2. Nov 2020
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Business
Journalist: Mario Ohoven
„Die Welt wird eine andere sein.“ Dieses Statement von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Corona-Pandemie wird häufig in Debatten zitiert.
Und dies zu Recht: Zwar fand auch schon lange Zeit vor Corona private Kommunikation auf elektronischem Wege statt, ebenso gab es in vielen Büros Homeoffice-Regelungen. Doch innerhalb weniger Tage kam es Anfang März zu tiefgreifenden Veränderungen der Arbeitswelt:
1. Unternehmen stellten ihre interne sowie externe Kommunikation auf Videokonferenzen um,
2. Mitarbeiter wurden für Wochen ins Homeoffice geschickt,
3. Veranstaltungen und Vorträge wurden ebenfalls ins Digitale übertragen und gestreamt.
Millionen Menschen waren plötzlich gezwungen, sich in ihrem neu-en Alltag mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Die Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice hat zweifellos vielen Unternehmen das Überleben in der Corona-Krise erleichtert.
Es wäre jedoch falsch, daraus abzuleiten, dass Heimarbeit in Zukunft zur Regel werden kann oder gar soll. So sind viele Branchen inkompatibel mit Homeoffice: Produktivität und Effizienz gehen zurück, und auch der soziale Kontakt zu Kollegen, also das Team-building, lässt sich schwerlich in einer Videokonferenz pflegen.
Gleichwohl dürfte flexibles Arbeiten nach Corona an Bedeutung zunehmen. Ähnliches gilt für Dienstreisen: Nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch mit Blick auf die Kosten werden künftig viele Konferenzen und Messen nur noch virtuell stattfinden.
Kluge Unternehmer wissen seit langem, auch beim Thema Digitalisierung gilt die Maxime: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.“ Genau deshalb ist es eines der zentralen Ziele des BVMW, den Mittelstand bei seiner digitalen Transformation zu unterstützen. Beispielsweise durch die Angebote des Kompetenzzentrums „_Gemeinsam Digital“, die bereits von mehr als 2.000 Institutionen genutzt wurden. Gleichzeitig konnten 56.000 Mittelständler über Veranstaltungen erreicht werden.
Für Unternehmen, die sich frühzeitig mit New Work beschäftigt haben, gehören Videokonferenzen längst zum betrieblichen Alltag. Mittelständler hingegen, die sich vor Corona kaum oder gar nicht der Herausforderung Digitalisierung gestellt haben, sind in der Krise massiv unter Druck geraten und mussten in kürzester Zeit den gesamten Betriebsablauf umstellen, Kommunikationstools einkaufen und technische Ausstattung bereitstellen.
Dennoch sind die meisten Klein- und Mittelbetriebe (KMU) gut mit der Umstellung klargekommen. Wir haben sie dabei erfolgreich unterstützt, etwa durch mehr als 40 eigens durchgeführte Onlineseminare speziell zum Datenschutz oder zur IT-Sicherheit im Homeoffice.
Auch wenn jede Branche und jedes Unternehmen individuell betrachtet werden sollte, hat es sich für Mittelständler ausgezahlt, bereits vor der Krise auf Digitalisierung zu setzen: Je stärker sich KMU digitalisiert haben, desto flexibler konnten und können sie auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren.
Ob die Corona-Krise der digitalen Transformation insgesamt Vorschub leisten wird, bleibt abzuwarten. Dies wird nicht zuletzt davon abhängen, ob wegen der Wirtschaftskrise Investitionen in digitale Technologien, beispielsweise in der Produktion, zurückgehen. Eines steht jedoch jetzt schon fest: Die (Arbeits-)Welt wird nach der Pandemie eine andere sein.