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9. Mär 2022

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Gesellschaft

Nachhaltig den Durst löschen

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Haneen Krimly/unsplash

Nachhaltige Verpackungen stehen hoch in der Verbrauchergunst. Doch gerade im Getränkemarkt fällt die Bewertung der Ökobilanz nicht wirklich leicht.

Umweltfreundliche Verpackungen sind für viele Konsumenten mittlerweile ein Kaufkriterium. Laut einer aktuellen Umfrage der Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners gaben knapp drei Viertel der Teilnehmer an, Wert auf nachhaltige Verpackungen zu legen. Neben der CO2-Bilanz und Materialherkunft ist dabei auch die Recycelbarkeit von Interesse für die Verbraucher. Dieselbe Umfrage ergab aber auch, dass nur elf Prozent der Konsumenten sich seitens der Industrie und des Handels gut über nachhaltige Verpackungen informiert fühlten.

Während bei Verpackungen aus Pappe oder Plastik die ökologische Bewertung schon komplex ist, gestaltet sich diese bei Getränkeverpackungen noch schwieriger. Schon die Unterscheidung von Einweg und Mehrweg ist oftmals gar nicht so leicht: Beide Systeme gibt es aus Glas und PET sowie im Getränkekasten. Auf Pfand muss für beide bezahlt werden: 15 Cent auf Mehrwegflaschen, 25 Cent auf Einwegflaschen und auf Dosen. Während Einweg nur einmal genutzt und dann recycelt wird, können PET-Mehrwegflaschen bis zu 25 mal wiederverwendet werden – Mehrwegflaschen aus Glas sogar bis zu 50 mal.

Auch die Beurteilung der Ökobilanz von Einweg und Mehrweg ist komplizierter. Hierfür spielt das Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle. So ist die Ökobilanz einer Ein- oder Mehrwegflasche abhängig von ihrer Größe sowie dem zurückgelegten Transportweg bis zu ihrem Verkauf im Handel. Während bei gleichen Flaschenvolumina die Mehrweg-Glasflasche im Vergleich zu PET-Einwegflaschen oder Dosen ökologisch überlegen ist, nivelliert sich dies mit zunehmender Flaschengröße. So konnte eine Studie des Heidelberger Institut für Energie-und Umweltforschung (ifeu) beim Vergleich einer 1,5L PET-Einwegflasche keinen eindeutigen ökologischer Vor- oder Nachteil gegenüber der 0,7L Glas-Mehrwegflasche festgestellt werden – vorausgesetzt der Transportweg der Plastikflasche ist gering. Sieger der Ökobilanz ist laut ifeu übrigens eine PET-Mehrwegflasche. Ein Grund für die Angleichung von Ein- und Mehrweg ist – neben der Optimierung von Gewicht und Distributionslogistik – ein hoher Rezyklatanteil in PET-Einwegflaschen. 2019 bestanden in Deutschland bepfandete PET-Flaschen im Durchschnitt zu 31,4 Prozent aus recyceltem Material, wie eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) belegt. So steht die Recyclingfähigkeit sowie das hochwertige Recycling von Verpackungen auch im Vordergrund der neuen EU-Verpackungsrichtlinie, deren Fokus auf der Kreislaufwirtschaft liegt. Wie alle Verpackungsmaterialien sollen auch Getränkeverpackungen, so lange wie möglich im Kreislauf bleiben.

Neben Mehrwegflaschen hat unter diesem Aspekt übrigens die Getränkedose die Nase weit vorn: Im Gegensatz zu vielen anderen Verpackungsmaterialien lassen sich Aluminium und Verpackungsstahl nahezu unbegrenzt und ohne Qualitätsverlust recyceln.