22. Mär 2022
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Business
Journalist: Katja Deutsch
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Foto: Presse, Fatos Bytygi/unsplash
Auch nach zwei Jahren Pandemie sind noch längst nicht alle Unternehmen auf einem guten digitalen Level.
Frank Thelen, CEO Freigeist Capital & CRO & Autor „10xDNA“
Es ist nicht damit getan, anstatt physischer Meetings im Konferenzraum Videokonferenzen durchzuführen, nötig ist eine durchgehende, digitale Vernetzung. Noch viel zu viele Betriebe betrachten Produktion, Vertrieb und interne und vor allem auch externe Kommunikation als einzelne Bausteine, die unabhängig voneinander analysiert und bewertet werden. „Ich denke, es ging uns und unseren Unternehmen lange Zeit zu gut“, sagt Frank Thelen.
„Veränderung ist immer unbequem und passiert deshalb oftmals nicht von alleine. Wenn unsere Unternehmen auch zukünftig wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sie ihre Prozesse allerdings sehr bald zu 100 Prozent digitalisiert haben, um von den vielen Vorteilen der Datenauswertungen, digitalen Services und neuen Technologien profitieren zu können.“ Das bedeutet oft die Auflösung seit Jahrzehnten bestehenden Abteilungen, um neu zusammengesetzt und vernetzt zu werden. Diese Umstellung ist logischerweise mit einem Mehraufwand verbunden – einem Mehr an Offenheit, einem Mehr an Lernen, einem Mehr an Einsatz. Nicht jedes Team ist davon begeistert.
„Das kann nur gelingen, wenn Mitarbeiter gezielt geschult, entsprechende Budgets in Tools investiert und klare Ziele gesetzt werden“, so Frank Thelen. „Diese Ziele sollten übergeordnet für jede Abteilung und jede Ebene gelten – auch die Führungsetage. Entscheidend ist, dass das gesamte Unternehmen in die gleiche Richtung läuft und an einem Strang zieht. Nur so können die vielen, komplexen internen Prozesse sicher und langfristig in die digitale Welt gebracht werden.“
Viele Unternehmen sind zwar mittlerweile imstande an vielen Stellen des betrieblichen Ablaufs Daten zu erfassen, wissen jedoch nicht wirklich, was mit diesen geschehen soll. Ein wichtiger Punkt der Datenauswertung betrifft Kunden und die Kommunikation mit Kunden. Wo und wann erhalten Kunden Informationen zu Produkten und Dienstleistungen? Wie funktioniert die Kommunikation? Kunden erwarten echte Informationen und keine hohlen Marketingworthülsen, sie erwarten hochwertigen Content und die sofortige und ehrliche Beantwortung ihrer Fragen. Ein „Kontakt“-Button, bei dem nach zwei bis drei Tagen eine nichtssagende Antwort eintrifft, ist ein Ausschlusskriterium. Bei der Umsetzung einer solchen gelungenen Marketing- und Kommunikationsstrategie haben nicht wenige Unternehmen noch viel Luft nach oben.
Viele Arbeits- und Produktionsprozesse laufen nach wie vor analog ab, kosten dadurch viel Zeit, sind nicht sonderlich effektiv und verhindern eine schnelle interne Kommunikation und demzufolge schnelle Reaktion auf Bewegungen des Marktes. Denn ein „Das haben wir immer schon so gemacht” ist einer der schädlichsten Sätze für Fortschritt und die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.
Und doch spiegelt es leider die Mentalität vieler Deutscher wider. Das zeigt nicht nur die fehlende Digitalkompetenz unserer Unternehmen, sondern auch unseres Staats.
Jedes Unternehmen sollte außerdem eine verlässliche IT-Abteilung aufbauen, um nicht nur dazu imstande zu sein, Datenströme zu erfassen, sondern diese auch auszuwerten zu können. Auch beim kleinsten mittelständischen Betrieb sollten die Themen Digitalisierung und IT-Sicherheit ganz oben auf die Agenda kommen.