in Indien.
Andere davon abbringen, ihr traditionelles Weihnachten zu feiern, möchte Roland Trettl allerdings nicht. Er sei kein „Revoluzzer“, sondern wolle nur Dinge neu und anders denken, als dies oftmals geschehe. Und außerdem: „Es gibt ja Menschen, die Weihnachten wirklich lieben. Jeder kann natürlich selbst entscheiden, wie er die Festtage verbringt.“ Schließlich hat der gebürtige Italiener aus Bozen, der in Salzburg lebt, auch selbst früher mit seinen Eltern klassische italienische Weihnachten gefeiert – mit einem großen Fondue an Heiligabend. Aber über eins ist er sich ziemlich sicher: „Insgeheim beneiden uns viele unserer Freunde und Bekannten um unsere Art, Weihnachten zu verbringen.“