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23. Nov 2022

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Lifestyle

Tagespflege ist nicht die Lösung

Journalist: Nadine Wagner

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Foto: Klaus Grittner

Wer sich für einen Hund entscheidet, der sollte immer genügend Zeit für die Haltung und die Pflege seines Tieres haben, findet Hundeprofi Martin Rütter.

Viele Menschen haben sich während der Corona-Pandemie ein Haustier angeschafft. Doch nun, wo beinahe jeder wieder zurück im Büro ist, bleibt für die Vierbeiner oft keine Zeit mehr. Wie kriegt man Beruf, Familie und Haustier jetzt unter einen Hut?

Das ist eine Frage, die man sich immer im Vorhinein schon stellen sollte. Dass das viel zu selten passiert, bekommen die Tierheime leider schon seit Monaten zu spüren. Ich habe zu jedem Zeitpunkt der Pandemie dringend davor gewarnt, sich einen Hund anzuschaffen, nur, weil es die aktuellen Umstände gerade hergeben. Denn der Hund ist ja selbst dann noch da, wenn die Pandemie längst vorbei ist. Wenn ich also wieder zehn Stunden ins Büro muss, den Hund dorthin aber nicht mitnehmen darf, dann funktioniert das eben nicht. Deshalb rate ich dazu, vorab immer eine Checkliste zu erstellen und sich Fragen zu notieren: Welcher Typ Hund passt zu mir? Sind seine Wesenszüge und Bedürfnisse überhaupt mit meinem Leben vereinbar? Habe ich ausreichend Zeit für ihn? 

Brauchen die Vierbeiner denn jetzt, wo die Bezugspersonen seltener zuhause sind als noch vor einem Jahr, besondere Pflege? Ist es sinnvoll, den Familienhund tagsüber zum Dogsitting zu bringen?

Ein Hund braucht immer besondere Pflege und kann nicht nur nebenher ‚mitlaufen‘. Die wenigsten Hunde sind zudem gerne allein. Vier bis fünf Stunden sollten, wenn der Hund zuvor genügend Auslauf hatte und vielleicht mit Apportieren oder Versteckspiel ausgelastet wurde, in der Regel kein Problem sein. Für mich völlig unverständlich ist aber, dass die Leute sagen: Ich bringe meinen Hund einfach jeden Tag zehn Stunden in eine Hundetagesstätte. Das ist – mit Verlaub – nicht nur bescheuert, sondern auch Tierquälerei, denn die Hunde müssen sich immer wieder mit unterschiedlichen Gruppenkonstellationen auseinandersetzen. Das ist stressig und überfordert das Tier. Ich selbst habe früher ja mal eine Hundepension betrieben und ich weiß, wie schwierig das für die Hunde ist. Hundepensionen sollten daher die allerletzte Lösung sein. Aber – und das gehört auch zur Wahrheit – jeder Halter kann mal in die Situation kommen, auf eine Tagespflege angewiesen zu sein.   

Was zeichnet denn eine gute Pflegestelle aus?

Es sollten auf keinen Fall solche Massenbetriebe sein. Wenn man seinen Hund irgendwo unterbringen muss, dann sollte man immer eine Einrichtung suchen, die allgemein nur wenige Hunde aufnimmt und wo ein weiterer Hund vielleicht bereits dauerhaft lebt. Wichtig ist auch, sich den Ort vorher einmal genauestens anzuschauen und eine Art ‚Probetag‘ zu vereinbaren, damit man sich ein Bild machen kann und ein Gefühl für die Menschen dort bekommt. Ich bin aber vor allem ein großer Fan davon, sich entweder vor der Anschaffung des Tieres ein Netzwerk aufzubauen von Menschen, die sich diesem im Fall der Fälle annehmen oder aber die Möglichkeit des Dogsharings zu nutzen. 

Was sind generell die häufigsten Anfängerfehler, den Hundehalter gemacht haben bzw. machen können?

Es gibt drei Kardinalfehler. Erstens, die extreme Vermenschlichung, denn diese schürt Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann. Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch. Dazu kommt zweitens, mangelnde Konsequenz. Menschen stellen oft Regeln auf, gehen aber zu lax mit diesen um. Und ein weiteres Problem sind fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten. Hunde brauchen körperliche und geistige Auslastung.   

Gibt es darüber hinaus eine bestimmte Ernährungsform, die für alle Hunde gleich gut geeignet ist? Und sollte man zusätzlich zum Futter Vitamine geben?

Hunde sind Omnivoren, also Allesfresser. Sie können sowohl aus Fett und Proteinen wie auch aus Kohlenhydraten Energie gewinnen. Aktuell beschäftige ich mich sehr intensiv mit dem Thema vegane Ernährung, denn ich finde, das ist ein Punkt, den man angehen sollte. Ich habe mir dazu die Frage gestellt, inwiefern es in Ordnung ist, ein Tier zu halten, das andere Tiere frisst. Hundefutter kommt in der Regel aus der Massentierhaltung, ich stehe also vor einer moralischen Zwickmühle. Ich muss zwar nicht mit einem Hund zusammenleben, tue es aber, weil es mich glücklich macht. Und mein Glück sowie das Glück meines Haustieres kann ich nicht über das Leid anderer Tiere stellen. Wichtig bei einer veganen Ernährung ist, dass die Nährstoffe, die in Fleisch enthalten sind und die der Hund braucht, bestmöglich ersetzt werden. Und letztlich muss man sich auch die Frage stellen: Entwickelt mein Hund Spaß beim Essen, kann er wirklich schlingen? Ein Futter, das beim Kauen zu Staub zerfällt, ist keine Option.   

Bis April 2024 tourt Martin Rütter mit seiner neuen Live-Show „Der will nur spielen!“ quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dabei führt der Hundeprofi sein Publikum durch Themen, die ihm seit 25 Jahren immer wieder über den Weg laufen. Tickets: www.martin-ruetter-live.de  

23. Okt 2025

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Lifestyle

Wie lassen sich Gaming und Streaming und Familie unter einen Hut bringen? – mit Maria Rapp (Rehleiin), Nordmann alias Tom

![Maria Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Maria_Online_f6d06845e6.jpg) ```Maria Rapp (Rehleiin), inspiriert seit 2024 ihre Community auf Twitch und TikTok mit einer einzigartigen Kombination aus entspanntem Durcheinander und trockenem Humor``` Mir ist es wichtig, dass meine Kinder Nähe und Verlässlichkeit spüren. Deshalb kommunizieren wir klar: Die Kinder wissen, wann ich streame, bei Events springt die Familie ein. Da die Kinder 50/50 bei beiden Eltern leben, plane ich in kinderfreien Wochen meine Streams und Social Media-Inhalte. In Kinderwochen hat der Alltag Vorrang, manchmal gehe ich abends spontan live. Meine Energie teile ich bewusst ein, um für die Kinder präsent zu sein. Mein Teilzeitjob ermöglicht mir Nachmittage mit ihnen, in kinderfreien Wochen arbeite ich Vollzeit. Ich lasse Puffer für Spontanes, Content vorproduzieren hilft enorm. Die Anfangszeit war schwierig, ans Aufhören dachte ich aber nie! Hilfe anzunehmen fällt mir noch schwer, aber ich arbeite daran (lacht). Seit Juli entlastet mich ein Management bei vielen Dingen. Und Yoga hilft mir, runterzukommen. Mein Tipp für alle, Familie und Streaming zu verbinden: Setzt klare Prioritäten, plant mit Puffern, damit Stress erst gar nicht entsteht, und kommuniziert offen mit Kindern und Community. Akzeptiert, dass Familienleben Einschränkungen mit sich bringt, das ist keine Schwäche, sondern Realität. Feste Absprachen helfen, und wenn die Kinder mich während eines Streams brauchen, sorgen meine Mods dafür, dass der Stream weiterläuft und können im Notfall sogar auf meine Hardware zugreifen (was glücklicherweise noch nie vorkam). Ein gutes Netzwerk aus Familie, Freunden oder Management, die den Rücken freihalten, ist einfach wichtig. Für mich zählen Konstanz und Ehrlichkeit mehr als Perfektion. ![Tom Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Tom_Online_65e2a5d872.jpg) ```Nordmann alias Tom begeistert als Streamer und Familienvater mit seiner Community-Nähe und kreativen Gaming-Inhalten``` Ich streame meist nachts, wenn zu Hause Ruhe einkehrt – so passt es am besten zum Familienalltag. Veranstaltungen plane ich frühzeitig, und dank der Unterstützung meiner Frau, Familie und Schwiegereltern lässt sich alles gut vereinbaren. Durch mein Homeoffice bin ich flexibel und erreichbar. Mein Management übernimmt Planung, Kommunikation und Verträge, wodurch ich mehr Struktur habe und mich voll auf Community, Streams und Content konzentrieren kann. Freizeit habe ich kaum, doch viele meiner Hobbys wie Boxen, Food-Vlogs oder Familienaktivitäten fließen eh direkt in meine Arbeit ein. Oft dachte ich: „Aufhören wäre jetzt einfacher.“ Eine Pause zeigte mir jedoch, wie sehr mir das Streaming als Ausgleich und durch den Austausch mit der Community fehlt. Der Anfang war tough: über 1.000 Stunden Stream im ersten Jahr bei nur wenigen Zuschauenden. Davon konnte ich meine Familie nicht ernähren. Es ist wie im Fußball: Entweder es kommt, oder nicht. Man muss da reinwachsen. Wichtig ist aber vor allem, dass es Spaß macht, man authentisch bleibt und es den Leuten gefällt. Kommunikation ist einfach das A und O, um Familie und Streaming zu vereinbaren. Pläne offen besprechen, klare Regeln vereinbaren und die gemeinsame Zeit bewusst pflegen. Rücksicht hat oberste Priorität! Die Familie darf nie leiden. Selbstständig zu sein ist generell nie einfach und als Streamer oder Influencer in der heutigen Zeit dauerhaft relevant zu bleiben oder überhaupt eine gewisse Reichweite aufzubauen, ist nochmal eine ganz eigene Herausforderung.