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2. Dez 2021

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Business

Perspektivwechsel: Nachfolge statt Start-up

Journalist: Jörg Wernien

In vielen Unternehmen steht in den kommenden Jahren ein Generationswechsel an. Das bietet Interessierten gute Chancen für den Schritt in die Selbständigkeit.

Stefanie Bechert, Leitung Fachliche Begleitung der Initiative Unternehmensnachfolge Fachbereich Gründung; Foto: RKW Kompetenzzentrum

In Deutschland stehen immer mehr mittelständische Betriebe vor einer Herausforderung: Sie müssen eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger finden. Was für die Unternehmen eine große Herausforderung ist, bietet Interessentinnen und Interessenten für eine Nachfolge die große Chance, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Wie wäre es also mit einer Nachfolge statt einer Neugründung? Ein großer Vorteil liegt auf der Hand, denn Umsätze, Kundenbeziehungen und eine etablierte Marke sind schon vom ersten Tag an vorhanden. 

Die Firmeninhaberinnen und -inhaber wünschen sich oft eine familieninterne Nachfolge. So war es auch bei Dina Reit. Ihr Vater Christoph Kollbach hatte 2005 in Wiesbaden die SK Laser GmbH gegründet – mit großem Erfolg. Bei dem heute weltweit operierenden Unternehmen übernimmt nun seit zwei Jahren seine Tochter Dina Reit sukzessive die Unternehmensleitung.

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Armin Baharian, Fachbereich Gründung und Julia Schauer, Fachbereich Gründung; Fotos: RKW Kompetenzzentrum

„Mein Vater und seine unermüdliche Kraft inspirieren mich. Meine Motivation ist es, das Unternehmen in die Zukunft zu führen“, sagt Dina Reit, die dabei auch die Interessen anderer im Blick behält: 

„Ich möchte die Arbeitsplätze sichern und ausbauen und den hessischen Industriestandort mitgestalten.“ Dass die Leitung eines mittelständischen Unternehmens eine Herausforderung ist und viel Erfahrung benötigt, musste die junge Geschäftsführerin schnell lernen. „Als ich 2019 in die Firma einstieg, hatte ich die zu ambitionierte Erwartung, dass ich meinen Vater und seine mehr als 30 Jahre Erfahrung innerhalb von kürzester Zeit ersetzen kann“, erinnert sie sich. „Aber nach zwei Monaten mussten wir uns neu sortieren und eine Beraterin an Bord holen mit der wir einen Meilensteinplan ausgearbeitet haben.“ 

Neben der familieninternen Nachfolge gibt es auch die unternehmensinterne Option – also die Übernahme eines Betriebs durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diesen Weg ist Sevgi Karaman, Inhaberin der Logopädie-Praxis „Frankfurter Institut für Stimm- und Sprachstörungen“ gegangen. Auch ihr ging es aber nicht nur um den eigenen Schritt in die Selbständigkeit, sondern sie hatte ein weiteres Ziel: „Ich möchte, dass die Praxis weiterbestehen kann, dass die Patientinnen und Patienten mit ihren Sprech- und Sprachproblemen weiterhin zu uns kommen können.“ Als Sevgi Karaman der damaligen Inhaberin, die aus Altersgründen aufhören wollte, ihren Nachfolge-Wunsch mitteilte, war diese hoch erfreut, denn sie kannte Karaman als fähige Mitarbeiterin. 

Häufig setzen Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Nachfolge aber zwangsläufig oder freiwillig auf externe Lösungen. Der Vorteil einer externen Übernahme ist dabei ein frischer Blick auf das Unternehmen. Die Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern beraten bei der Nachfolge, ebenso helfen Portale im Internet wie die kostenfreie Plattform „nexxt-change“ beim Suchen und Finden von Betrieben und Nachfolgenden.  

Gerade auch für Frauen liegt hier eine gute Chance, den Schritt in die Selbständigkeit zu gehen. „Studentinnen meines Studiengangs ‚Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge‘ sind oft erstaunt, wenn sie lernen, welche Potenziale in einer Nachfolge stecken“, so Professorin Birgit Felden, Expertin für Mittelstand und Unternehmensnachfolge an der HWR Berlin und verantwortlich für www.nachfolge-in-deutschland.de. Viele dächten zunächst an kleine Neugründungen, alleine oder mit einer Partnerin. Eine Übernahme und die damit verbundenen finanziellen Risiken erscheinen oft zu groß. „Wir vermitteln, dass ein etablierter Betrieb eine echte Alternative zur Neugründung sein kann. Wir holen auch ganz bewusst erfahrene Unternehmerinnen in unsere Lehrveranstaltungen, die gerne Role Model für den Nachwuchs sind und mitunter konnten wir auch schon Mentorenschaften und auch Nachfolgetandems vermitteln“.  

Und welche Bedeutung mehr Frauen als Unternehmerinnen für die Wirtschaft haben, erklärt Stefanie Bechert, Leiterin der fachlichen Begleitung der Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“ beim RKW Kompetenzzentrum: „Es gibt noch viel ungenutztes Potenzial – bei der demographischen Entwicklung kann Deutschland es sich gar nicht leisten auf so viele engagierte und gut ausgebildete Frauen zu verzichten.“

Über die Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“

Die Initiative „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie fördert innovative Ansätze, damit Unternehmensnachfolgen frühzeitig initiiert und erfolgreich umgesetzt werden. Bundesweit arbeiten rund 30 Modellprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten an dem Thema Unternehmensnachfolge. Ob Architekturbüros, produzierende und verarbeitende Unternehmen, Handwerksbetriebe oder auch die vielfältigen Dienstleistungen – wer eine Nachfolge antreten möchte, findet ein breites Unterstützungsangebot über die Modellprojekte. Diese sollen frühzeitig für das Thema „Nachfolge“ sensibilisieren, quali-fizieren und Netzwerke auf- oder ausbauen. Beim RKW Kompetenzzentrum liegt die fachliche Begleitung der bundesweiten Initiative. Sie beinhaltet die Vernetzung der Modellprojekte, Informations- und Wissensaustausch und gemeinsame Veranstaltungen. 

Weitere Informationen unter: rkw.link/initiativeunternehmensnachfolge

Über das RKW Kompetenzzentrum

Das RKW Kompetenzzentrum ist ein gemeinnütziger und neutraler Impuls- und Ratgeber für den deutschen Mittelstand. Sein Ziel ist es, kleine und mittlere Unternehmen für Zukunftsthemen zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu entwickeln, zu erhalten und zu steigern, Strukturen und Geschäftsfelder anzupassen und Beschäftigung zu sichern. Zu den Schwerpunkten „Gründung“, „Fachkräftesicherung“ und „Innovation“ bietet das RKW Kompetenzzentrum praxisnahe und branchenübergreifende Lösungen und Handlungsempfehlungen für aktuelle und zukünftige betriebliche Herausforderungen. Das RKW Kompetenzzentrum wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. 

Weitere Informationen: www.rkw-kompetenzzentrum.de 

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home

1. Apr 2025

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Business

Resilient bleiben dank guter Mitarbeitender

In Zeiten rasanter Digitalisierung, neuer KI-Tools und ständiger Veränderungen müssen Unternehmen zukunftsfähig bleiben – und das gelingt nur mit den richtigen Mitarbeitenden. Neben einem effizienten Recruiting spielen auch das Arbeitgeberimage und eine nachhaltige Präsenz bei Nachwuchstalenten eine entscheidende Rolle. Der Absolventenkongress vom Staufenbiel Institut bietet Unternehmen die perfekte Plattform, um gezielt Studierende, Absolventen und Young Professionals mit digitalen Skills und frischen Ideen zu erreichen. Die Karriere-Events an fünf Standorten deutschlandweit (in Stuttgart, Hamburg, Frankfurt, München und Köln) ermöglichen nicht nur den direkten persönlichen Austausch, bei dem neben Hard Skills auch Soft Skills überprüft werden können, sondern stärken gleichzeitig das Employer Branding. Ein überzeugender Messeauftritt kann also Talente nicht nur direkt begeistern, sondern auch der erste Schritt sein, die besten Young Talents langfristig als Multiplikatoren für das Unternehmen zu gewinnen. Investitionen in Karriere-Events zahlen sich aus, denn Zukunftsfähigkeit und Resilienz beginnen mit den richtigen Mitarbeitenden – und bei den Unternehmen, die es schaffen, schnell genug die besten Mitarbeitenden für sich zu begeistern. Die Messe richtet sich dabei nicht nur an Absolventen, die gerade ihren Abschluss gemacht haben, sondern spricht auch Studierende und Young Professionals mit bis zu fünf Jahren Berufserfahrung an. >Investitionen in Karriere-Events zahlen sich aus, denn Zukunftsfähigkeit und Resilienz beginnen mit den richtigen Mitarbeitenden.