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3. Sep 2021

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Lifestyle

Lipödem – mehr als nur eine Gewichtszunahme

Journalist: Lotta Jachalke

Eine Krankheit, die fast ausschließlich Frauen betrifft und häufig mit jahrelangen Qualen verbunden ist – was verbirgt sich dahinter?

Immer mehr Frauen leiden unter einem Lipödem – einer chronischen und schmerzhaften Fettverteilungsstörung, die symmetrisch an den Beinen, Hüften und am Po und oftmals auch an den Armen auftritt. Oberkörper, Hände und Füße bleiben unberührt, wodurch der Körper häufig eine sogenannte „Reiterhosen“-Form annimmt.

Dass die Diagnose in vielen Fällen sehr spät – oder sogar nie – getroffen wird, liegt unter anderem daran, dass ein Lipödem leicht mit anderen Krankheiten verwechselt werden kann, z. B. mit Adipositas (Fettleibigkeit). Die Krankheit ist jedoch sehr viel mehr als eine reine Gewichtszunahme. Die Betroffenen leiden häufig unter unerträglichen Schmerzen und Schwellungen in den Beinen und einer starken Hämatomneigung („blauen Flecken“). Hinzu kommt die psychische Belastung: Selbstzweifeln und Unsicherheiten begleiten die betroffenen Frauen, deren Krankheit sich tendenziell verschlimmert. Zu Beginn ist das Unterhautgewebe verdickt und die Fettstruktur fühlt sich feinknotig an (Stadium 1). Mit der Zeit wird auch die Hautoberfläche uneben und die Fettstruktur grobknotiger (Stadium 2), woraufhin sich große, deformierende Fettlappen bilden können und das Gewebe sich zunehmend verhärtet (Stadium 3). Scheuer-Wunden, Fehlbelastungen der Gelenke sowie starke Gewichtszunahmen sind nur einige der möglichen Folgen.

Die unbekannten Ursachen machen die Diagnose nicht einfacher: Es wird zwar vermutet, dass die Krankheit genetisch übertragbar ist und auch mit einer Veränderung des Hormonhaushalts (z. B. durch Pubertät oder Schwangerschaft) in Verbindung steht, aber eine abschließende Erklärung gibt es bisher nicht. 

Für eine effektive Behandlung des Lipödems ist die richtige Diagnose jedoch unabdingbar. Dabei können fast alle Lipödeme durch drei diagnostische Methoden erkannt werden: Eine ausführliche Anamnese, das Begutachten der betroffenen Stellen und dessen Untersuchung. Die letzte Methode erfolgt unter anderem durch ein Abtasten der Haut oder den sogenannten „paradoxen Kneiftest“ an der Innen- und Außenseite des Beins. Um Zweifel aus dem Weg zu räumen, kann zusätzlich noch eine technische Diagnostik – in Form von CTs und MRTs – dabei helfen, die Fettvermehrung zu erkennen.

Wenn das Lipödem schließlich diagnostiziert wird, haben die Frauen meistens schon einen langen, immer schlimmer werdenden Leidensweg hinter sich. Die gute Nachricht: Die Symptome des Lipödems können behandelt werden. Der erste Schritt ist oftmals eine konservative Behandlung – Maßgefertigte Kompressionsstrümpfe und regelmäßige manuelle Lymphdrainagen helfen dabei, die Schwellungen in Schach zu halten. Allerdings verschlimmern sich die Symptome wieder, sobald die Behandlung gestoppt wird.

Um eine länger anhaltende Linderung zu erzielen, wählen viele Frauen eine effektive und vielversprechende Alternative: Die Fettabsaugung (Liposuktion). Erfahrungsberichte zeigen, dass die Symptome durch die Fettverringerung oft reduziert werden können – und auch die Psyche profitiert davon. Ein Tipp: Die Operation wird seit 2020 ab dem Stadium 3 von der Krankenkasse übernommen. Jedoch ist sie in den meisten Fällen auch ohne die finanzielle Unterstützung auf Dauer kostengünstiger als die konservative Behandlung.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.