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11. Sep 2024

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Wirtschaft

Welche Versicherungen für Landwirte?

Journalist: Silja Ahlemeyer

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Foto: Anna Tarazevich/pexels

Sogenannte Agrarversicherungen schützen Landwirte vor finanziellen Risiken. Gerade für diejenigen, die auch in der Energieproduktion tätig sind, können sie elementar sein.

Rund die Hälfte der Fläche Deutschlands wurde laut Umweltbundesamt 2021 landwirtschaftlich genutzt. Dabei geht es heutzutage nicht mehr nur um Futter- und Lebensmittelproduktion. Auf knapp 16 Prozent der Anbauflächen werden nachwachsende Rohstoffe für die Erzeugung von Biogas (hauptsächlich Mais) und Biokraftstoffe (v. a. Raps) sowie zur stofflichen Verwertung genutzt. Ebenso erlebt die Agri-Photovoltaik einen Aufschwung. Hier stehen auf landwirtschaftlichen Flächen ebenfalls Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung. Wie in anderen Bereichen sind auch die energieerzeugenden Landwirte vielfältigen Risiken ausgesetzt, wie etwa Wetterkapriolen oder defekten Anlagen. Dafür gibt es spezielle Versicherungen. 

Für selbstständige Landwirte ist eine „Landwirtschaftliche Inhaltsversicherung“ unverzichtbar.

1. Biogasanlagenversicherung
Mit einer Biogasanlage gewinnt man aus Biomasse Energie. Oft zählt sie zu den wichtigen Einnahmequellen eines entsprechenden landwirtschaftlichen Betriebes. Gefahren wie Feuer, Bedienungsfehler oder Explosion können die Produktion jedoch komplett lahmlegen. Eine Biogasanlagenversicherung, optimalerweise mit Allgefahrendeckung, ersetzt im Ernstfall entgangene Gewinne und die Kosten für Reparatur oder Ersatz bei einem Teil- oder Totalschaden.

2. Landwirtschaftliche Inhaltsversicherung
Für selbstständige Landwirte ist eine „Landwirtschaftliche Inhaltsversicherung“ unverzichtbar. Diese versichert das gesamte Inventar gegen Schäden durch Brand, Explosion und Blitzschlag, Einbruchdiebstahl, Leitungswasser, Sturm und Hagel sowie Elementar-Ereignisse. Bei Abschluss sollte man gegebenenfalls darauf achten, dass auch jegliche Photovoltaik-Anlagen darin eingeschlossen sind, sofern welche betrieben werden.

3. Technische Versicherung
Ohne Maschinen und technische Anlagen läuft heute nichts mehr. Doch schneller als gedacht können hier Schäden auftreten, etwa durch eine falsche Bedienung, Fremdkörper- oder Wettereinwirkungen oder Kurzschlüsse. Für die anfallenden Kosten können sogenannte „Technische Versicherungen“ aufkommen. Diese sind in der Regel ausgelegt auf Schäden an landwirtschaftlichen Maschinen sowie für elektrotechnische und elektronische Anlagen. Auch ein Diebstahl kann mitversichert werden.

4. Haftpflichtversicherung
Weiterhin ist die Haftpflichtversicherung für Landwirtschaftsbetriebe zu nennen. Sie schützt vor Ansprüchen Dritter und deckt Personen-, Sach-, Vermögens- und Umweltschäden ab, die sich aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit ergeben können. Dazu sollten auch Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen gehören, wenn diese im Betrieb vorhanden sind.

5. CyberRisk-Versicherung
Landwirte, die auch in der Energieerzeugung tätig sind, nutzen dafür in der Regel Computer und teure Softwareprogramme. Die fortschreitende Digitalisierung birgt jedoch auch Bedrohungen. Eine CyberRisk-Versicherung sichert die Gefahren ab, die aus der Nutzung von elektronischen Daten auf Informations- und Telekommunikationsgeräten entstehen.

6. Erneuerbare Energien-Versicherung
Manche Anbieter haben extra ausgewiesene „Erneuerbare Energien-Versicherungen“ im Portfolio. Diese schützen beispielsweise speziell vor Schäden an Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Sie kommen zum Tragen, wenn etwa der Wechselrichter einer PV-Anlage kaputt geht.

Welche Agrarversicherung für welchen Einzelfall sinnvoll und angeraten ist, sollte am besten ein unabhängiger Fachmann klären. Zudem wird hier, wie auch bei den privaten Versicherungen, empfohlen, in regelmäßigen Abständen die Verträge zu prüfen. Änderungen, beispielsweise neue Anlagen, müssen gemeldet werden.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.

30. Jun 2025

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Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.