14. Dez 2021
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Business
Journalist: Armin Fuhrer
Eine digitale europäische Souveränität existiere leider nicht, sagt Prof. Dr. Claudia Eckert vom Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC.
Die Marktdominanz US-amerikanischer, aber auch asiatischer Anbieter in wichtigen Bereichen digitaler Technologien, wie Cloud-Plattformen, Mobilkommunikation oder Chipfertigung ist ein Fakt. Beunruhigt bin ich, wenn wir keine Wahlmöglichkeiten haben und nicht bestimmen können, welche Anforderungen die Technologien erfüllen sollen, zum Beispiel in Bezug auf die Cybersicherheit.
Leider nein. Allein aus wirtschaftlichen Gründen sind Unternehmen auf den Einsatz von digitalen Technologien der global agierenden Player angewiesen. Damit geht aber nicht zwangsläufig auch der völlige Kontrollverlust, der Verlust an Souveränität einher. Souverän heißt, dass ich die Risiken von Abhängigkeiten beurteilen und unbeeinflusst von Dritten selbstbestimmt Handeln kann. Dafür muss ich nicht autark sein und alle Technologien selbst entwickeln. Ich muss aber in der Lage sein, die Werte, die mir wichtig sind, zu formulieren und zu prüfen, ob die Anbieter von Technologien diese Werte kontinuierlich gewährleisten, wie beispielsweise ein hohes Maß an Datenschutz.
Wir sind an der Schwelle von der digitalen Transformation der Gesellschaft in das Zeitalter der Digitalität. Digitale Technologien sind allgegenwärtig. Deshalb ist die digitale Souveränität, also die Fähigkeit des selbstbestimmten Handelns, trotz und mit digitalen Technologien, von sehr großer Bedeutung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Cybersicherheit ist dabei ein zentraler Aspekt, damit das selbstbestimmte Handeln nicht unterlaufen wird, indem beispielsweise Daten abfließen, Abläufe manipuliert werden oder ganze Produktionsanlagen durch kompromittierte Technologien zum Stillstand gebracht werden. Die Bedrohungen durch Cyberangriffe nehmen weltweit rasant zu. Für die digitale Souveränität einer Gesellschaft ist es deshalb unerlässlich, Fähigkeiten und auch Technologien zu besitzen, um die Cyberrisiken, die mit dem Einsatz von Technologien verbunden sind, beurteilen zu können.
Ja, GAIA-X ist ein richtiger und wichtiger Ansatz. Ziel von GAIA-X ist der Aufbau eines offenen Datenökosystems, um die unternehmensübergreifende gemeinsame Nutzung von Daten in sicheren Datenräumen vertrauenswürdig und fair zu ermöglichen. Daten können dadurch aus unterschiedlichen Quellen zusammengeführt werden. Dies erlaubt z. B. eine bessere Diagnostik in der Medizin, oder ein vorausschauendes Management, das Produktionsausfälle verhindert. GAIA-X legt Regelwerke fest, zu deren Einhaltung sich die Partner verpflichten. Für sicherheitskritische Bereiche wären aber weitere Maßnahmen wünschenswert, wie der technisch prüfbare Nachweis der Einhaltung von festgelegten Sicherheitsvorgaben. Mit der konsequenten Umsetzung der GAIA-X Ziele wäre ein wichtiger Grundstein für die Steigerung der digitalen Souveränität gelegt.