24. Dez 2021
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Lifestyle
Journalist: Kirsten Schwieger
Rund 70 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet unter lästigen Kopfschmerzen, teilweise handelt es sich dabei konkret um schmerzende und lähmende Migräneattacken. Die Symptome können sich aber stark unterscheiden, genauso wie die Dauer der Attacke unterschiedlich lang sein kann.
Die häufigste Migräne-Form ist die Migräne ohne Aura – unter ihr leiden zwischen 70 und 90 Prozent der Migräniker:innen hierzulande. Die pulsierenden Schmerzattacken treten meist einseitig auf und dauern zwischen Stunden und Tagen. Oft sind sie von Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie von Übelkeit begleitet. Nach spätestens 72 Stunden ebben die mittelschweren bis starken Schmerzen ab. Viele Betroffene haben dann tage- oder gar monatelang Ruhe bis zur nächsten Attacke. Bei einem knappen Prozent der Bevölkerung sind die schmerzfreien Zeitintervalle jedoch wesentlich kürzer. Wer mehr als 15 Migräne-Tage im Monat über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten aufweist, leidet unter chronischer Migräne. Häufig sind die Betroffenen selbst zwischen den Attacken nicht komplett beschwerdefrei. Eine Migräne ohne Aura wird häufiger chronisch als eine mit Aura. Frauen, die im Rahmen ihrer monatlichen Periode Migräneattacken bekommen, leiden dagegen unter menstrueller Migräne. Aufgrund des abfallenden Östrogenspiegels treten die Symptome einer Migräne mit oder ohne Aura synchron mit dem Menstruationszyklus auf und dauern in der Regel drei bis vier Tage. Ungefähr sieben Prozent der Migränepatientinnen leiden unter dieser Form. Treten die Migräneattacken zusätzlich zum Menstruationszusammenhang auch in anderen Zyklusphasen auf, handelt es sich um eine menstruationsassoziierte Migräne.
Bei etwa 20 Prozent der Migräniker:innen wird die Kopfschmerzphase durch eine Phase neurologischer Störungen, auch Aura genannt, eingeleitet. Visuelle Störungen wie Flimmern, Lichtblitze oder Zickzack-Linien sind am häufigsten. Aber auch Sprach- und Koordinationsstörungen, Haut-Kribbeln, Schwindel oder Unwohlsein sind häufige Vorboten einer Migräne mit Aura. Meist dauern diese Beschwerden eine halbe bis ganze Stunde an und verschwinden mit dem Einsetzen der eigentlichen Kopfschmerzattacke. Folgen mehrere Aura-Symptome aufeinander, kann sich die Dauer auch verlängern. Eine spezielle aber seltene Unterform der Migräne mit Aura ist die Migräne mit Hirnstammaura, früher auch Basilarismigräne. Sie tritt vor allem bei jungen Erwachsenen auf und ist gekennzeichnet durch meist beidseitige Kopfschmerzen am Hinterkopf. Neben den üblichen Aura-Symptomen gehen diesen noch Ausfallsymptome wie Hörminderung oder -geräusche, Sprachstörungen sowie das Sehen von Doppelbildern voraus, welche die visuellen Aura-Symptome überdauern können. Eine weitere, und noch seltenere Unterform der Migräne mit Aura stellt die Hemiplegische Migräne dar. Sie tritt vor allem familiär gehäuft auf und ist neben den Aura-Symptomen gekennzeichnet von Bewegungseinschränkungen oder körperlicher Schwäche, welche in der Regel innerhalb von 72 Stunden vergehen. Meist sind die Beschwerden Vorboten, manchmal treten sie aber auch erst nach dem Kopfschmerz auf.
Bleiben die Kopfschmerzen bei einer Migräne mit Aura aus, spricht man auch von Migräne mit Aura ohne Kopfschmerzen beziehungsweise von einer Augenmigräne. Unter Expert:innen wird diese Variante auch als ophthalmische Migräne bezeichnet. Ihr wichtigstes Symptom sind beidseitige Sehstörungen. Aber auch Lichtempfindlichkeit, Übelkeit oder Schwindel können Begleiterscheinung dieser Migräneform sein. Bei etwa zehn Prozent der Migräniker:innen mit Aura kann es gelegentlich zu dieser Ausprägung kommen. Eine zweite Form der Augenmigräne stellt die retinale Migräne dar. Im Gegensatz zur opthalmischen Variante folgt bei dieser auf Symptome wie Augenflimmern, Gesichtsfeldausfälle oder sogar vorübergehende Blindheit nach circa einer Stunde die Kopfschmerzphase. Sämtliche Symptome treten darüber hinaus ausschließlich einseitig auf und verschwinden mit Beginn der Schmerzen. Diese sehr seltene Migräne-form betrifft hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Im Gegensatz zu den Au-gen ist bei einer vestibulären Migräne hauptsächlich das Gleichgewichtssystem betroffen. Betroffene haben mit attackenartigen Gleichgewichtsstörungen oder Dreh- und Schwankschwindel zu kämpfen, welche wenige Minuten oder sogar Tage andauern können. Diese Symptome können von einer visuellen Aura, Übelkeit oder auch Licht- sowie Geräuschempfindlichkeit begleitet sein. Die anschließenden Kopfschmerzen stehen bei dieser verbreiteten Migräneform eher im Hintergrund.